Claude Braun, Freundeskreis Cornelius Koch
Schweiz

Drei Männer lancieren Kampagne für Schweizer Kirchenasyl

Basel, 15.7.16 (kath.ch) Der Ostschweizer Kulturzeitschrift Saiten war unlängst ein «Appell an die Landeskirchen» beigelegt. Darin werden die Kirchenleitungen um Engagement in Sachen Flüchtlingsasyl gebeten. Hinter dem Appell stecken drei Männer, die das ideelle Erbe von Cornelius Koch, dem verstorbenen Flüchtlingskaplan, weitertragen wollen.

Regula Pfeifer

«Flüchtlinge in Not: Sie brauchen unsere Hilfe! Deshalb appellieren wir an die Kirchenleitungen in der Schweiz, die Gemeinden und Hilfswilligen zu unterstützen, die bedrohte Flüchtlinge im Kirchenasyl schützen wollen.» So beginnt der Appell. Es folgt eine Briefvorlage, die entweder an den Präsidenten des Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, gerichtet ist oder an den Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Morerod.

Der Appell fordert also vorerst Interessierte auf, diesen Brief eigenhändig unterschrieben an die Kirchenleitungen zu schicken. Und es wird gebeten, eine Kopie oder Kurzmitteilung an den Freundeskreis Cornelius Koch zu senden, von dem man auch gleich das Spendenkonto erfährt.

Der Freundeskreis Cornelius Koch engagier sich seit einigen Monaten für das Kirchenasyl, wie Claude Braun gegenüber kath.ch erklärt. Das entspreche auch dem Geist und Handeln ihres Vordenkers Cornelius Koch. Koch habe sich mehrfach für Flüchtlinge und Sans-Papiers eingesetzt. «Uns geht es darum, die Tradition des Kirchenasyls aufrechtzuerhalten», so Braun. In Deutschland sei das Kirchenasyl besser verankert und anerkannt als in der Schweiz.

Diskrepanz zwischen Basis und Kirchenleitung

In den letzten Monaten habe es einige Initiativen von Leuten aus der Kirchenbasis gegeben, die sich für Flüchtlinge eingesetzt hätten, argumentiert Braun. Er erwähnt das Engagement von Freiwilligen für Flüchtlinge in der reformierten Matthäuskirche in Basel und die freundliche Aufnahme der abgewiesenen Asylbewerber in der Kapelle Mon-Gré in Lausanne. Diese hatten zuvor – mit Unterstützung des «Collectif R» – in der reformierten Kirche Saint-Laurent Zuflucht genommen, waren aber von der reformierten Kirche des Kantons dafür kritisiert worden.

«Wir sind beunruhigt über die Diskrepanz zwischen aktiver Solidarität der Basis und der Zurückhaltung und Skepsis der Kirchenleitung», sagt Braun und fügt hinzu: «Wir sind überzeugt: Die Polizei hätte die Kirche in Basel niemals gestürmt, wenn die Kirchenleitung sich mutiger für die Flüchtlinge eingesetzt hätte.»

Diese Überzeugung hat den Freundeskreis Cornelius Koch bewogen, im Mai erst einen Rundbrief an die Pfarreien zu verfassen, Anfang Juni eine Medienmitteilung zu versenden und neuerdings diesen Appell an die katholische und die reformierte Kirchenleitung in die Medien zu bringen.

Appell in vier Publikationen publiziert

Der Appell wurde nicht nur der Kulturzeitschrift «Saiten» beigelegt, sondern auch dem katholischen Wochenmagazin «Sonntag», dem reformierten Wochenmagazin «Doppelpunkt» und dem Magazin der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Schweiz «Treffpunkt». Auch in der Westschweizer Zeitung «Le Courrier» hat der Freundeskreis den Appell mehrmals platziert. «Wir haben aber bisher weder von Gottfried Locher noch von Charles Morerod etwas gehört», sagt Braun, hörbar enttäuscht. Nicht mal eine Empfangsbestätigung sei bei ihnen eingetroffen.

Der Freundeskreis Cornelius Koch entstand nach dem Tod des Schweizer Flüchtlingskaplans. «Wir waren die engsten Mitarbeiter von Cornelius Koch und oft mit ihm unterwegs», so Braun. Nach dessen Tod im Jahr 2001 beschlossen Braun und sein Kollege Michael Rössler, erst eine Biografie über Koch und dessen Engagement zugunsten von Flüchtlingen zu schreiben, was auch geschah. 2002 gründeten sie mit dem dritten Mann im Bunde, Hannes Reiser, einen Verein, eben den Freundeskreis Cornelius Koch.

Buchhinweis: Claude Braun, Michael Rössler: Ein unbequemes Leben, 2011 Zytglogge Verlag.

Schweizer Flüchtlingskaplan Cornelius Koch gestorben

Claude Braun, Freundeskreis Cornelius Koch | © Wolfgang Südbeck-Baur
15. Juli 2016 | 09:45
Lesezeit: ca. 2 Min.
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