Lisa Kötter bei einer Buchbesprechung in der Paulus Akademie 2022.
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Mitgründerin von Kirchenreformbewegung: Madonna ist ein Vorbild

Die Mitbegründerin der katholischen Reformbewegung Maria 2.0 in Deutschland, Lisa Kötter, sieht in der Popsängerin Madonna durchaus ein Vorbild. Das sagte sie anlässlich des 65. Geburtstags der US-amerikanischen Pop-Ikone.

«Ich fand schon immer diese Figur der Sängerin Madonna faszinierend, weil sie etwas neu gemacht hat. Sie hat etwas anders gemacht», sagte Kötter dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Mittwoch). Sie äusserte sich anlässlich des 65. Geburtstag der für ihre Tabubrüche bekannten US-Künstlerin, die aus einer katholisch geprägten italienischen Einwandererfamilie stammt.

«Nichts geht, ohne Tabus zu brechen»

Dadurch, dass die als Madonna Louise Ciccone geborene Künstlerin ihren Namen vor sich hertrage und in Songs, Videos und Bühnenauftritten «mit bewussten Tabubrüchen spielt, zeigt sie uns, dass ein Tabu nicht für ewig ist und dass die Brechung Dinge zeigt, die defizitär sind», sagte Kötter. «Ich glaube, nichts geht weiter, ohne Tabus zu brechen. Auch gerade in einer patriarchalen Welt wie dem römischen Katholizismus haben Tabus immer den Sinn, andere zu kontrollieren. Das hat Madonna gebrochen.»

Provokation ist Pflicht: Madonna und Britney Spears küssen sich 2003 bei den MTV Video Music Awards.
Provokation ist Pflicht: Madonna und Britney Spears küssen sich 2003 bei den MTV Video Music Awards.

Spannend sei die Kombination ihres Namens «Madonna» und ihres erotischen Auftretens, «weil gerade in der christlichen Kirche und noch mal mehr in der römischen Kirche Maria und Jungfernschaft Mariens so hochgehalten wird», so die Aktivistin. Mit dem unerreichbaren «role model» der Jungfrau und Mutter Maria seien Frauen über Jahrhunderte kontrolliert worden.

Madonna als sexuelles Wesen

Madonna spiele genau mit diesen Dingen: «Als jemand, der wirklich das riesige Tabu bricht, dass eine Madonna ein sexuelles Wesen ist. Ich finde, dass sie damit ganz prima zeigt, was für eine Unverschämtheit das im Grunde ist.» Sie empfinde es als «unglaublichen Voyeurismus» und «Unverschämtheit, überhaupt Aussagen über die Sexualität der Mutter Jesu zu machen».

Von Madonna könne man lernen, sich selber treu zu sein und den eigenen Lebensentwurf zu hinterfragen, «der mir sozusagen vor die Füsse gelegt wird», so Kötter. «Ich glaube, insofern kann Madonna auf jeden Fall ein Vorbild sein, für alle Menschen, nicht nur für Mädchen und Frauen, sondern auch für Menschen, die einfach ihren Weg suchen.»

Eine moderne Maria: ein Frauengesicht als Graffiti.
Eine moderne Maria: ein Frauengesicht als Graffiti.

Genau wie Madonna begehe Maria 2.0 einen gewissen Tabubruch: «Wenn wir plötzlich sagen, es geht um Selbstermächtigung, dann entziehen wir uns der Kontrolle.»

Weiter forderte Kötter, sich für die gefährdete Demokratie einzusetzen, «und zwar innerhalb der Kirche und ausserhalb der Kirche». Die 2019 gegründete Protestbewegung Maria 2.0 setzt sich für die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein. (kna)


Lisa Kötter bei einer Buchbesprechung in der Paulus Akademie 2022. | © Barbara Ludwig
16. August 2023 | 11:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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