Papst Franziskus ordnet Prozess gegen Rupnik an

Der slowenische Priester und mutmassliche Missbrauchstäter Marko Rupnik wurde aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen. Geistlicher blieb er trotzdem. Ein slowenisches Bistum nahm ihn auf – und rechtfertigt nun seine Entscheidung. Der Papst lässt den Fall Rupnik nun indes neu untersuchen.

Der ehemalige Jesuit und mutmassliche Missbrauchstäter Marko Rupnik ist bereits Ende August in die Diözese Koper inkardiniert worden, heißt es in einer Erklärung des Generalvikars Slavko Rebec gegenüber der US-amerikanischen «Catholic News Agency».

Inkardination bestätigt

Jüngst hatten noch mehrere Quellen aus dem Umfeld des Jesuitenordens von der Inkardination Rupniks in die slowenische Diözese berichtet, gegenüber katholisch.de bestätigte die Diözese die zuvor kursierenden Gerüchte.

Marko Ivan Rupnik, Künstler und Priester.
Marko Ivan Rupnik, Künstler und Priester.

In der Erklärung des Generalvikars heisst es, der Ortsbischof habe Rupniks Antrag auf Aufnahme in die Diözese aufgrund des «Dekrets über seine Entlassung aus dem Jesuitenorden» und «der Tatsache, dass kein gerichtliches Urteil gegen ihn ergangen ist», stattgegeben.

Solange Rupnik nicht verurteilt sei, «geniesst er alle Rechte und Pflichten eines Diözesanpriesters», heisst es in der Erklärung der Diözese, die sich unter Verweis auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auf die Unschuldsvermutung beruft.

Neue Untersuchung des Papstes

Nun Papst Franziskus hat überraschend eine neue Untersuchung im Fall des slowenischen Priesters Marko Rupnik angeordnet. Dies teilte das vatikanische Presseamt am Freitag mit.

Dem ehemaligen Jesuiten wird von mehreren Ordensfrauen vorgeworfen, er habe sie unter Ausnutzung seiner Autorität als Priester zu sexuellen Handlungen gebracht.

Papst Franziskus spricht gerne spontan zu Medienschaffenden.
Papst Franziskus spricht gerne spontan zu Medienschaffenden.

Laut der Mitteilung hat der Papst persönlich die Verjährungsfristen in dem Fall aufgehoben und die Vatikanbehörde für Glaubensfragen mit der Untersuchung beauftragt. Weiter heisst es in der Mitteilung: «Der Papst ist fest davon überzeugt: Wenn es etwas gibt, was die Kirche von der Synode lernen muss, ist es, aufmerksam und mitfühlend den Leidenden zuzuhören.»

Intervention der Päpstlichen Kinderschutzkommission

Auslöser der überraschenden Entscheidung des Papstes ist laut der Mitteilung eine Intervention der Päpstlichen Kinderschutzkommission.

Diese habe Franziskus im September darauf hingewiesen, dass es «schwerwiegende Probleme im Umgang mit dem Fall und einen Mangel an Nähe zu den Opfern gegeben habe.»

Rupnik Mosaik Notre Dame in Genf
Rupnik Mosaik Notre Dame in Genf

Sanktionen gegen Rupnik-Vertraute

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Rupnik gibt es bislang nur Sanktionen gegen die Ordensfrau Ivanka Hosta. Mit ihr hatte Rupnik die Loyola-Gemeinschaft von Ordensfrauen in Slowenien mitbegründet. Mitglieder der Gemeinschaft haben die Vorwürfe gegen Rupnik erhoben. Im Juni wurde die Rupnik-Vertraute, die seit 1994 Generaloberin der Gemeinschaft war, aus der Leitung entlassen.

Die Heilige Familie in einem Mosaik des Jesuiten Marko Ivan Rupnik.
Die Heilige Familie in einem Mosaik des Jesuiten Marko Ivan Rupnik.

Ihr wurde jeglicher Kontakt zur Gemeinschaft und zu den Schwestern untersagt. Das Disziplinardekret des Vikariats Rom gegen Hosta scheint von einer Täterschaft Rupniks auszugehen: Die Ordensfrau soll unter anderem monatliche Wallfahrten unternehmen und dort «für die Opfer des Verhaltens von Pater Marko Ivan Rupnik ” beten.

Mosaikkünstler

Die Diözese Koper erstreckt sich über den Westen Sloweniens. Rupnik wurde in der slowenischen Kleinstadt Zadlog geboren, die zur Diözese gehört. Gegen den einst bekannten Mosaikkünstler liegen Missbrauchsvorwürfe aus den Jahren 1980 bis 2000 vor. Mitte Juni wurde er aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen. Kleriker blieb er weiterhin. (kna)


Jesuit Marko I. Rupnik | © Wikimedia Commons/Centroaletti, CC BY-SA 4.0
27. Oktober 2023 | 15:00
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