Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur.
Schweiz

Regens Daniel Krieg will junge Katholikinnen und Katholiken nicht in Schubladen stecken

Es gibt Jugendliche, die eher bewahrend sind, während andere offen für Veränderungen sind. Das sagt Daniel Krieg. Der Regens des Priesterseminars St. Luzi nimmt Unterschiede zwischen jungen Katholikinnen und Katholiken wahr. Doch er lehnt die Abgrenzungen ab. «Es sollte darum gehen, nicht zu urteilen, sondern zuzuhören».

Barbara Ludwig

«Jugendliche, die man in Kirchenbänken antrifft, denken eher traditionell und bewahrend. Die jungen Ministranten und Firmlinge sind dagegen eher offen für Veränderungen.» Das sagt Daniel Krieg im Interview mit dem «Bündner Tagblatt» vom Samstag. Der Regens des Priesterseminars St. Luzi in Chur äussert sich anlässlich des Deutschschweizer Weltjugendtags, der dieses Wochenende in Chur stattfindet.

Sehnsucht nach Klarheit

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtages in der Schweiz schätzt Krieg ebenso konservativ ein, wie es eine Umfrage der Zeitung «La Croix» bei Weltjugendtag-Teilnehmern in Frankreich festgestellt hat. Frankreich sei sehr säkular, erklärt er. «In einer Zeit, in der sich alles schnell verändert, sehnen sich viele Menschen nach Sicherheit, nach Richtlinien, nach Klarheit.» Und tendenziell seien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtages «da eher bewahrend».

Die Schweizerfahne ist überall anzutreffen in Lissabon am Weltjugendtag, 2023.
Die Schweizerfahne ist überall anzutreffen in Lissabon am Weltjugendtag, 2023.

Ein anderes Ergebnis würde eine Umfrage aber ergeben, wenn man alle jungen Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz befragen würde, so der Leiters des Priesterseminars der Diözese Chur. «Und wieder sind wir bei den Schubladen, die ich nicht mag.» Das führe zu einer Abgrenzung. Dabei sollte es darum gehen, «nicht zu urteilen, sondern zuzuhören».

Katholisch heisst weltumspannend

«Warum ist jemand traditionell? Warum will jemand Veränderung?»  Wenn man versuche, einander zu verstehen, finde man vielleicht einen Weg, wie Kirche gehen könne. Dazu brauche es alle, sagt Krieg. «Denn katholisch heisst nicht uniform. Katholisch heisst weltumspannend.»

«Für junge Leute ist das heute fast nicht auszuhalten: einfach mal dazusitzen, ohne Ablenkung.»

Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur

Eine Hauptursache für den Rückgang des Kirchgangs bei jungen Menschen sieht Krieg in der digitalen Entwicklung. Für viele stelle die Überflutung durch Informationen eine Überforderung dar. Dadurch habe man verlernt, mit Stille umzugehen. Ein Gottesdienst lebe aber nun einmal von der Langsamkeit, von den Ritualen, so der Regens.

«Für junge Leute ist das heute fast nicht auszuhalten: einfach mal dazusitzen, ohne Ablenkung.» Er kenne junge Menschen, die ihm im Unterricht sagten, sie könnten das nicht. «Wer sich dafür keine Zeit nimmt, für den ist Kirche dann halt langweilig.»

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Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur. | © zVg
5. Mai 2024 | 09:00
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