Schweiz
Wägitaler Kirchenschreiber soll eine Prostituierte misshandelt haben
Der Wägitaler Kirchenschreiber Bernhard Diethelm (40) steht kommenden Montag in Zürich vor Gericht. Ihm werden unter anderem versuchte Vergewaltigung, Gefährdung des Lebens und verbotene Pornografie vorgeworfen. Mutmassliches Opfer ist eine Prostituierte.
Barbara Ludwig
Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl hat Anklage gegen den Schwyzer SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm (40) erhoben, der in der Kirchgemeinde Wägital SZ als Kirchenschreiber amtet. Dem Beschuldigten werden laut Medienberichten versuchte Vergewaltigung, versuchte sexuelle Nötigung, Gefährdung des Lebens, mehrfache einfache Körperverletzung und mehrfache Tätlichkeit vorgeworfen.
Sadomasochistische Rollenspiele vereinbart
Diethelm soll sich am 21. Juni 2021 im Zürcher Rotlichtmilieu mit einer Prostituierten zu sadomasochistischen Rollenspielen verabredet haben. Dies berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» unter Verweis auf die Anklageschrift. Für die sexuellen Dienstleistungen soll er der Prostituierten 4200 Franken geboten haben, wenn sie für ihn fünf Stunden Zeit reserviere und nach ihm keine weiteren Kunden mehr empfange.
Frau mit unbekannter Substanz betäubt
Beim Treffen soll der Kirchenschreiber die Frau so stark gewürgt haben, dass sie mehrere Verletzungen erlitt. Er habe die Geschädigte zudem «wissentlich und willentlich» in Lebensgefahr gebracht, hält die Staatsanwaltschaft fest. Weiter habe der Beschuldigte versucht, die Frau mit einer unbekannten Substanz zu betäuben, um sie sexuell gefügig zu machen. Dadurch habe sie Schürfwunden, Verbrennungen und Verätzungen um den Mund und am Kinn erlitten.
Während des Treffens rief die Frau zwei Mal um Hilfe, wie aus der Beschreibung des Vorfalls durch die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hervorgeht. Einmal auf dem Balkon, auf den sie sich geflüchtet hatte. Und einmal, als sie es schaffte, die Wohnungstür zu öffnen. Als der Beschuldigte gemerkt habe, dass die Nachbarn auf die Hilfeschreie aufmerksam geworden seien, habe er das Haus barfuss und mit Halsband und Hundeleine verlassen.
Bilder von Sex mit Tieren
Bei der Auswertung des Handys und Notebooks des Beschuldigten sind zudem insgesamt 56 verbotene Bilder «der Kategorie Zoophilie» gefunden worden. Sie zeigen sexuelle Handlungen mit Tieren. Diethelm hat laut Keystone-SDA der Sexarbeiterin im Vorfeld des Treffens über Whatsapp einen Link zu 43 solcher Bilder geschickt.
Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Gefängnis
Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von vier Jahren sowie eine Busse von 1000 Franken. Der Prozess findet am kommenden Montag am Bezirksgericht Zürich statt. Für Diethelm gilt die Unschuldsvermutung.
Öffentlich wurde der Vorfall bereits vor zwei Jahren. Im Juni 2021 wurde der SVP-Politiker laut Keystone-SDA im Kanton Schwyz vorläufig festgenommen. Nach einer mehrstündigen Befragung kam er wieder auf freien Fuss.
Im August 2021 teilte Diethelm in einer persönlichen Erklärung mit, er rechne mit einem Freispruch, «da ich unschuldig bin». Zudem wies er darauf hin, der untersuchte Sachverhalt sei «rein privater Natur», der seine politische Tätigkeit und sein politisches Amt in keiner Art und Weise tangiere und daher auch nicht von öffentlichem Interesse sei.
SVP Schwyz fordert Sistierung der Parteimitgliedschaft
Die SVP des Kantons Schwyz sieht dies unterdessen anders. Sie hat die Ortspartei Wägital am Sonntag aufgefordert, die Parteimitgliedschaft von Bernhard Diethelm per sofort und bis zu einem allfälligen Freispruch zu sistieren. Die Kantonalpartei zeigt sich «erschüttert von den öffentlich gewordenen, schwerwiegenden Vorwürfen» gegen Bernhard Diethelm, schreibt sie in einer Medienmitteilung von Sonntag.
Wenig Freude an den Nachrichten über den Kirchenschreiber dürfte man auch in den Pfarreien des Wägital haben. Guido Hangartner, Pfarrer in Vorderthal SZ, sagt mit Verweis auf das laufende Verfahren, man gebe grundsätzlich keine Auskunft. «Es ist noch kein Urteil gesprochen. Wir wollen keine Vorverurteilung und geben der Schweizer Justiz die Chance, die Vorwürfe zu prüfen», sagt Hangartner auf Anfrage von kath.ch.
Diethelm bekämpfte kirchliches Stimmrecht für Ausländer
Bernhard Diethelm sorgte mit konservativen Positionen immer wieder für Schlagzeilen. 2021 stimmten die Katholikinnen und Katholiken in Schwyz darüber ab, ob auch Menschen ohne Schweizer Pass ein Stimmrecht für kirchliche Abstimmungen erhalten sollten. Diethelm führte die Nein-Kampagne an, konnte sich allerdings nicht durchsetzen.
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