Papst Franziskus an Karfreitag.
Vatikan

Karfreitag im Petersdom: Nur der Papst darf das Kreuz küssen

Papst Franziskus hat im Petersdom die Karfreitagsliturgie gefeiert. Wegen seines Knieproblems legte er sich nicht auf den Boden. Coronabedingt küsste nur der Papst bei der Kreuzverehrung das Kreuz. In der Predigt ging ein Kapuziner auf den Krieg in der Ukraine ein: «Bekehrt euch!»

In einer von Stille und Ernst geprägten Feier haben Papst Franziskus und rund 3’500 Gläubige am Karfreitag im Petersdom des Todes Jesu gedacht. Zu Beginn der Feier betete das Kirchenoberhaupt stehend still vor dem Hauptaltar.

Erinnerung an das Leiden Jesu

Wegen seines Knie- und Hüftleidens verzichtete der Papst darauf, sich auf dem Boden auszustrecken – dies sieht die Liturgie an dieser Stelle sonst vor.

Papst Franziskus feiert die Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi im Petersdom.
Papst Franziskus feiert die Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi im Petersdom.

Im Mittelpunkt des Karfreitags steht die Erinnerung an das Leiden Jesu und seinen Tod am Kreuz. So wird beim Evangelium in verteilten Rollen die komplette Passion Jesu aus dem Johannesevangelium vorgetragen.

«Was ist Wahrheit?»

Der Prediger des Papstes, Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, ging in seiner Ansprache auf den Dialog zwischen Jesus und dem römischen Statthalter Pontius Pilatus ein.

Papst Franziskus küsst das Kreuz.
Papst Franziskus küsst das Kreuz.

Pilatus’ Rückfrage an Jesus, «Was ist Wahrheit?», nahm Cantalamessa zum Anlass zur Kritik an aktuellen religiösen und theologischen Debatten. Diese täten oft so, als habe es Jesus nie gegeben. Andere bezweifelten nicht nur Jesus und Gott, sondern auch die Möglichkeit, dass es Wahrheit geben könne.

«Bekehrt euch!»

Manche sagten, so Cantalamessa, es gebe zu viel Ungerechtigkeit, zu viel Leid auf der Welt, um an Gott zu glauben. «Das stimmt, aber denken wir einen Moment darüber nach, wie viel absurder und hoffnungsloser das Böse, das uns umgibt, ohne den Glauben an einen endgültigen Triumph der Wahrheit und des Guten wird.»  Dies gelte auch für die Sünden in der Kirche, mit denen Jesus erneut verraten werde.

Der Krieg in der Ukraine führe erneut den Bussruf Jesu vor Augen: Bekehrt euch! Erneut werde klar, wie schnell weltliche Dinge vergehen können. «Alles geht vorüber, alles altert, alles verwelkt», mahnte Cantalamessa. Daher gelte es, sich auf sicheren Boden zu gründen, sich «auf den Einen zu verlassen, der nicht vergeht».

Nur der Papst küsst das Kreuz

Die vorgesehene Verehrung des Kreuzes durch Berührung und Kuss führte zur Vermeidung von Ansteckungen allein der Papst durch. Zuvor verharrte er minutenlang schweigend mit gesenktem Kopf vor dem Kruzifix. Eine Eucharistiefeier fand an diesem Tag nach katholischer Tradition nicht statt.

Der traditionelle Kreuzweg am späteren Freitagabend erfolgt dieses Jahr erstmals wieder mit einer grösseren Teilnahme von Gläubigen am Kolosseum in Rom. Meditationstexte zu der Feier, die den Weg Jesu zum Kreuz aus der Sicht heutiger Menschen betrachtet, verfassten mehrere Familien in unterschiedlichen Lebenssituationen. Anlass ist das im Juni zu Ende gehende «Amoris-laetitia-Familienjahr». Damit will Franziskus noch einmal die Anliegen seines gleichnamigen Schreibens zu Ehe und Familie ins Bewusstsein rücken. (cic)


Papst Franziskus an Karfreitag. | © KNA
15. April 2022 | 19:36
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