Der Einsiedler Klosterplatz bleibt weiterhin ein heisses Pflaster
Sandverfugt oder mörtelgebunden: Jetzt steht fest, wie der Einsiedler Klosterplatz gepflästert werden soll. Das kantonale Verwaltungsgericht hat dies entschieden. Eine behindertengerechte, hindernisfreie Pflästerung mit glatten Steinen gibt es nur rund um den Liebfrauenbrunnen sowie auf einigen strahlenförmigen Gehwegen auf dem Platz im Platz. Doch die Fertigstellung wird noch dauern.
Wolfgang Holz
Es ist eine Kompromisslösung – zulasten von Personen mit Gehbehinderungen. So könnte man die Entscheidung des kantonalen Verwaltungsgerichts Schwyz bezeichnen.
«Vergleichslösung» wird gebaut
Die überwiegende Fläche des Einsiedler Klosterplatzes wird nämlich mit ungebundenen, gesandeten Pflastersteinen gepflästert – so wie es das aktuelle Konzept für den «Platz im Platz» rund um den Liebfrauenbrunnen vor dem Kloster Einsiedeln als «Vergleichslösung» zwischen Bezirk, Kloster und Denkmalpflege vorgesehen hat.
Das hat das kantonale Verwaltungsgericht nun mit seinem Urteil auf 41 Seiten Ende Februar bestätigt, wie der «Bote der Urschweiz» berichtete.
Will heissen: Lediglich zwei breitere Wege von den beiden Arkaden am Rande des Klosterplatzes zum Liebfrauenbrunnen sowie einige strahlenförmige Gehwege mit jeweils glatten, mörtelverfugten Steinen werden gepflästert, auf denen Rollstuhlfahrer sich auf dem «Platz im Platz» bewegen können.
Natur- und Heimatschutz bevorzugt
Das Gericht gewichtet damit unterm Strich die kombinierten Aspekte von Natur- und Heimatschutz und Denkmalpflege höher als die Bedürfnisse der Menschen mit einer Behinderung.
Die Behindertenvereinigung Procap und Rollstuhlfahrer Werner Ruch mit seiner IG Hindernisfreier Klosterplatz forderten seit Jahren einen barrierefreien «Platz für alle». Dieses Anliegen wird nun sehr wahrscheinlich nicht realisiert.
Andererseits hat das intensive Lobbyieren und das Engagement der Behindertenvereinigungen dazu geführt, dass der «Platz im Platz» nun zumindest einige barrierefreie Wege für Menschen mit Gehbehinderungen, mit Rollatoren sowie für Rollstuhlfahrer bereithält.
Zugang zur Klosterkirche behindertengerecht
Zudem ist der Zugang zur Klosterkirche am oberen Klosterplatz bereits mit glatten Fusskiesel-Bahnen entlang der Kirchenfassade von den Parkplätzen so gepflästert, dass Gehbehinderte über einen barrierefreien Zugang zur Stiftskirche verfügen.
«Ich freue mich, dass durch das Verwaltungsgericht dem Bauantrag von Kloster und Bezirk stattgegeben worden ist», sagt Heino von Prondzynski von der Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln gegenüber kath.ch.
Restlicher Klosterplatz fertig
Auf diese Weise könnte der «Platz im Platz», der letzte Teil des Klosterplatzes, baulich in Angriff genommen wird. Die übrigen Teile des Klosterplatzes sowie die beiden Arkaden seien längst fertiggestellt. Das Kloster hat dafür einen Kostenrahmen von 1,5 Millionen Franken veranschlagt – für den oberen Teil des «Platzes im Platz». Der untere Teil gehört dem Bezirk Einsiedeln.
Es wird allerdings noch dauern, bis der «Platz im Platz» fertig gebaut werden kann. Zum einen hängt es davon ab, ob die Kläger ihre Beschwerde noch als Musterprozess bis vors Bundesgericht ziehen wollen. Die Einsprachefrist gegen das Verwaltungsgerichtsurteil läuft bis 31. März. Vier Beschwerden wurden damals auf die Baubewilligung des Bezirks beim Schwyzer Regierungsrat eingereicht.
Welttheater hat Vorrang
«Wenn dies nicht geschieht, ist mit Baubeginn nicht vor März 2025 zu rechnen, weil nächstes Jahr das Welttheater auf dem Klosterplatz über die Bühne geht», so von Prondzynski. Nicht zuletzt brauche es eine gewisse Zeit, bis das Baumaterial – sprich: die entsprechenden Pflastersteine –gehauen und geliefert werden können.
Abt kurzfristig nicht erreichbar
Abt Urban Federer vom Kloster Einsiedeln war für eine kurzfristige Stellungnahme nicht zu erreichen.
Erinnern wir uns kurz. Der Eidgenössische Natur- und Heimatschutz hatte in einem Gutachten nach dem Baustopp im September 2019 bereits den Willen des Denkmalschutzes gestützt, der auf dem Platz im Platz aus historischer Tradition lediglich sandverfugte, unbehauene Pflastersteine forderte. Den gesamten Platz mit glatten mörtelverfugten und behindertengerechten Steinen zu verbauen, wurde abgelehnt aus Gründen eines veränderten Lichteinfalls.
Die Sache mit dem Baustopp
Zu dem Baustopp war es damals gekommen, weil der Kanton die Pflästerarbeiten an der Baustelle vorsorglich einstellte. Grund: Die Denkmalpflege hatte interveniert, weil sie befürchtete, dass die Bauarbeiten vom bewilligten Bauprojekt abweichen würden.
Sprich: Dass der Platz im Platz komplett mit mörtelverfugten Steinen pflästern würde – gemäss des ursprünglichen Konzepts des Bezirksrats. Der Klosterplatz sorgte in der Folge für rote Köpfe und mutierte zum heissen Pflaster.
Unendliche Geschichte
Seit 2007 haben Bezirk und Kloster gemeinsam am Ziel einer Neugestaltung des Klosterplatzes gearbeitet. Diese soll laut Bezirk Einsiedeln nicht nur eine vielfältige Nutzung des öffentlichen Raumes ermöglichen, sondern auch das Miteinander von Dorf und Kloster sowie Begegnungen aller Art fördern.
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