Christoph Berten vor der Übergabe der Petition an Bischof Felix Gmür in Solothurn
Schweiz

«Vertrauensbruch» gegenüber Missbrauchsopfer: Petition fordert Bischof Gmürs Rücktritt

Am Donnerstag hat Christoph Berten am Bischofssitz in Solothurn eine Online-Petition überreicht. Die 81 Unterschreibenden fordern darin den Rücktritt des Basler Bischofs Felix Gmür. Er habe mit der Weitergabe sensibler Daten von Denise Nussbaumer* an den Täter versagt.

Regula Pfeifer

Auslöser für die Petition von Christian und Melanie Berten war der mutmassliche Missbrauchsfall Denise Nussbaumer* (Pseudonym). Das Ehepaar Berten hat von 2010 bis 2014 den katholischen Seelsorgeverband Diessenhofen-Basadingen-Paradies im Kanton Thurgau geleitet und ist weiterhin in Diessenhofen und der dortigen Pfarrei zuhause. Bischof Felix Gmür war ihr Vorgesetzter.

Am Donnerstag hat Christoph Berten – mitten im Schneegestöber – die Petition zum Bischofssitz in Solothurn gebracht. Unterschrieben haben die Online-Aktion auf OpenPetition insgesamt 81 Personen. Er sei sehr freundlich empfangen worden von der Kommunikationsverantwortlichen, Barbara Melzl, und von Bischof Felix Gmür, sagt Berten gegenüber kath.ch.

Thema des Gesprächs seien unter anderem die geplanten und umgesetzten Massnahmen gewesen. «Was mir aber gestern, wie auch schon in den vergangenen Monaten gefehlt hat, ist die Verantwortungsübernahme des Bischofs verbunden mit einer transparenten Aufarbeitung der Vergangenheit. Dies hat mein Vertrauen stark beschädigt.»

Interesse des Bischofs

«Bischof Felix Gmür interessiert sich für die Beweggründe der Petition», schrieb Melzl danach. «Er hörte die Anliegen der Initianten der Petition an und anerkennt, dass auch sie sich für die Aufarbeitung sowie gerechte Behandlung von Betroffenen einsetzen. Einigkeit herrscht auch darin, dass die Betroffenen im Mittelpunkt stehen müssen.»

Christoph Berten mit der Petition - vor dem Bischofssitz von Felix Gmür
Christoph Berten mit der Petition - vor dem Bischofssitz von Felix Gmür

Die Petition kritisiert, dass im aktuellen «Fall Nussbaumer» Bischof Felix Gmür persönliche Informationen der Betroffenen an den Täter weitergeleitet hat: ihre Kontaktdaten und intime Tagebuchaufzeichnungen.

Viele Fälle von Versagen der Kirche

«Nach den vielen Fällen von Versagen der katholischen Kirche im Umgang mit Missbrauchsbetroffenen ist dies einmal mehr ein massiver Vertrauensbruch gegenüber einer schutz- und hilfesuchenden Person», schreiben die Petitionäre. Sie weisen darauf hin, dass eine solche Handlung für Betroffene retraumatisierend wirken könnten.

Forderung an den «guten Hirten»

Gemäss Petition hatte sich Bischof Felix Gmür – als guter Hirte – dem Missbrauchsopfer besonders zuwenden müssen. Und er hätte ein Vorbild sein müssen bei der Aufgabe, Grenzüberschreitungen und Missbrauch zu verhindern. Nicht nur gegenüber Denise Nussbaumer, sondern auch gegenüber allen kirchlichen Mitarbeitenden.

Die Petitionäre fordern Gmür schliesslich dazu auf, als guter Hirte zu seiner Verantwortung zu stehen und «um der betroffenen Person willen als Bischof zurückzutreten».

Die Petition hatte ursprünglich 500 Unterschriften zum Ziel. Weshalb nun nur 81 Personen unterschrieben, ist den Petitionären nicht klar. «Die eine oder andere Person hat berufliche Gründe geltend gemacht», sagt Berten. (ergänzt, 18 Uhr)

*Name geändert. Der richtige Name ist der Redaktion bekannt.


Christoph Berten vor der Übergabe der Petition an Bischof Felix Gmür in Solothurn | © zVg
1. Dezember 2023 | 14:00
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