Julia Nawalnaja, Ehefrau von Alexej Nawalny, nimmt an der Münchner Sicherheitskonferenz teil.
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Witwe von Nawalny wirft Putin Satanismus vor

Nachdem die Witwe des verstorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny die Herausgabe seines Leichnams in einer emotionalen Videobotschaft forderte, wurde der Leichnam nun an dessen Mutter übergeben. Offenbar war der öffentliche Druck auf die russischen Behörden erfolgreich.

Die russischen Behörden haben den Leichnam von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny an dessen Mutter übergeben. Das bestätige am Samstag eine Sprecherin aus dem Umfeld des Dissidenten. Die Bestattung sei noch nicht erfolgt, schrieb Kira Jarmysch auf der Online-Plattform X. Es sei unklar, ob sie tatsächlich so stattfinden könne, wie die Angehörigen es wünschten.

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny

Am Samstagmorgen hatte Nawalnys Witwe in einer aufsehenerregenden Videobotschaft die Herausgabe der sterblichen Überreste gefordert. An den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet, sagte Julia Nawalnaja: «Geben Sie uns den Leichnam meines Mannes.» Dieser habe ein menschliches Begräbnis verdient, nach christlich-orthodoxer Sitte.

Putin sei kein echter Christ

Mit diesen Worten spielte Nawalnaja darauf an, dass sich Putin in der Öffentlichkeit gerne als praktizierender orthodoxer Christ zeige und meinte, dies sei Heuchelei. «Kein echter Christ könnte das tun, was Putin mit Alexej macht», sagte die 47-Jährige. Selbst nach seinem Tod werde der Körper als Geisel gehalten. Das sei nicht einmal Hass – «es ist Satanismus».

Die öffentlichen Glaubensbezeugungen des Staatschefs bezeichnete Nawalnaja als «Fake». Wahrer Glaube beschränke sich nicht auf das medienwirksame Küssen von Ikonen. «Es geht um Barmherzigkeit, um Erlösung», betonte sie.

Tod gibt weiter Rätsel auf

Der prominente Widersacher Putins starb vergangene Woche in einem sibirischen Straflager. Die genauen Umstände sind Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Einige Mitstreiter Nawalnys gehen gar von einer gezielten Tötung aus.

Pro Alexej Nawalny, contra Putin: eine Protestaktion im Juni 2021 in Genf.
Pro Alexej Nawalny, contra Putin: eine Protestaktion im Juni 2021 in Genf.

Der Aktivist mit guten Kontakten zu westlichen Regierungskreisen sass seit 2021 in Haft. Mehrere Gerichte in Russland hatten in fragwürdigen Prozessen langjährige Freiheitsstrafen gegen ihn verhängt – unter anderem wegen Extremismus. Insgesamt sollte er mehrere Jahrzehnte hinter Gittern verbringen. (kna)

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Julia Nawalnaja, Ehefrau von Alexej Nawalny, nimmt an der Münchner Sicherheitskonferenz teil. | © Keystone
25. Februar 2024 | 13:00
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