Karin Ottiger, Co-Geschäftsleiterin Schweizerischer Katholischer Frauenbund.
Schweiz

Karin Ottiger: «Dieses Nein des Papstes grenzt schon fast an Sabotage»

Papst Franziskus hat jüngst in einem Interview mit seinem klaren «Nein» zum Frauendiakonat viele Frauen diskriminiert und verletzt, die sich in der katholischen Kirche seit Jahren engagieren. Karin Ottiger (62), Co-Geschäftsleiterin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds, nimmt auf Anfrage von kath.ch Stellung.

Wolfgang Holz

Frau Ottiger, was sagen Sie zum «Nein» des Papstes im Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CBS?

Karin Ottiger: Dieses Nein zum Frauendiakonat von Papst Franziskus grenzt schon fast an Sabotage, was den synodalen Prozess in der katholischen Kirche angeht. Weil diese Aussage sehr unsynodal ist – und sie wirkt auch nicht glaubwürdig.

Warum nicht glaubwürdig?

Ottiger: Papst Franziskus hat extra eine synodale Kommission eingesetzt, die sich im Herbst bei der Weltsynode mit der Frauenfrage befassen soll.

Irritiert: Die Fernsehjournalistin Norah O’Donnell.
Irritiert: Die Fernsehjournalistin Norah O’Donnell.

Ist diese Aussage des Heiligen Vaters vielleicht nur aus einer spontanen Laune heraus entstanden, und man muss sie möglicherweise nicht so ernst nehmen?

Ottiger: Nein, überhaupt nicht. Ich nehme dieses Statement von Papst Franziskus sehr ernst. Denn es wird durch diese Aussage offensichtlich, dass der Papst in der Frauenfrage wirklich keine Reformen will – aus welchen Gründen auch immer. 

«Unsere Bischöfe sind jetzt in dieser Frage stärker gefragt denn je.»

Ist die Frauenfrage aus Ihrer Sicht im Grunde also nach wie vor ein rotes Tuch für den Vatikan und für den Papst?

Ottiger: Ja, es scheint so. Ich weiss allerdings nicht, ob diese Einschätzung für den ganzen Vatikan zutrifft.

Der Petersplatz in Rom
Der Petersplatz in Rom

Was resultiert für Sie aus dem «Njet» des Papstes in der Frauenfrage?

Ottiger: Für mich ist klar: Wenn der Vatikan nicht in der Lage ist, die Gleichstellung der Frauen in der katholischen Kirche universal auf weltweiter Ebene zu diskutieren und zu befördern, dann braucht es dringend regionale Lösungen für dieses Problem. Konkret bedeutet dies: Unsere Bischöfe sind jetzt in dieser Frage stärker gefragt denn je.

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Sind Sie eigentlich von vielen Frauen auf die umstrittenen, frauenfeindlichen Aussagen des Papstes in diesem Interview angesprochen worden?

Ottiger: Nein, erstaunlicherweise nicht. Viele Frauen in der Kirche haben offensichtlich bereits resigniert.


Karin Ottiger, Co-Geschäftsleiterin Schweizerischer Katholischer Frauenbund. | © zVg
23. Mai 2024 | 17:15
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