Luis Francisco Ladaria Ferrer im Jahr 2015
Vatikan

Luis Francisco Ladaria Ferrer wird neuer Leiter der Glaubenskongregation

Rom, 1.7.17 (kath.ch) Zum Nachfolger von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Leiter der Glaubenskongregation ernannte Papst Franziskus den bisherigen Stellvertreter Müllers, Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer (73). Am Samstag gab der Vatikan überraschend bekannt, dass die Amtszeit Müllers, die am Sonntag endet, nicht verlängert werde.

Der spanische Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer (73) wurde 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation ernannt. Damit war er zweiter Mann nach dem Präfekten der Behörde und in den vergangenen Jahren Kardinal Müllers wichtigster Mitarbeiter. Als Sekretär hat er die Aufgabe, die tägliche Arbeit der Glaubenskongregation zu koordinieren. Selbstverständlich ist seine Ernennung zum Präfekten durch Franziskus jedoch nicht: Dass ein Sekretär in derselben Behörde zum Leiter aufsteigt, ist im Vatikan selten.

Jesuit mit Deutschkenntnissen

Der auf der Mittelmeerinsel Mallorca geborene Ladaria gehört wie Franziskus dem Jesuitenorden an. In der Öffentlichkeit tritt er selten auf, Interviews gibt er wenige. Der Geistliche gilt als gemässigt konservativ. Ladaria studierte unter anderem in Frankfurt an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen und spricht gut deutsch.

Vor seiner Berufung in die Führungsetage der Glaubenskongregation war er seit 2004 Generalsekretär der Internationalen Theologenkommission, die den Vatikan berät. Von 1986 bis 1994 war er Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er seit 1984 Dogmatik lehrte. (kna)

Luis Francisco Ladaria Ferrer im Jahr 2015 | © KNA,
1. Juli 2017 | 13:49
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Glaubenskongregation

Die Kongregation für die Glaubenslehre ist die älteste Behörde des Heiligen Stuhls. 1542 unter Papst Paul III. als «Kongregation der Römischen und Universalen Inquisition» gegründet, war sie lange Zeit die oberste, aber auch die am meisten gefürchtete Behörde des Heiligen Stuhls.

Nach der Reformation sollte sie den Glauben rein erhalten, die Kirche vor Irrlehren schützen, gegen Häresien verteidigen, Glaubensverstösse untersuchen und gegebenenfalls bestrafen – im schlimmsten Fall mit dem Tode. Diese Aufgabe entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten weiter.

Ende des zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wurde die Behörde in zur «Glaubenskongregation» umbenannt – mit deutlich verändertem Profil.

Die Kirche setzt seither zum Schutz des Glaubens zunehmend auf eine positive Darlegung, Begründung und Erklärung. An die Stelle von Büsserhemd oder Scheiterhaufen traten Richtigstellungen, Schweigegebot oder Lehrentzug.

Einer der aktivsten und wirkmächtigsten Präfekten der Glaubenskongregation war Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. Er leitete die Behörde von 1982 bis 2005 und massregelte in dieser Zeit mehrere hundert Theologen und Autoren.

Ausser für Lehrfragen ist die Glaubenskongregation auch für Disziplinar-Vorgänge zuständig. Hier steht seit Jahrzehnten der Kampf gegen sexuellen Missbrauch durch Kleriker im Vordergrund. Am 2. Juli 2012 ernannte der damalige Papst Benedikt XVI. den deutschen Theologieprofessor und Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation. (kna)