Flüchtlinge: Preis für Tessiner Politikerin und italienischen Priester

Delémont/Chiasso/Como, 28.12.16 (kath.ch) Er nimmt Flüchtlinge kurzerhand in der Kirchgemeinde auf, sie brachte den Flüchtlingen Mittagessen in den Park von Como. Der Menschenrechtspreis «Offene Alpen» des Freundeskreises Cornelius Koch geht 2017 an Pfarrer Giusto Della Valle in Como und die Tessiner Kantonsrätin Lisa Bosia Mirra aus Chiasso.

«Ein schwieriges Jahr liegt hinter uns», so beginnt der Brief des Freundeskreises Cornelius Koch, der kurz vor Weihnachten verschickt wurde. Die Organisation, die sich im Sinn ihres Namensgebers, dem 2001 verstorbenen Flüchtlingskaplan Cornelius Koch, für Menschen auf der Flucht einsetzt, lenkt den Blick dabei speziell auf Como und Chiasso.

Systematische Zurückweisung

Die Bilder und Nachrichten der zumeist afrikanischen Flüchtlinge, die sich im Sommer in einem Park in Como aufhielten und in der Schweiz einen Asylantrag stellen wollten, sorgten für Aufsehen. An der Schweizer Grenze seien diese Menschen jedoch «systematisch zurückgewiesen» worden, wie der Freundeskreis schreibt. Der Park wurde im September geräumt und wird seither überwacht; über 300 Flüchtlinge seien in Containern untergebracht worden, zu denen weder Hilfswerke noch Medien Zugang erhielten.

Während eigenen Besuchen in Como sind Mitglieder des Freundeskreises auf die Tätigkeit des italienischen Pfarrers Giusto Della Valle aus der Pfarrei San Martina im Comer Stadtteil Rebbio aufmerksam geworden. Dieser habe Flüchtlinge – unter ihnen sollen sich rund die Hälfte Minderjährige befunden haben – in seiner Kirchgemeinde ein Dach über dem Kopf verschafft und etwas zu Essen gegeben. Freiwillige aus der Pfarrei seien in der Stadt unterwegs, um obdachlose Jugendliche nach San Martino einzuladen. Della Valle hatte im November bereits den Preis des Vereins Reset-Menschenrechte bekommen.

Wegen «Menschenschmuggel» verhaftet

Auch Lisa Bosia Mirra, 43-jährige Tessiner SP-Kantonsrätin, ist der Gesellschaft aufgefallen. Sie habe im Tessin die Flüchtlingshilfeorganisation «Firdaus» gegründet und sei wegen «Begünstigung eines illegalen Grenzübertritts» vorübergehend verhaftet worden. Anerkennenswert ist für den Freundeskreis aber vielmehr das Engagement von Bosia für die Flüchtlinge in Como: Zusammen mit weiteren Freiwilligen habe die Politikerin den Menschen im Park Mittagessen gebracht und die Rückweisungen an der Schweizer Grenze dokumentiert. Für die gescheiterte Hilfe zur widerrechtlichen Einreise werde sich die Kantonsrätin noch vor Gericht verantworten müssen.

Als Dank und als Zeichen der Anerkennung für deren Engagement spricht der Freundeskreis Cornelius Koch der Politikerin Lisa Bosia Mirra und Pfarrer Giusto Della Valle den Menschenrechtspreis «Offene Alpen» aus. Der Preis ist mit 12’000 Franken dotiert und soll je zur Hälfte ausbezahlt werden. Damit will die Gesellschaft den beiden Initiativen den Rücken stärken und die Öffentlichkeit aufrütteln, wie es im Schreiben heisst. Der Preis wird 2017 vergeben; der Termin steht noch nicht fest. (ms)


28. Dezember 2016 | 08:28
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