Bischof Antonio Crameri
Schweiz

Schweizer Bischof versucht in Ecuador Menschen zu retten

Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Ecuador weiten sich aus. «Ein Grossteil der Täter sind Jugendliche, junge Menschen ohne Lebenserfahrung und Ausbildung.» Sie sind wie ein «Stück Fleisch auf der Schlachtbank, an die Front geschickt, um sich umbringen zu lassen», sagt der Schweizer Antonio Crameri, der Bischof des Apostolischen Vikariats von Esmeraldas ist. Er bittet die Schweiz um Hilfe.

Jacqueline Straub

Seit dem spurlosen Verschwinden des gefährlichsten Drogenbosses des Landes, José Adolfo Macías alias «Fito», aus seiner Gefängniszelle, versinkt Ecuador im Chaos. Präsident Daniel Noboa hat am 8. Januar 2024 den landesweiten Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Drohungen und Panik

Mit einem Terrorangriff nach dem anderen versetzt das organisierte Verbrechen seitdem die ecuadorianische Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die Clanmitglieder schüchtern regelmässig die Öffentlichkeit ein, indem sie etwa Autobomben zünden oder mit Drohbotschaften und Angriffen Panik in öffentlichen Einrichtungen wie Universitäten, Schulen und Krankenhäusern auslösen.

Bischof Antonio Crameri vermittelt zwischen Konfliktparteien
Bischof Antonio Crameri vermittelt zwischen Konfliktparteien

So stürmten sie während einer Livesendung den staatlichen Fernsehsender in der Hafenstadt Guayaquil. «Ein Grossteil der Täter sind Jugendliche, junge Menschen ohne Lebenserfahrung und Ausbildung, wie ein Stück Fleisch auf der Schlachtbank, an die Front geschickt, um sich umbringen zu lassen», wird Bischof Antonio Crameri in einer Mitteilung von Missio Schweiz, dem Schweizer Zweig der Päpstlichen Missionswerke, zitiert.

Epizentren der Gewalt

Antonio Crameri lebt seit 2002 in Ecuador. Er ist in Locarno geboren und in Graubünden aufgewachsen. Seit 2021 ist er Bischof des Apostolischen Vikariats Esmeraldas in der gleichnamigen Provinz im Nordwesten des Landes, einem der Epizentren der derzeitigen Gewalt.

«Wir sind hier im Krieg, in einem Bürgerkrieg», so Crameri. Seit Dezember wurden in der Unruheprovinz sieben Drogenbosse umgebracht. Gewalt schlägt in Gegengewalt von rivalisierenden Mafiaclans um. Das führte zu brennenden Tankstellen, Bombenanschläge auf die Polizeizentrale, verbrannte Fahrzeuge, Plünderungen, willkürliche Zerstörungen und immer wieder Schiessereien, heisst es in der Mitteilung.

Kapelle im Amazonasgebiet von Ecuador
Kapelle im Amazonasgebiet von Ecuador

Viele Menschen sind aufgrund der ausufernden Gewalt und der persönlichen Bedrohung auf der Flucht. Wer sein Leben retten will, lässt alles zurück. «Es vergeht keine Woche, in der ich nicht ein Telefonat von einer bedrohten Familie erhalte, die mich bittet, sie an einen sicheren Ort zu bringen» so Crameri.

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Die Kirche versucht in dieser schwierigen Situation den Menschen besonders nahe zu sein, so auch in der Provinz Esmeraldas, schreibt das Päpstliche Missionswerk. Bischof Antonio Crameri möchte den Menschen mit seinen Besuchen und geistlicher Begleitung vor Ort Hoffnung aus dem Glauben geben und ihnen konkrete Hilfe anbieten.

Gewaltprävention und Hilfe für die Betroffenen

Mit dem Sozialzentrum «Hospital de Campaña» leistet Bischof Crameri einen konkreten Beitrag zur Gewaltprävention und Hilfe für die Betroffenen von Gewalt in der Provinz Esmeraldeas. Ein ganzheitliches Konzept aus medizinischer, psychologischer und seelsorglicher Betreuung bietet den Opfern der gewalttätigen Auseinandersetzungen eine Rückzugsmöglichkeit und eine Unterstützung, die sie staatlicherseits nicht bekommen können.

Das Zentrum ist aber auf finanzielle Hilfe und Spenden aus dem Ausland angewiesen. «Unterstützen Sie uns bitte und beten Sie für uns», bittet Bischof Antonio Crameri in der Medienmitteilung von Missio.


Bischof Antonio Crameri | © Jacqueline Straub
27. Januar 2024 | 14:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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