Stefan Loppacher
Schweiz

Stefan Loppacher – verliebt und verteufelt als Seminarist

Der römisch-katholische Priester Stefan Loppacher gibt im «Beobachter» mehr Brisantes von sich preis. Etwa dass er sich bereits als Seminarist verliebt hat – ihm aber dann mit dem Teufel gedroht wurde. Und dass er keine Liturgie mehr erträgt.

Regula Pfeifer

An Stefan Loppachers Berufung zum Priester zweifelte niemand – weder er noch Eltern, Lehrer oder Seelsorger. Das wird aus dem Artikel der Zeitschrift «Beobachter» mit dem Titel «Dieser Priester hat sich von Gott verabschiedet» klar.

Verliebt im Priesterseminar

Und doch kam es anders: Er verliebte sich. Nicht erst vor vier Jahren, wie er sich kürzlich outete. Und von seiner Partnerin sprach. Sondern bereits Jahre zuvor. 1999, als er das Priesterseminar besuchte und auf dem besten Weg ins zölibatäre Leben war.

Doch als er sich zwei Seelsorgern anvertraute, erlebte er «spirituelle Gewalt», wie er es nennt. Der eine Seelsorger habe die Frau sofort kennenlernen wollen, der andere von «einer Versuchung des Teufels» gesprochen.

Beziehung abgebrochen

«Da ist etwas in mir zerbrochen», sagt er dem «Beobachter». Und führt aus: «Die Kirche pfuschte in mein Beziehungsleben hinein und drohte mit dem Teufel und der Hölle. Und ich habe mich nie gefragt, was denn besser für mich wäre: diese Beziehung oder meine Beziehung zu Gott.» Er beendete die Beziehung zur Frau.

Frau und Mann, Hand in Hand
Frau und Mann, Hand in Hand

Loppacher studierte zwar weiter – sogar in Rom, wo er in den konservativen katholischen Orden Diener des Leidens gerät – und dabei Unterdrückung und Ausbeutung erfährt. Loppacher erkrankte an einer Depression und löste sich von dem Orden.

Kein Interesse an Messe

Innerlich habe er sich damals bereits von der Kirche verabschiedet, sagt Loppacher. «Ab etwa 2012 ging ich nicht mehr zur Messe. Als Priester ist das ein absolutes No-Go, aber es hat mich einfach nicht mehr interessiert.»

Zurück in der Schweiz sein «letzter Versuch, als Priester zu leben», wie er im «Beobachter» sagt. Doch der scheitert. Der Vikar und andere Kirchenangestellten wehrten sich gegen das Verhalten des Pfarrers, das sie als Mobbing empfanden. Eine erneute Depression war die Folge.

«Für mich fühlt es sich so an, als hätte Gott Suizid begangen.»

Heute sagt er: «Ich bin glücklich» – und spricht damit die Beziehung mit seiner Partnerin an. Weder die Kirche noch Gott fehlten ihm. «Für mich fühlt es sich so an, als hätte Gott Suizid begangen, als wäre er einfach nicht mehr da. Und er fehlt mir überhaupt nicht.»

Stefan Loppacher
Stefan Loppacher

Dass ihm seine Aussagen seinen Job bei der Kirche kosten könnte – er ist seit 2021 Präventionsbeauftragter des Bistums Chur, ist Stefan Loppacher bewusst. «Ich habe eine Exit-Strategie», zitiert ihn der «Beobachter».


Stefan Loppacher | © tv.telezueri.ch
7. Dezember 2023 | 17:22
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