Judith Wipfler bei der Aufnahme der Radiopredigt von SRF
Schweiz

«Mit ‹No Billag› sterben nicht alle Religionssendungen»

Adliswil ZH, 16.1.18 (kath.ch) Kommt «No Billag» an der Abstimmung vom 4. März durch, gibt es bald keine Religionssendungen mehr. Das heisst es jedenfalls bei den kirchlichen Gegnern der Initiative laut und deutlich. Der Geschäftsführer des katholischen Radiosenders «Radio Maria», André Jacober, teilt diese Angst jedoch nicht.

Francesca Trento und Barbara Ludwig

Nicht nur kirchliche Akteure warnen vor einer Annahme der Volksinitiative am 4. März. Das Gegen-Komitee «Nein zum Sendeschluss» ist überzeugt, dass «No Billag» einem SRG-Tod gleichkäme. Seine Gegenargumente gehen noch weiter. Laut Kommitee wird es auch beim Grossteil der 34 konzessionierten regionalen Radio- und Fernsehsendern mit Gebührenanteil zum Sendeschluss kommen.

Ohne Billag-Gebühren geht auch

Doch nicht alle Radio- und Fernsehsender finanzieren sich mithilfe von Billag-Gebühren. Zu diesen gehört etwa das katholische «Radio Maria». Nur von der Technologieförderung des Bundes werde der Radiosender bis jetzt unterstützt, wie Geschäftsführer von Radio Maria (Deutschschweiz), André Jacober, auf Anfrage gegenüber kath.ch sagt. «Sonst finanziert sich unser Sender ausschliesslich durch Spenden der Hörerinnen und Hörer.» Weder Werbeeinnahmen noch Kirchensteuergelder würden dem Sender zugute kommen.

Ob eine Annahme der Volkinitiative für den Sender Folgen hätte, kann Jacober nicht mit Gewissheit sagen. Das Budget sei jedoch so ausgelegt, dass man keine nennenswerte Einschränkungen zu erwarten hätte.

«Radio Maria Weltfamilie» unpolitisch

Radio Maria am «Weltjugendtag» in Zürich | © Georges Scherrer

Was «Radio Maria» von der Initiative an sich hält, sagt der Geschäftsführer nicht. Zwar hätte der Sender über die Position der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) zu «No-Billag» berichtet – die SBK warnt vor einer Annahme der Initiative –, aber «als journalistisches Medium» wolle «Radio Maria» keine politischen Stellungnahmen abgeben und neutral bleiben. Dies sei für alle Mitglieder der «Radio Maria Weltfamilie», der über 70 Radio-Maria-Sender angehören, üblich, fährt Jacober weiter.

Aktiv erwünscht

«Radio Maria» strahlt neben journalistischen Beiträgen auch Gottesdienste aus, die Programmdirektor Pfarrer Thomas Rellstab drei Mal wöchentlich in der Studiokapelle im zürcherischen Adliswil hält. Ebenso können Rosenkranzgebete mitgehört werden. «Die Sendungen sollten jedoch nicht den aktiven Gottesdienstbesuch ersetzen», so Jacober. «Aber für die, denen ein Besuch nicht möglich ist, ist das Radio sehr gut.»

Die Gottesdienstübertragungen des Schweizer Radio und Fernsehens SRF sind laut dem Geschäftsführer keine Konkurrenz für «Radio Maria». Ebenso wenig die Religionssendungen des SRF, um deren Weiterbestehen kirchliche «No Billag»-Gegner bangen, würde die Initiative angenommen werden. Sie seien eine Erweiterung des Angebots.

«Ich habe Mühe mit denen, die so tun, als gebe es nur SRF.»

Sowieso verstehe er dieses Bangen um Religionssendungen nicht: «Ich habe grosse Mühe mit gewissen ‘Kirchenvertretern’, die so tun, als gäbe es nur SRF. Neben uns machen auch andere Medien gute Arbeit und somit wäre die ‘religiöse Berichterstattung’ nicht komplett tot.» Jacober nennt unter anderem «Radio Life Chanel», kath.ch, die katholische Zeitschrift «Sonntag» und die Pfarreiblätter.

«No Billag» will keinen SRG-Tod

Laut den Initianten bedeutet die Annahme der Initiative nicht den Tod der Medienvielfalt. Auch die SRG dürfe nach der Abschaffung der Billag-Gebühren Sendungen produzieren und ausstrahlen, heisst es auf deren Website. «Sie müsste sich lediglich selbst finanzieren, wie die meisten anderen Unternehmen auch.»

Für die Initianten ist wichtig, dass Schweizerinnen und Schweizer selber entscheiden dürften, wofür sie bezahlen wollen – oder eben nicht. Fernseh- und Radiosender, die die Bedürfnissen der Schweizer erfüllten, erhielten auch nach einer «No Billag»-Annahme genug Spenden, sind sie sich sicher.


Judith Wipfler bei der Aufnahme der Radiopredigt von SRF | © Regula Pfeifer | © Regula Pfeifer
16. Januar 2018 | 16:35
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

«Radio Maria»

«Radio Maria» (Deutschschweiz) ist einer von über 70 Sendern der «Weltfamilie Radio Maria». In der Schweiz gibt es das katholische Privatradio seit 2010. Seit 2017 gibt es neben dem Hauptsitz in Adliswil auch einen Ableger mit einem Studio im Wallis.

«Radio Maria» ist eine private Initiative von Laien und Priestern innerhalb der katholischen Kirche.  In Adliswil arbeiten nach Angaben des Senders lediglich zehn Festangestellte. Die restliche Arbeit wird von Ehrenamtlichen übernommen.

Die Finanzierung beruht auf Spenden. Der Sender nimmt nach eigenen Angaben keine Werbegelder ein und erhält auch keine Mittel aus der Kirchensteuer. (ft)