Frère Marc von der Communauté von Taizé ist im Alter von 93 Jahren gestorben.
Schweiz

Mit grosser Schaffenskraft und internationalem Engagement: Zürcher Taizé-Bruder Marc gestorben

Frère Marc von der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé ist gestorben. Als Heinz-Peter Rudolf – sein bürgerlicher Name – war er 1954 in die Gemeinschaft eingetreten. Nun ist er am 19. Januar 2024 im Alter von 93 Jahren aus dem Leben geschieden. Er war künstlerisch begabt und entwarf Glasfenster für Kirchen in Taizé, Südkorea, Japan und der Mongolei.

Wie die Taizé-Communauté berichtet, stammte Frère Marc ursprünglich aus Esslingen im Kanton Zürich, wo er 1931 geboren wurde. Er hatte an der Kunstgewerbeschule in Zürich studiert und war der erste deutschsprachige Bruder der Gemeinschaft. Noch vor seinem Lebensengagement 1957 wurde er zusammen mit weiteren Brüdern für einige Zeit nach Deutschland geschickt, um dort zu leben.

Taizé-Taube entworfen

In Taizé entwickelte er seine künstlerische Begabung. Er fertigte Holzschnitte, Gemälde, Collagen, Glasfenster, Buchumschläge, Signete und Poster. Als 1962 in Taizé die Versöhnungskirche gebaut wurde, entwarf er das grosse Glasfenster der Westfassade. Dieses musste das entfernt werden, als die Fassade abgerissen wurde, um die Kirche zu erweitern. Als immer mehr Jugendliche auf den Hügel kamen, entwarf er Anfang der 1970-er Jahre die für Taizé typische Kreuztaube.

Das Symbol von Taizé ist die Kreuz-Taube, erschaffen von Frère Marc.
Das Symbol von Taizé ist die Kreuz-Taube, erschaffen von Frère Marc.

1971 unternahm Frère Marc mit einem anderen Bruder einen denkwürdigen Besuch in die damals kommunistisch regierte Sowjetunion. Es war die erste Reise von Brüdern der Taizé-Gemeinschaft durch die Ukraine und durch Russland, heisst es in der Mitteilung.

In Kalkutta bei Mutter Teresa

Die Erweiterung der Kontakte von Taizé auf die anderen Kontinente ermöglichte es Frère Marc, einen Jugendtraum zu verwirklichen: Er lernte Indonesien kennen und wandte sich Asien zu. 1973/74 verbrachte er ein halbes Jahr mit zwei Brüdern in Kalkutta in der Nähe der Mutter Teresa. Danach ging es zurück nach Indonesien und Südindien, bevor er nach Taizé zurückkehrte.

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1978 reiste er mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Japan und liess sich mit einem Bruder in dem Randbezirk Miyadera in der Nähe von Tokio nieder, wo er acht Jahre lang lebte. 1986 zog er nach Korea: Der damalige Erzbischof von Seoul hatte die Communauté eingeladen, in diesem zwischen Nord und Süd geteilten Land eine kleine Bruderschaft zu gründen. Frère Marc lebte dort 25 Jahre lang.

Kirchenfenster in Südkorea und der Mongolei

Sowohl in Japan als auch in Korea setzte er seine künstlerische Arbeit im Austausch mit heimischen Künstlern fort. Er schuf zahlreiche Kirchenfenster in katholischen und evangelischen Kirchen in Südkorea. Im Jahr 2007 wurde er gebeten, Glasfenster für die Kathedrale von Ulan Bator in der Mongolei zu entwerfen.

Violett und Zinnoberrot als Sinnbild für das Leiden Christi: Frère Marcs Kirchenfenster in der reformierten Kirche Uznach.
Violett und Zinnoberrot als Sinnbild für das Leiden Christi: Frère Marcs Kirchenfenster in der reformierten Kirche Uznach.

Diakonissen von Riehen nehmen ihn auf

Nach dieser Zeit kehrte er nach Europa zurück, zunächst nach Taizé und dann in eine Fraternität, die nacheinander an verschiedenen Orten im Elsass lebte. Nach dem Europäischen Jugendtreffen in Basel im Jahr 2017 nahm ihn die Gemeinschaft der Diakonissen von Riehen in der Nähe von Basel auf. Dort stellte er seine jüngsten Arbeiten aus, die grosse Beachtung fanden. Von dort aus reiste er regelmässig nach Taizé.

Ungebrochene Schaffenskraft

In seinem hohen Alter und bis eine Woche vor seinem Tod besass er eine ungebrochene Schaffenskraft. Selbst nach einem Schlaganfall am Weihnachtsabend in Taizé setzte er seine Arbeit fort und gestaltete Karten mit Texten aus den Gesängen von Taizé und der Bibel.

Frère Marc liebte neben der Kunst das Bergsteigen.
Frère Marc liebte neben der Kunst das Bergsteigen.

In vielen von Frère Marcs Bildern dominieren flächige, leuchtende Farben, die Raum für Interpretationen zulassen. Frère Marc widmete seinen Bildideen viel Zeit. Er sah viele Parallelen zwischen dem Malen und dem Bergsteigen: «Die im Prozess des Malens und Bergsteigens gemachten Erfahrungen sind anstrengend, zugleich aber auch beglückend.» (woz)

*Die Beerdigung von Frère Marc hat am vergangenen Sonntag in der Versöhnungskirche von Taizé stattgefunden.


Frère Marc von der Communauté von Taizé ist im Alter von 93 Jahren gestorben. | © Ute Drewes
22. Januar 2024 | 14:00
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