Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe.
International

Nach massiver Kritik: Treffen sich Bätzing und Koch in Rom?

Kurienkardinal Kurt Koch steht massiv unter Druck und hat seine Deutschland-Reise abgesagt. Bleibt er in Rom, um dort Bischof Georg Bätzing zu treffen? «Ich bin jederzeit zu Gesprächen bereit», teilt Kurt Koch mit.

Raphael Rauch

Kurienkardinal Kurt Koch hat sich zur Absage seiner Deutschland-Reise geäussert: «Ich habe die Organisatoren gebeten, den Termin zu verschieben, weil es mir in der Stimmung, die jetzt in der Öffentlichkeit entstanden ist, nicht sinnvoll erscheint, zu dem mir wichtigen Thema ‘Warum es sich gerade heute lohnt, Christ zu sein’ zu sprechen und auszutauschen.» Dies teilte der Schweizer Kurienkardinal am Samstag dem CIC mit, dem kath.ch-Büro in Rom. 

«Ich bin jederzeit zu Gesprächen bereit»

Der Termin für den Vortrag werde deshalb verschoben. Nicht äussern wollte sich der Kardinal dazu, ob er weitere öffentliche Erklärungen zu seinem Streit mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, abgeben werde. Unklar ist auch, ob es zu einem Treffen zwischen Kurt Koch und Georg Bätzing in Rom kommt. Bätzing weilt zur Vorbereitung des Ad-limina-Besuchs in der Ewigen Stadt.

Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.
Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.

«Was mögliche weitere Erklärungen meinerseits betrifft, kann ich mich momentan nicht äussern. Nur dies: Von früheren Begegnungen her sollte Bischof Bätzing wissen, dass ich jederzeit zu Gesprächen bereit bin», teilte Koch mit.

Koch zieht Parallele zu den «Deutschen Christen»

Seit Donnerstag steht der Schweizer Kurienkardinal wegen umstrittener Aussagen zum Synodalen Weg in der Kritik. Koch erinnert das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland an die 1930-Jahre. Um zu illustrieren, wie riskant eine zeitgemässe Ausweitung der theologisch-dogmatischen Grundlagen der Kirche sein kann, erinnerte Koch in einem «Tagespost»-Interview an die «Deutschen Christen». 

Kurienkardinal Kurt Koch bei einer Tagung des Benedikt-Schülerkreises im September 2021.
Kurienkardinal Kurt Koch bei einer Tagung des Benedikt-Schülerkreises im September 2021.

Diese Strömung im Protestantismus sah in den 1930er-Jahren den Aufstieg des Nationalsozialismus und Hitlers wie eine neue Offenbarung an und versuchte, die christliche Lehre so umzubauen, dass sie mit den damals weithin akzeptierten «Erkenntnissen» der Rassenlehre und des völkischen Denkens vereinbar werden sollte.

Bätzing fordert eine «eindeutige Distanzierung»

Nach massiver Kritik hatte Koch am Donnerstagabend eine Erklärung veröffentlicht, um seine umstrittenen Äusserungen zu erläutern. Doch für die Deutsche Bischofskonferenz ist es damit nicht getan: Am Freitag kritisierte Georg Bätzing, der Kardinal habe sich «im Kern nicht für die unhaltbaren Äusserungen entschuldigt, sondern sie – im Gegenteil – noch verschlimmert». Bätzing forderte eine «eindeutige Distanzierung».

Felix Klein ist Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.
Felix Klein ist Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

Auch der Antisemitismus-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, und des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, kritisierten Kochs Aussagen. Koch ist im Vatikan für Ökumene-Fragen und den Dialog zum Judentum zuständig.

«Katastrophaler Kommunikationsfehler»

Der Freiburger Kirchenhistoriker Mariano Delgado warf am Samstag Kurt Koch einen «katastrophalen Kommunikationsfehler» vor. Auch kritisierte Delgado, Koch lese den Theologen Johann Baptist Metz gegen den Strich: «Diesem wäre nie in den Sinn gekommen, dass sein Text gegen synodale Bemühungen ins Feld geführt wird.» 

Mariano Delgado
Mariano Delgado

Delgado forderte Koch auf, das wahre Anliegen des Synodalen Wegs stärker zu berücksichtigen, und Strukturreform und spirituelle Erneuerung zusammenzudenken. 

Ratzinger wollte keine Kirche wie im Mittelalter

Delgado erinnerte auch daran, dass Joseph Ratzinger als junger Theologe am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils gesagt hatte: «Das Christentum lebt gerade auch bei uns selber nicht in unserer eigenen, sondern in einer uns weitgehend fremden Gestalt, der Gestalt des Mittelalters.»


Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe. | © Raphael Rauch
1. Oktober 2022 | 14:48
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