Papst Franziskus als Heiliger und den Ex-US-Präsident Donald Trump als Teufel – Graffito von 2017 in Rom
Vatikan

Papst Franziskus: Ich glaube an den Teufel und habe Angst vor ihm

Wenn Gott allmächtig ist – kann es dann überhaupt einen Teufel geben? Für Papst Franziskus ist der Teufel eine Realität. In einem TV-Interview bedauert der Pontifex, «dass wir heute nicht mehr gut weinen können». Zu Ostern wünscht er sich Freudentränen.

Einige meinten, der Teufel sei ein Mythos. «Ich halte nichts vom Mythos, ich halte mich an die Realität, ich glaube daran», so das Kirchenoberhaupt. Das Interview wurde am Karfreitag auf dem italienischen TV-Sender «Rai 1» ausgestrahlt.

Sünden haben etwas Schönes

Wenn Sünden hässlich wären und nicht auch etwas Schönes hätten, so der Papst auf eine Frage der Interviewerin, würde niemand sündigen. «Der Teufel zeigt dir in der Sünde etwas Schönes, und er verführt dich zur Sünde.» Das viele Unrecht in der Welt geschehe, weil Menschen meinten, es bringe ihnen etwas Gutes.

In dem Gespräch gestand Franziskus, dass er jeden Morgen in einem kurzen Gebet um Beistand gegen den Teufel bete. «Jemand, der mich hört, könnte sagen: ‘Aber Heiliger Vater, Sie haben studiert, Sie sind Papst und glauben immer noch an den Teufel?’», erzählte Franziskus. In dem Fall würde er antworten: «Ja, das tue ich, mein Lieber, das tue ich. Ich habe Angst vor ihm, deshalb muss ich mich ja auch so sehr verteidigen.»

«Seid still! Seid still»

In dem Interview beklagte Franziskus auch die Unfähigkeit vieler Menschen zu weinen. «Ich bin überzeugt davon, dass wir heute nicht mehr gut weinen können. Wir haben vergessen, wie man weint» sagte er. Daher seien Freudentränen sein Wunsch für das Osterfest. «Mein Wunsch ist es, die Hoffnung nicht zu verlieren.» Er wolle daher um die Gnade bitten, «zu weinen, aber Tränen der Freude, des Trostes, Tränen der Hoffnung.»

Angesichts der Grausamkeit des Krieges, nicht nur in der Ukraine, gebe es für menschlichen Schmerz, auch für moralischen «keine Betäubung. Nur Gebet und Weinen», sagte das Kirchenoberhaupt. Zudem hätten viel mehr Männer als Frauen die Fähigkeit verlernt, weinen zu können. In seinem Leben habe er gelernt, nichts zu sagen, wenn jemand leidet – ob körperlich oder seelisch. «Seid still! Seid still», so der Papst. «Im Angesicht des Schmerzes: Schweigen. Und Weinen.» Weinen sei «eine Gabe Gottes, um die wir bitten müssen».

Weinen und Scham

Weinen sei zugleich aber auch «Scham, die körperlich zum Ausdruck kommt». Vielen Menschen mangele es an Scham. «Wir sind so oft ohne Scham», kritisierte Franziskus und zitierte ein argentinisches Schimpfwort, das besagt: «Das ist einer, der keine Scham kennt.»

Auf die Frage nach Formen der Vermittlung und des Dialogs mit jenen, die andere unterdrücken, plädierte der Papst für ein von Zärtlichkeit geprägtes Gespräch. «Wenn ich jemanden vor mir habe, dann muss ich darüber nachdenken, was ich über diese Person sage: die schlechte Seite oder die verborgene, die gute Seite», so Franziskus. Jeder Mensch trage in sich auch etwas Gutes. «Wir dürfen niemanden aufgeben, von niemandem meinen, sein Leben sei endgültig dem Bösen geweiht.»

Frage nach Vergebung

Auf die Frage der Interviewerin, wie man Menschen vergeben könne, «die uns verletzen» und Unschuldige töten, antwortete Franziskus mit dem Hinweis auf seine grundsätzliche Lebenshaltung. «Wenn ich das Böse nicht getan habe, dann deshalb, weil er (Gott) mich mit seiner Hand, mit seiner Barmherzigkeit, daran gehindert hat.» Sonst hätte auch er viel Böses getan, sagte Franziskus. Darin sei er «ein Zeuge der Barmherzigkeit Gottes».

Deshalb könne er auch «niemanden verurteilen, der kommt und um Vergebung bittet». Vermutlich könne in einer solchen Situation kaum einer sagen: «Komm her und gib mir einen Kuss». Aber auch wütend und zornig könne man Gott darum bitten, den Zorn zu besänftigen. Und wenn sich das Gefühl der Vergebung nicht einstelle, müsse man Gott darum bitten, «Vergebung zu bringen».

«Das Kain-Schema des Krieges»

Ein anderes Thema des Interviews waren Rüstungskäufe. Der Papst äusserte Verständnis für Regierungen, die angesichts des Krieges in der Ukraine aufrüsten wollten. «Ich verstehe die Regierenden, die Waffen kaufen, ich verstehe sie. Ich rechtfertige sie nicht, aber ich verstehe sie», sagte das Kirchenoberhaupt.

Das gelte aber nur, «weil wir uns verteidigen müssen, weil dies das Kain-Schema des Krieges ist», so Franziskus mit Bezug auf den Brudermord von Kain an Abel in der Bibel.

Der Papst musste an Kriegsgräbern weinen

Die Menschheit lebe «nach diesem teuflischen Schema, das besagt, dass wir uns gegenseitig töten sollen – um der Macht willen, um der Sicherheit willen und um vieler Dinge willen». Innerhalb eines Schemas oder Paradigma des Friedens wäre das nicht notwendig, so der Papst weiter. «Die Vereinten Nationen haben alles getan, aber ohne Erfolg.»

Dabei erinnerte Franziskus an Kriegsgräber in Italien, in der Normandie und andernorts. Er selber habe bei Besuchen dort weinen müssen angesichts der getöteten jungen Menschen dort. Leider habe die Menschheit nicht daraus gelernt. (cic)


Papst Franziskus als Heiliger und den Ex-US-Präsident Donald Trump als Teufel – Graffito von 2017 in Rom | © KNA
15. April 2022 | 20:19
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