Feuer unterm Dach in der katholischen Kirche St. Nikolaus in Hergiswil: Der Kirchgemeinderat ist zerstritten.
Schweiz

Neuer Kirchenratspräsident in Hergiswil will Diskussion über Stimmrecht von Pfarrer

Alfonso Ventrone ist am Sonntag zum Kirchenratspräsidenten in Hergiswil NW gewählt worden. Dort leidet die Kirchgemeinde seit längerem unter Konflikten. Wie schnell nach der Abwahl von Daniel Sarbach Ruhe einkehre, werde man sehen, sagt Ventrone. Der neue Kirchenratspräsident plädiert für eine klare Trennung zwischen Pfarrei und Kirchgemeinde.

Barbara Ludwig

Alfonso Ventrone ist am Sonntag mit 772 Stimmen zum neuen Kirchenratspräsidenten der Kirchgemeinde Hergiswil NW gewählt worden. Bei der Urnenwahl wurde Daniel Sarbach, der amtierende Kirchenratspräsident, abgewählt. Sarbach ist seit Mai 2022 in diesem Amt und hatte trotz Gegenwind für das Vizepräsidium kandidiert. Im Juni vergangenen Jahres hatten vier Mitglieder des Kirchenrates inklusive Pfarrer seinen Rücktritt gefordert.

Sarbach befindet sich zudem in einem offenen Konflikt mit dem Pfarrer der Pfarrei St. Nikolaus in Hergiswil, Stephan Schonhardt. Dieser ist ebenfalls Mitglied im Kirchenrat, allerdings von Amtes wegen, wie die Gemeindeordnung vorschreibt. Sarbach und Schonhardt befehden sich mit Strafanzeigen wegen übler Nachrede, wie vor rund drei Wochen bekannt wurde.

Gremium fast komplett neu besetzt

Der Kirchenrat ist mit der Wahl vom Sonntag zu einem grossen Teil erneuert worden. Ebenfalls neu in den Kirchenrat gewählt wurden am Sonntag Angelika Frick und Reiner Christen. Wiedergewählt wurde einzig Luca Bee, der künftig das Vizepräsidium besetzen wird.

Alfonso Ventrone, gewählter Kirchenratspräsident der Kirchgemeinde Hergiswil NW.
Alfonso Ventrone, gewählter Kirchenratspräsident der Kirchgemeinde Hergiswil NW.

Bedeutet die Abwahl von Sarbach, dass nun Ruhe in Hergiswil einkehrt, weil einer der beiden Streithähne das Gremium verlässt? «Ob und wie unruhig» es im Kirchenrat war, könne er als Aussenstehender nicht beurteilen, teilt Alfons Ventrone auf Anfrage mit. Wie schnell Ruhe in den Kirchenrat einkehre, hänge von verschiedenen Faktoren ab. «Ich bin jedoch überzeugt, dass der gewählte Kirchenrat gut zusammenarbeiten wird, im Sinne der Kirchgemeinde», so Ventrone.

Klare Trennung des dualen Systems

Allerdings deutet einiges darauf hin, dass mit der Abwahl von Sarbach die Probleme der Kirchgemeinde noch nicht gelöst sind. Alfonso Ventrone hat sich bereits bei einem Wahlpodium für eine klare Trennung des dualen Systems ausgesprochen, wie die «Nidwaldner Zeitung» berichtete. «Darin (im dualen System, d. Red.) hat für mich ein Pfarrer kein Stimmrecht im Kirchenrat.»

Der Priester Stephan Schonhardt im Frühjahr 2021.
Der Priester Stephan Schonhardt im Frühjahr 2021.

Auf die Frage, warum er dem Pfarrer das Stimmrecht entziehen wolle, schreibt Ventrone an kath.ch: «In der katholischen Kirche gibt es das duale System. Die pastorale Seite, organisiert als Pfarrei, und die staatskirchenrechtliche Seite, organisiert als Kirchgemeinde. Ich denke, dass diese klare Trennung auch für unseren Pfarrer sehr wichtig ist.» Nicht er alleine, sondern der Kirchenrat entscheide über diese Fragestellung. Es sei zudem klar, dass der Pfarrer auch ohne Stimmrecht seine beratende Funktion im Kirchenrat behalten würde.

Diskussion über Stimmrecht des Pfarrers

Ob dem Pfarrer das Stimmrecht überhaupt entzogen werden kann, kann Alfonso Ventrone im Moment nicht sagen. Er sei erst gestern in den Kirchenrat gewählt worden und habe sich noch nicht damit beschäftigen können. «Ich denke jedoch, dass eine sachliche Diskussion und eine Auseinandersetzung zum Thema sinnvoll wäre.»

«Als Einheit wahrgenommen werden»

Der neue Kirchenrat und damit auch Alfonso Ventrone nimmt am 1. Juli seine Tätigkeit auf. Sein Ziel sei, möglichst optimale Arbeitsbedingungen für das Personal zu schaffen. «Dabei sollten das kirchliche und das weltliche Recht gegenseitig respektiert werden und ein vernünftiger Umgang mit unseren Steuergeldern gewährleistet sein», so Ventrone.

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Prioritär ist für ihn, dass «wir schnellstmöglich als Einheit wahrgenommen werden und als Team zusammenarbeiten». Respekt, Verbindlichkeit und Vertrauen sollten die Basis für das gemeinsame Handeln bilden.


Feuer unterm Dach in der katholischen Kirche St. Nikolaus in Hergiswil: Der Kirchgemeinderat ist zerstritten. | © Katholische Kirchgemeinde Hergiswil
29. April 2024 | 17:01
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