Rabbiner Walter Homolka.
International

«Klima der Angst»: Machtmissbrauchsvorwurf gegen Rabbiner Homolka teils bestätigt

Laut einer Untersuchung der Universität Potsdam haben sich Vorwürfe gegen den Gründer des Abraham-Geiger-Kollegs (AGK), Rabbiner Walter Homolka, «teilweise bestätigt». Homolka selbst wehrt sich weiter gegen alle Vorwürfe.

Viele der Befragten haben laut Untersuchung angegeben, dass Homolka «ein Klima der Angst» geschaffen habe, «das sich auf das Handeln von Studierenden und von Mitarbeitern einschränkend ausgewirkt habe».

Sexuelle Vorwürfe nicht bestätigt

In dem Bericht heisst es weiter: «Nicht bestätigt haben sich die Vorwürfe der Duldung sexuell belästigenden Verhaltens seitens seines Lebenspartners.» Zudem habe der Vorwurf des wissenschaftlichen Fehlverhaltens «nicht abschliessend geprüft werden» können. An dieser Problematik werde weiter gearbeitet, fügte Uni-Präsident Oliver Günther hinzu.

Rabbiner Walter Homolka (l.) im Mai 2015 bei einer Lehrveranstaltung im Abraham-Geiger-Kolleg.
Rabbiner Walter Homolka (l.) im Mai 2015 bei einer Lehrveranstaltung im Abraham-Geiger-Kolleg.

In dem Bericht geht es auf 20 Seiten um «Vorwürfe der sexualisierten Diskriminierung, des Machtmissbrauchs und des wissenschaftlichen Fehlverhaltens im Institut für Jüdische Theologie». Die Uni hatte vor einem halben Jahr eine Untersuchungskommission mit fünf Mitgliedern eingesetzt. Vorsitzende war die zentrale Gleichstellungsbeauftragte Christina Wolff. Das Gremium wertete nach Angaben der Uni Protokolle, Gespräche und Verträge aus.

Homolka bestreitet die Vorwürfe

Der prominente Rabbiner Walter Homolka bestreitet gegen ihn erhobene Vorwürfe. Er sei «kein Vertuscher und kein Belästiger», sagte der Gründer der Potsdamer Ausbildungsstätte für liberale Rabbinerinnen und Rabbiner, Abraham-Geiger-Kolleg, im Interview der «Zeit» (Donnerstag).

«Ja, ich war Chef und hatte Macht. Doch Machtgebrauch ist nicht schon Machtmissbrauch.»

Walter Homolka, Rabbiner

Mit Blick auf seine Leitungsfunktion erklärte er: «Ja, ich war Chef und hatte Macht. Doch Machtgebrauch ist nicht schon Machtmissbrauch.» Über Karrieren habe er niemals alleine entschieden, das seien stets Gremien gewesen.

Für liberale Rabbiner und Rabinerinnen

Das nach dem Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) benannte Kolleg bildet seit 2011 als An-Institut der Universität Potsdam liberale Rabbinerinnen und Rabbiner, Kantorinnen und Kantoren aus. Das Geiger-Kolleg ist für die religiöse Ausbildung zuständig. Die School of Jewish Theology gehört zur Philosophischen Fakultät der Uni und kümmert sich um die akademische Ausbildung. (kna)


Rabbiner Walter Homolka. | © KNA
26. Oktober 2022 | 10:53
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