Papst Franziskus mit Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des ÖRK, beim Besuch 2018.
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Weltkirchenratsleiter Tveit würdigt Papstbesuch beim ÖRK

Wien, 11.7.18 (kath.ch) Die ökumenische Bewegung, an die sich die römisch-katholische Kirche 1964 mit dem Konzilsdokument zur Ökumene angeschlossen hat, ohne aber dem Genfer Dachverband beizutreten, ist auch heute «vital und stark». Dies betonte der Generalsekretär des Weltkirchenrats (Ökumenischer Rat der Kirchen), Olav Fykse Tveit, am Dienstag in Wien.

Die Kraft des Weltkirchenrats sei beim Besuch von Papst Franziskus am ÖRK-Sitz im Genfer Quartier des Nations sichtbar geworden, sagte Fykse Tveit in seinem Hauptreferat beim «Summer Course» von «Pro Oriente» in Wien. Das Treffen stand im Zeichen des 70-Jahr-Jubiläums des ÖRK.

Als «Pilger auf der Suche nach Einheit und Frieden» sei der Papst von Rom in die Schweiz gekommen, «um Schwestern und Brüder auf einem gemeinsamen Pilgerweg zu umarmen».

Der ÖRK-Generalsekretär unterstrich die Bedeutung des «Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Friedens», zu dem der Rat bei seiner 10. Vollversammlung 2013 in Busan eingeladen hat. Dieser Pilgerweg bedeute, Anteil zu haben an Gottes lebensfreundlicher Mission, Themen und Orte zu behandeln, die für Leben und Überleben der Menschheit von Bedeutung sind und die Gemeinschaft der Kirche durch eine starke spirituelle Dimension des gemeinsamen Gebets und der theologischen Reflexion zu vertiefen.

«Reise der Hoffnung»

Zugleich sei der Pilgerweg eine «Reise der Hoffnung», auf der nach bereits «hier und jetzt» sichtbaren Zeichen des «Reiches Gottes der Gerechtigkeit und des Friedens» Ausschau gehalten wird, um sie zu feiern. Es gehe aber auch um die Entdeckung von Möglichkeiten für gemeinsames Zeugnis und veränderndes Handeln, «mit einer offenen Einladung an alle Menschen guten Willens».

Das neue Moment in der einen ökumenischen Bewegung sei die Besinnung auf die Glaubensbasis, die «Liebe Christi, die uns drängt, miteinander zu gehen, miteinander zu beten, Hoffnung und Ermutigung zu teilen, einander zu begegnen, Vertrauen zu entwickeln, füreinander verantwortlich zu sein, füreinander zu sorgen und einzutreten, Beziehungen gegenseitiger Liebe aufzubauen». Das sei die Antwort auf die «starken Kräfte der Spaltung und Polarisierung in der Welt von heute».

Ökumenische Bewegung

Ausführlich ging der ÖRK-Generalsekretär auf die historische Entwicklung der ökumenischen Bewegung ein. Die unterschiedlichen Erwartungen im Hinblick darauf, was das Wichtigste am Ökumenismus ist, hätten zur Entwicklung der ökumenischen Bewegung beigetragen und prägten sie bis heute.

In der Diskussion betonte der Generalsekretär, dass der Weltkirchenrat nicht das Sekretariat in Genf sei, sondern die Gesamtheit der Mitgliedskirchen. Derzeit gebe es 350 Mitgliedskirchen, die 550 Millionen Christen in 140 Staaten repräsentieren. Der Weltkirchenrat verstehe sich als eine Gemeinschaft von Kirchen, die miteinander auf dem Weg sind, sagte Fykse Tveit und zitierte den ersten Satz der WCC-Verfassung:

«Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die den Herrn Jesus Christus gemäss der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes».

Der «globale Süden»

Die meisten Mitgliedskirchen und auch rund 45 Prozent der 550 Millionen Christen im ÖRK kommen aus dem «globalen Süden». Die katholische Kirche ist aktuell noch kein Mitglied, auch nicht viele der grossen evangelikalen und pentekostalen Kirchen.

Es finden sich im ÖRK aber die grossen Traditionsströme (orthodox, orientalisch-orthodox, anglikanisch, altkatholisch, evangelisch-lutherisch, evangelisch-reformiert, methodistisch, baptistisch und auch ökumenisch offene Pfingstler). (kap)

Papst Franziskus mit Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des ÖRK, beim Besuch 2018. | © Oliver Sittel
11. Juli 2018 | 17:38
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