Marko Ivan Rupnik, Künstler und Priester.
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Missbrauchsbetroffene entrüstet über Bericht zu Marko Rupnik

Ein Kirchenrechtler äusserte Zweifel daran, ob es rechtens war den ehemaligen Jesuiten Marko Rupnik wegen sexuellen Kontakten mit erwachsenen Frauen vorübergehend aus der Kirche auszuschliessen. Missbrauchsbetroffene reagieren kritisch. In der Schweiz existieren mehrere Mosaike des Künstlers Marko Rupnik.

Missbrauchsbetroffene haben sich bestürzt über einen Prüfbericht im Fall Marko Rupnik geäussert. Der vom Bistum Rom beauftragte Kirchenrechtler Giacomo Incitti hatte in seinem Abschlussbericht Zweifel daran geäussert, dass die zwischenzeitliche Exkommunikation Rupniks wegen sexuellen Kontakts mit erwachsenen Frauen rechtens war.

Der Report zeige, dass sich die Kirche nicht für die Opfer interessiere, heisst es nun in einem offenen Brief auf der italienischen Betroffenen-Plattform Italy Church Too. Das Wort der «Nulltoleranz für sexuellen Missbrauch in der Kirche» sei nur eine öffentliche Kampagne gewesen.

«Opfer werden dem stummen Schrei eines neuerlichen Missbrauchs überlassen»

«Die Opfer werden dem stummen Schrei eines neuerlichen Missbrauchs überlassen», steht in dem Brief. Zu den Erstunterzeichnerinnen zählen unter anderem die Innsbrucker Theologin Mira Stare sowie Fabrizia Raguso, ehemaliges Mitglied der slowenischen Loyola-Gemeinschaft, die Rupnik mitgegründet hatte.

Marko Rupnik (68) ist ein Mosaikkünstler, katholischer Priester und früherer Jesuitenpater. In Rom begründete und leitete der Slowene viele Jahre das «Centro Aletti», das auch ein geistliches Zentrum ist. Weil er im Zusammenhang mit der Beichte sexuellen Kontakt mit erwachsenen Frauen gehabt haben soll, war Rupnik 2020 zeitweise exkommuniziert, also aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen.

Aus Orden ausgeschlossen

Mittlerweile werfen ihm mehrere Frauen vor, er habe sie sich in seiner Rolle als Geistlicher sexuell gefügig gemacht. Der Jesuitenorden verhing Auflagen gegen sein Mitglied, an die sich Rupnik aber nicht hielt. Vergangenen Juni schloss der Orden den Künstler schliesslich aus seinen Reihen aus.

«Begründete Zweifel» an Antrag auf Exkommunikation

Neben den Jesuiten beschäftigte auch das Bistum Rom der Fall. Die Diözese entsandte einen Prüfer, den Kirchenrechtler Incitti, in das Aletti-Zentrum. In seinem Abschlussbericht stellt Incitti «schwerwiegende Abweichungen» fest, die «begründete Zweifel» an dem Antrag auf Exkommunikation hervorriefen.

Rupnik und die Mitarbeitenden der Werkstatt «Centro Aletti» in Rom haben Mosaiken für mehr als 150 Kirchen weltweit entworfen. Unterdessen ist mancherorts eine Diskussion über den Umgang mit den Kunstwerken in Gang gekommen, so auch in Genf. In der Rhonestadt existieren 13 Mosaike, die meisten davon sind an römisch-katholischen Kirchen angebracht.

Kritik an Treffen von Papst mit neuer Direktorin

Vergangenen Freitag hatte Papst Franziskus die neue Direktorin des «Centro Aletti», Maria Campatelli, empfangen. Sie hatte zuvor von einer angeblichen Medienkampagne gegen Rupnik gesprochen. Die Betroffenen kritisierten auch dieses Treffen in ihrem Brief. Die Begegnung sei ein Schlag ins Gesicht, zumal Franziskus ihnen ein Treffen bislang verweigert habe. (cic)


Marko Ivan Rupnik, Künstler und Priester. | © KNA
21. September 2023 | 09:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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