Missbrauchs-Expertin Thiel zu Gespräch bei Papst Franziskus
Die Theologin Marie-Jo Thiel fordert seit Jahren ein Umdenken in der Sexual- und Familienethik der katholischen Kirche. Papst Franziskus hat die Ehrendoktorin der Universität Freiburg zum Gespräch empfangen.
Die französische Theologin und Missbrauchs-Expertin Marie-Jo Thiel ist von Papst Franziskus am Montag zu einer Unterredung im Vatikan empfangen worden. An dem Gespräch nahmen auch Begleiter Thiels teil, wie das Presseamt bekanntgab. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Forschung über Missbrauch
Die französische Theologin wurde 2017 von Franziskus in die Päpstliche Akademie für das Leben berufen, ein Fachgremium für medizinethische Fragen. 2022 wurde sie für weitere fünf Jahre in dieser Funktion bestätigt. 2019 veröffentlichte Thiel eine Studie über sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche. Im vergangenen Jahr wurde ihr das Ehrendoktorat der Universität Freiburg (Schweiz) verliehen.
Kritik am Verbot der Empfängnisverhütung
In früheren Äusserungen attestierte Thiel der katholischen Kirche ein «Scheitern der bisherigen Sexualmoral», das sich auch im sexuellen Missbrauch durch Geistliche zeige. Diese Verbrechen untergrüben zugleich die «zentralisierten, undurchsichtigen Machtstrukturen», so die 65-jährige Theologin, die auch offen das kirchliche Verbot der Empfängnisverhütung kritisiert. Von 2017 bis 2019 war Thiel Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie. (cic)
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