Pfarrer Mikołaj Piotr Szczygiel (l.) und Michał Klementowicz.
Schweiz

Pfarrer von Bitsch: «Die Helikopter-Piloten sind unsere Helden»

Die Pfarrei Bitsch betet in der Frühmesse vom Donnerstag für die Einsatzkräfte beim Waldbrand. Im Anschluss an die Feier trifft kath.ch den Pfarrer Mikołaj Piotr Szczygiel. Er kennt die Situation vor Ort: «Die Einsatzkräfte sind sehr müde», sagt er. Aufgrund des Grossbrands sei «die Bevölkerung in einem Schock». Jede Hilfe sei jetzt wichtig, auch seelsorgerliche.

Charles Martig

Die Frühmesse beginnt um 8.30 Uhr in der Bruder Klaus Kirche in Bitsch. Es ist eine kleine Gruppe von Gläubigen, die hier gemeinsam beten. Pfarrer Mikołaj Piotr Szczygiel spricht von den Feuerwehrleuten und sagt: «Die Helikopter-Piloten und die Einsatzkräfte im Waldbrand sind unsere Helden». Bei den Fürbitten gibt es eine besondere Bitte für die Feuerwehr.

Gottesdienst in Bitsch und Gebet für die Feuerwehrleute mit Pfarrer Mikołaj Piotr Szczygiel und Michał Klementowicz
Gottesdienst in Bitsch und Gebet für die Feuerwehrleute mit Pfarrer Mikołaj Piotr Szczygiel und Michał Klementowicz

Selbst während der Eucharistiefeier wird es nicht vollständig ruhig. Das Rattern der Löschhelikopter dringt in die Kirche. Es erinnert daran, dass die Arbeiten im abgebrannten Wald auch während des Gottesdienstes weitergehen. Zum Abschluss singt der Pfarrer gemeinsam mit den Gläubigen: «Maria, breit den Mantel aus …». Die Stimmung ist feierlich, aber auch angespannt.

Nach dem Gottesdienst trifft kath.ch den Pfarrer vor der kleinen Kirche, die zwischen der Einsatzzentrale der Feuerwehr und dem Schulhaus von Bitsch liegt.

Sie waren gestern bei den Feuerwehrleuten in Ried-Mörel. Wie haben Sie die Stimmung wahrgenommen?

Mikołaj Piotr Szczygiel*: Sie waren wirklich sehr müde. Man konnte sehen, dass sie mit Staub bedeckt waren. Ich habe aber gespürt, dass sie sehr zufrieden waren. Sie haben ihre Arbeit richtig gemacht. Ich habe auch viele Leute aus Ried-Mörel gesehen, die in der Feuerwehr engagiert sind. Auch sie kämpfen gegen den Waldbrand. Sie kämpfen um ihr Dorf und um die Bevölkerung, die dort wohnt.

Brauchen die Leute auch seelsorgerlichen Beistand?

Szczygiel: Das ist eine gute Frage. Natürlich brauchen sie das! Da sind aber so viele Emotionen, dass die Leute gar nicht in diesen Kategorien denken. Ich habe allen Pfarreiangehörigen die Mitteilung geschickt, dass ich vom Urlaub zurückgekehrt bin und zur Verfügung stehe. Mein Angebot wird sehr gut angenommen.

Waldbrand im Oberwallis, am 17. Juli 2023, beim Grat des Riederhorn.
Waldbrand im Oberwallis, am 17. Juli 2023, beim Grat des Riederhorn.

Die Leute sind verschreckt und ich kann gut verstehen, dass sie zuerst in einem Schock waren. Der Brand begann am Montag gegen 17.00 Uhr und bereits 90 Minuten später war es ein grosser Waldbrand mit einer gewaltigen Rauchwolke in Ried-Mörel. Man konnte das Dorf nicht mehr sehen. Die Leute konnten im Dorf nicht mehr atmen. Ich kann mir vorstellen, was für eine Angst die Leute erfahren haben.

Wie ist die generelle Lage in Mörel, Ried-Mörel, Bitsch und weiteren Dörfern, die sie betreuen?

Szczygiel: Ich habe Kontakt mit den Frauen von Ried-Mörel. Wir warten vorläufig noch ab. Wir überlegen uns, einen Dankgottesdienst oder ein Fest für alle Kräfte, die im Einsatz sind, zu veranstalten. Aber vorerst müssen wir noch abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Die Wetterbedingungen und der Wind ändern sich fortlaufend. Es dauert also noch, bis die Lage unter Kontrolle ist.

Und Sie beten jetzt für günstigen Wind?

Szczygiel: Ja, genau!

Die Kirche Bruder Klaus in Bitsch VS liegt zwischen Schulhaus und Einsatzzentrale der Feuerwehr.
Die Kirche Bruder Klaus in Bitsch VS liegt zwischen Schulhaus und Einsatzzentrale der Feuerwehr.

Beim heutigen Gottesdienst haben Sie einen schönen Rahmen gesetzt. Als Schlusslied haben Sie «Maria breit den Mantel aus …» gewählt.

Szczygiel: Das Lied habe ich bewusst gewählt. Ich mag dieses Bild sehr: Maria gibt uns mit ihrem Mantel Schutz. Sie bedeckt uns und bewahrt uns vor dem Bösen.

Deuten Sie die Rettung vor dem Feuer wie ein Wunder?

Szczygiel: Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen und für sie war die Rettung vor dem Feuer wie ein Wunder. Vor allem, dass am Montag die Richtung des Feuers gewechselt und dann am Dienstag ein bisschen Regen eingesetzt hat.

Darstellung der Maria in der Lourdes-Grotte.
Darstellung der Maria in der Lourdes-Grotte.

Für die Bevölkerung im Wallis ist die Marienfrömmigkeit weiterhin wichtig?

Szczygiel: Ja das stimmt. Die Patronin von Ried-Mörel ist Maria von Lourdes. Der Zusammenhang zwischen der Marienfrömmigkeit und dem Kampf gegen das Feuer ist also gegeben.

Machen Sie bald eine Pilgerfahrt nach Lourdes?

Szczygiel: Das ist eine sehr gute Idee! Ich nehme diesen Tipp gerne mit und werde eine Pilgerfahrt nach Lourdes vorschlagen, sobald hier das Gröbste vorbei ist.

*Mikołaj Piotr Szczygiel ist Pfarrer von Mörel, Ried-Mörel, Bitsch und weiteren Dörfern und Weilern. Der Grossbrand am Riederhorn oberhalb von Bitsch VS betrifft seine Pfarreien und sein seelsorgerliches Einsatzgebiet direkt. Szczygiel brach am Dienstag seine Ferien in Österreich ab, um für die Pfarreiangehörigen und die Einsatzkräfte präsent zu sein. Er feierte den Gottesdienst vom Donnerstag in Bitsch gemeinsam mit dem polnischen Aushilfspriester Michał Klementowicz.


Pfarrer Mikołaj Piotr Szczygiel (l.) und Michał Klementowicz. | © Charles Martig
21. Juli 2023 | 09:00
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