Ein katholischer Priester segnet ein homosexuelles Paar.
International

Nach Schweizer Bischofskonferenz stellt sich auch französische hinter «Fiducia supplicans»

Nach mehreren Protesten gegen «Fiducia supplicans» – unter anderem seitens afrikanischer Bischofskonferenzen – stellt sich die Französische Bischofskonferenz einmütig hinter das Dokument. Die Schweizer Bischofskonferenz hat das bereits am 19. Dezember getan.

Die Französische Bischofskonferenz stellt sich geschlossen hinter das Vatikan-Dokument zum Segen für homosexuelle Paare. Man werte die Erklärung der vatikanischen Glaubensbehörde vom Dezember als Ermutigung an die Priester, «jene grosszügig zu segnen, die sich an sie wenden und demütig um Gottes Hilfe bitten», heisst es in einer Erklärung des Ständigen Rates der katholischen Bischofskonferenz vom Mittwoch.

Eric de Moulins-Beaufort, Erzbischof von Reims und Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz (CEF).
Eric de Moulins-Beaufort, Erzbischof von Reims und Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz (CEF).

Ehelehre ist in «Fiducia supplicans» drin

Das Vatikan-Dokument «Fiducia supplicans» vom 18. Dezember erinnere auch an die katholische Lehre von der Ehe als «exklusive, stabile und unauflösliche Verbindung zwischen Mann und Frau, natürlich offen für die Zeugung von Kindern», so der Ständige Rat.

«Christus ist nicht gekommen ist, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder.»

Frankreichs Bischöfe erinnern mit dem Bibelzitat aus Markus,2 daran, dass Christus «nicht gekommen ist, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder». Jene, die nicht in einer Situation leben, die es ihnen erlaube, sich das Ehe-Sakrament zu spenden, seien weder von der Liebe Gottes noch von seiner Kirche ausgeschlossen. Man wolle Menschen in ihrem Wunsch ermutigen, sich Gott zu nähern und seinen Trost zu erbitten.

Dokument «entspricht dem Wunsch der Schweizer Bischöfe»

Die Schweizer Bischofskonferenz hat das Vatikan-Dokument bereits am 19. Dezember offiziell begrüsst. «Die Entscheidung entspricht dem Wunsch der Schweizer Bischöfe nach einer offenen Kirche, welche Menschen in unterschiedlichen Beziehungssituationen ernst nimmt, achtet und begleitet», liess die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) damals verlauten

Schweizer Bischöfe: der Einsiedler Abt Urban Federer (l.), der Basler Bischof Felix Gmür und der St. Galler Bischof Markus Büchel
Schweizer Bischöfe: der Einsiedler Abt Urban Federer (l.), der Basler Bischof Felix Gmür und der St. Galler Bischof Markus Büchel

Dass katholische Priester aufgrund dieses Dokuments offiziell homosexuelle Paare segnen dürften, «entspricht dem Wunsch der Schweizer Bischöfe», schrieben sie. Indem die Kirche die Segnung von Paaren in diversen Beziehungssituationen möglich mache, anerkenne sie diesen Wunsch für alle. Das zeige, dass die Kirche Platz für alle biete. Die Erklärung zeige, dass die Kirche die Anliegen des synodalen Prozesses wahr- und ernstgenommen habe.

Distanzierung mehrerer Bischofskonferenzen

Das Vatikan-Dokument, das Priestern mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus ausserhalb der Liturgie eine Segnung homosexueller Paare gestattet, hat innerkirchlich international für Unruhe gesorgt. Mehrere afrikanische Bischofskonferenzen sowie die Bischöfe Kasachstans distanzierten sich öffentlich davon und untersagten derartige Segenszeremonien.

Kardinal Robert Sarah
Kardinal Robert Sarah

Der frühere vatikanische Behördenleiter und Kurienkardinal Robert Sarah sprach von einer Häresie. Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, früher Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, bemängelt, es gebe keine biblischen Texte oder Texte von Kirchenvätern oder Kirchenlehrern oder frühere Dokumenten des Lehramtes, die die Schlussfolgerungen von «Fiducia supplicans» stützten. Es handele sich also um einen Bruch der kirchlichen Tradition. Zudem könne eine «sündige Institution» wie homosexuelle Partnerschaften gar nicht kirchlich gesegnet werden.

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Der neue Erzbischof von Madrid, Jose Cobo Cano, ein Franziskus-Mann, sah sich zuletzt nach Widerständen aus seiner Priesterschaft zu der Erklärung genötigt, in seiner Diözese werde die Vatikan-Erklärung vollständig umgesetzt.

Präzisierung des Vatikans nach Protesten

Die Argumente der konservativen Theologen zeigten Wirkung. Am 4. Januar veröffentlichte das Dikasterium für die Glaubenslehre eine Pressemitteilung. Darin verteidigt Kardinal Fernández zwar «Fiducia supplicans» und unterstreicht das päpstliche Primat in Glaubensfragen.

Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums
Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums

«Fiducia supplicans» sei kein Traditionsbruch, schrieb Kardinal Fernández weiter. Denn es würden keine irregulären Verbindungen, sondern «Paare in irregulären Situationen» en passant gesegnet werden. Das eigentlich Neue an «Fiducia supplicans» sei der pastorale Segen, der niemanden ausschliesse, aber dennoch im Einklang mit Tradition und Kirchenrecht stehe, so der Präfekt. Und er räumte ein, dass die Umsetzung in einigen Ländern länger dauern könne. Besonders Klerikern in Ländern, in denen Homosexualität verboten ist, werde mehr Zeit eingeräumt bei Fragen der Handhabe des neuen Segens. (kna/rp)


Ein katholischer Priester segnet ein homosexuelles Paar. | © KNA
11. Januar 2024 | 12:00
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