Lehrstuhl für Religionspädagogik: Auf den Priester Stephan Leimgruber (links) folgt Mirjam Schambeck.
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Streit um Leimgruber-Nachfolge: Gericht macht Weg für Mirjam Schambeck frei

Nach acht Jahren Rechtsstreit kann die LMU München die Nachfolge des Schweizer Religionspädagogen Stephan Leimgruber (73) besetzen. Der Verwaltungsgerichtshof lehnte eine Konkurrentenklage in letzter Instanz ab. Damit kann Mirjam Schambeck (56) von Freiburg nach München wechseln.

Raphael Rauch

Stephan Leimgruber (73) ist erleichtert: Endlich erhält sein einstiger Lehrstuhl für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München eine Nachfolgerin. 

«Mirjam Schambeck ist eine exzellente Wahl»

«Ich freue mich sehr für die LMU und Mirjam Schambeck. Fachlich wie menschlich ist sie eine exzellente Wahl», sagt Stephan Leimgruber am Freitag zu kath.ch. 

Stephan Leimgruber, katholischer Theologe.
Stephan Leimgruber, katholischer Theologe.

Ihm habe es gar nicht gefallen, vom fernen Luzern aus zuzusehen, wie der Lehrstuhl in München verwaist war. Aufgrund der vielen Lehramtsstudierenden gilt die Religionspädagogik als zentrales Fach im Theologie-Studium. «Es gab glücklicherweise gute Vertretungen. Aber endlich gibt es mit Mirjam Schambeck eine Lösung auf Dauer. Die Zitterpartie war für alle Seiten unschön», sagt Stephan Leimgruber.

Diplom statt Staatsexamen

Der Priester des Bistums Basel wurde 2014 emeritiert. Eigentlich sollte schon damals die Franziskanerin Mirjam Schambeck seine Nachfolgerin werden. Doch ein Privatdozent stiess eine Konkurrentenklage an – und berief sich auf die öffentliche Ausschreibung, die ein Staatsexamen verlangte.

Freiburg im Breisgau
Freiburg im Breisgau

Dieses Kriterium erfüllte Mirjam Schambeck nicht. Zwar war sie bereits Professorin für Religionspädagogik an der Uni Freiburg im Breisgau. Allerdings hatte sie in Regensburg ein Diplom und kein Staatsexamen absolviert.

Abweichungen «nur in begründeten Ausnahmefällen möglich»

Trotzdem hielt die LMU München an ihrer Berufung fest – und musste einen jahrelangen Rechtsstreit führen. «Eine Nonne ohne Staatsexamen», titelte die «Süddeusche Zeitung» am 24. Mai 2014.

Laut dem Artikel verlangt das Bayerische Hochschulpersonalgesetz «für Professoren, die in der Lehrerbildung tätig sind, den Nachweis der Lehramtsbefähigung. Das bedeutet: erstes und zweites Staatsexamen sind erforderlich.» Abweichungen seien «nur in begründeten Ausnahmefällen möglich».

Schweizer Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof in den Streit involviert

Doch genau auf diese Ausnahmefälle bezog sich die LMU. Der Schweizer Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof war 2014 Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. Wegen des Rechtsstreits musste er viele Gespräche führen.

Der Theologe Franz-Xaver Bischof auf der vierten Synodalversammlung am 9. September 2022 in Frankfurt.
Der Theologe Franz-Xaver Bischof auf der vierten Synodalversammlung am 9. September 2022 in Frankfurt.

Mirjam Schambeck erreichten damals viele Sympathiebekundungen: «Viele der genannten und unbelegten Vorwürfe gegen Frau Schambeck sind schlicht falsch und einfach zu widerlegen», schrieb 2014 der Augsburger Religionspädagoge Georg Langenhorst in einem Leserbrief.

Konkurrentenkläger zieht den Kürzeren

Acht Jahre später hat nun der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Konkurrentenklage in zweiter und letzter Instanz abgewiesen. Damit wird der Weg für Mirjam Schambeck nach München frei.

Wie dem Urteil zu entnehmen ist, schaffte Mirjam Schambeck im Berufungsverfahren den zweiten Platz – »der zunächst erstplatzierte Bewerber» sei «dem Ruf nicht gefolgt».

Der Konkurrentenkläger gilt in der religionspädagogischen Community als wenig anerkannt. Mirjam Schambeck wollte ihren Ruf nach München gegenüber kath.ch nicht kommentieren.


Lehrstuhl für Religionspädagogik: Auf den Priester Stephan Leimgruber (links) folgt Mirjam Schambeck. | © kath.ch
23. September 2022 | 15:43
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