Karin Iten
Schweiz

Karin Iten kündigt bei der Bischofskonferenz

Karin Iten kündigt ihre 15-Prozent-Stelle bei der Schweizer Bischofskonferenz. Sie bleibt dem Bistum Chur als Präventionsbeauftragte erhalten. Mit dem Streit über den Verhaltenskodex habe ihre Kündigung nichts zu tun. 

Raphael Rauch

Am 3. Mai hatten Karin Iten und Bischof Joseph Bonnemain ein persönliches Gespräch. Die beiden arbeiten eng zusammen – für das Bistum Chur, aber auch für die Schweizer Bischofskonferenz. Für das Bistum Chur arbeitet Karin Iten mit 50 Prozent, für die Bischofskonferenz mit 15 Prozent. Aber nicht mehr lange.

Mehrgenerationenprojekt statt Bischofskonferenz

Am 3. Mai eröffnete Karin Iten dem Bischof, dass sie Ende August bei der Schweizer Bischofskonferenz aufhören werde. Denn sie hat von der öffentlichen Hand in ihrer Wohnregion das Angebot erhalten, mit 50 Prozent für ein Mehrgenerationenprojekt zu arbeiten. «Das reizt mich sehr», sagt Karin Iten, die an der ETH Umweltwissenschaften studiert hat.

Sagt, was ist und diente damit der Kirche mehr als manch ein Bischof oder Kardinal: Karin Iten.
Sagt, was ist und diente damit der Kirche mehr als manch ein Bischof oder Kardinal: Karin Iten.

Karin Iten hatte das Amt bei der Schweizer Bischofskonferenz erst am 1. Oktober angetreten – zusammen mit dem Priester Stefan Loppacher, der ebenfalls ein 15-Prozent-Pensum hat. Ganz offiziell heisst ihr Job Co-Leitung der Geschäftsstelle für das Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld».

Karin Iten fordert Kulturwandel

Karin Iten betont gegenüber kath.ch, dass ihre Kündigung bei der Bischofskonferenz nichts mit dem aktuellen Streit über den Verhaltenskodex zu tun habe. «Ich bleibe dem Bistum Chur als Präventionsbeauftragte erhalten, denn es bleibt noch viel zu tun», sagt Karin Iten zu kath.ch. «Zudem habe ich Familie und Kinder, die Rolle bei der Bischofskonferenz übersteigt daher mein mögliches Stellenpensum».

Karin Iten und Stefan Loppacher sind die beiden Präventionsbeauftragten des Bistums Chur.
Karin Iten und Stefan Loppacher sind die beiden Präventionsbeauftragten des Bistums Chur.

Karin Iten fordert immer wieder Bischof Joseph Bonnemain und die Sexualmoral der katholischen Kirche heraus. Sie findet, wirksame Präventionsarbeit brauche einen Kulturwandel innerhalb der katholischen Kirche. Und dieser Kulturwandel erfordere auch, die offizielle Sexualmoral der katholischen Kirche zu ändern.

Bischof Bonnemain lobt Karin Iten

Bischof Joseph Bonnemain, der für die Schweizer Bischofskonferenz das Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» leitet, bedauert Itens Abgang. «Karin Iten und Stefan Loppacher sind ein ausgezeichnetes Team. Ich bedauere sehr, dass wir sie verlieren und bin ihr gleichzeitig sehr dankbar, dass sie weiterhin Präventionsbeauftragte des Bistums Chur bleibt», sagt Bischof Joseph Bonnemain zu kath.ch. Auch er betont: «Die jetzige Kündigung hat mit den Spannungen, die um den Verhaltenskodex des Bistums Chur entstanden sind, überhaupt nichts zu tun.»

Chur hat bereits den Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht eingeführt.
Chur hat bereits den Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht eingeführt.

Joseph Bonnemain, der letzten Freitag Karin Iten noch öffentlich kritisiert hatte, ist nun voll des Lobes: «Die Zusammenarbeit mit Karin Iten und Stefan Loppacher ist hervorragend. Sie mussten im Eiltempo, nach meiner Ernennung als Bischof von Chur, alle Geschäfte und Aufgaben des Fachgremiums übernehmen.» 

Stefan Loppacher bleibt

Bonnemain würdigt eine Tagung im vergangenen November, die Iten und Loppacher organisiert hätten. Sie sei «einwandfrei und zur Zufriedenheit aller gelaufen». Fokus dieser Vernetzungstagung war der Austausch zum Verhaltenskodex des Bistums Chur zwischen den Fachgremien aller Bistümer. 

Stefan Loppacher bleibt dem Fachgremium der Bischofskonferenz erhalten. Bischof Joseph Bonnemain teilt mit: «Wir haben uns auf eine interimistische Lösung geeinigt, welche Karin Iten auch mitträgt, bis eine Nachfolge geregelt werden kann.»


Karin Iten | © Christian Merz
11. Mai 2022 | 18:29
Lesezeit: ca. 2 Min.
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