Zitat
Vreni Peterer zum Walliser Chorherren-Entscheid: «Ein Schlag ins Gesicht von Missbrauchsbetroffenen»
«Geht’s noch?», dachte die Präsidentin der IG Missbrauch Kirche, als sie das Neueste zum Fall des Chorherrn Gilles Roduit erfuhr. Bischof Jean-Marie Lovey hat Roduit – nach dessen Hungerstreik – wieder als Pfarrer von Saint-Maurice eingesetzt, trotz erneuten Missbrauchsvorwürfen im letzten November.
«Als ich die Nachricht im Radio hörte, war meine erste Reaktion: Geht’s noch? Das darf doch nicht wahr sein! Was läuft denn da ab? Was macht denn dieser Bischof? Ist er so leicht erpressbar? Will die Kirche etwa auf diese Weise wieder Glaubwürdigkeit schaffen? Nein! So kann kein Vertrauen geschaffen werden! So wächst der grosse Berg an Misstrauen noch weiter an.
Für Betroffene von sexuellem und spirituellen Missbrauch im Umfeld der Katholischen Kirche ist ein solcher Entscheid ein Schlag ins Gesicht. Mit Sicherheit nicht nur für sie. Auch für jene viele Menschen, die keinen Missbrauch erleben mussten, aber betroffen sind darüber, was in der Katholischen Kirche schiefläuft. Das sind Menschen, die öffentlich Reformen fordern.
«Musste die betroffene Person darüber aus den Medien erfahren?»
Für Menschen, die bereits aus der Kirche ausgetreten sind, ist dieser Fall ein weiteres Zeichen dafür, dass kirchliche Verantwortungsträger immer noch nichts gelernt haben, wenn es um den Schutz von Betroffenen geht. Fehlt dafür eventuell das Einfühlungsvermögen, die Sensibilität? Dieses Thema werden wir mit Sicherheit beim Treffen mit der Bischofskonferenz Anfang Juni ansprechen.
Für mich stellt sich auch die Frage: Wann und wie wurde das Opfer über den Entscheid von Jean-Marie Lovey informiert? Musste die betroffene Person darüber aus den Medien erfahren, oder wurde sie hoffentlich vorher darüber informiert? Wurde der Person irgendeine Unterstützung oder Begleitung angeboten in dieser für sie schwierigen Situation?»
Das schreibt Vreni Peterer auf Anfrage von kath.ch. Peterer vertritt als Präsidentin der IG Missbrauch Kirche die Missbrauchsbetroffenen in der katholischen Kirche der Deutschschweiz – und ist selbst Missbrauchsbetroffene. Sie habe über die Medien vom Fall Roduit erfahren, schreibt sie. Der Chorherr von Saint-Maurice, Gilles Roduit, hatte am 3. Mai einen Hungerstreik begonnen mit der Forderung, erneut als Pfarrer von Saint-Maurice arbeiten zu können. Wenige Tage später entschied der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, diese Forderung zu erfüllen. (rp)
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