Kardinal Grech und Helena Jeppesen-Spuhler in Bern
Schweiz

Kardinal Grech und Helena Jeppesen: «Im Oktober stehen anspruchsvolle Themen auf der Agenda»

Am Rande des Besuchs von Kardinal Mario Grech in der Schweiz sprechen der Kardinal und die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler über ihre Hoffnung für eine synodalere Kirche. Das geteilte Echo auf die erste Etappe, sei «etwas Positives. Das zeigt, dass die Diskussionen am Laufen sind».

Annalena Müller

Was bringt Sie nach Bern, Kardinal Grech?

Mario Grech*: Freundschaft (lacht). Und wenn ich Freundschaft sage, dann meine ich nicht nur mit meinen Freunden hier, sondern auch die Freundschaft mit Ihrer Kirche. Denn obwohl ich in Rom lebe, bin ich Teil der Katholischen Kirche. Und die Katholische Kirche ist auch in Bern präsent und in der ganzen Schweiz.

Die erste Etappe der Weltsynode letzten Oktober ist auf ein gemischtes Echo gestossen. Was erwarten Sie von der zweiten Etappe diesen Oktober?

Helena Jeppesen-Spuhler*: Ich denke, dass wir vor allem an den schwierigen Fragen der Partizipation und an den Prozessen der Entscheidungsfindung arbeiten werden. Es geht um die grosse Frage: Was ist eine synodale Kirche? Was ist die Rolle des Papstes und die der Bischöfe? Was heisst Partizipation aller, insbesondere auch der Frauen?

Beim Besuch von Kardinal Grech in Bern (v. l. nach r.): Marie-Louise Beyeler, Urban Federer, Helena Jeppesen und Felix Gmür
Beim Besuch von Kardinal Grech in Bern (v. l. nach r.): Marie-Louise Beyeler, Urban Federer, Helena Jeppesen und Felix Gmür

Grech: Dass es ein gemischtes Echo gab, ist für mich etwas Positives. Das zeigt, dass die Diskussionen am Laufen sind. Das Schlimmste, das passieren könnte, ist, dass es keine Reaktionen gäbe. Auch Kritik ist wertvoll, denn sie erlaubt uns, tiefer in gewisse Themen einzutauchen.

Jeppesen-Spuhler: Ich denke, es gab auch deshalb gemischte Reaktionen, weil das Abschlussdokument ein Synthesedokument war…

Grech: … ein Übergangsdokument…

Kardinal Grech - Auftritt in Bern, 19. März
Kardinal Grech - Auftritt in Bern, 19. März

Jeppesen-Spuhler: Genau, ein zusammenfassendes Dokument, das die unterschiedlichen Positionen in der Weltkirche wiedergibt und dabei sicherstellen muss, dass alle diesen Oktober wieder zusammensitzen und weiter diskutieren werden.

«Es gab durchaus Veränderungen nach der Amazonas-Synode.»

Kardinal Mario Grech

Viele Menschen, die auf Reformen in der Kirche hoffen, waren nach der Amazonas-Synode tief enttäuscht, weil der Papst die wesentlichen Vorschläge nicht umsetzte. Warum ist der gegenwärtige Synodale Prozess anders?

Grech: Ich glaube, das stimmt nur zum Teil. Und es ist auch den Amazonas-Kirchen gegenüber nicht ganz fair. Es gab durchaus Veränderungen nach der Synode, zum Beispiel die Einsetzung von CEAMA, der Kirchenkonferenz für das Amazonasgebiet.

Papst Franziskus mit indigenen Teilnehmern der Amazonassynode im Vatikan, 2019.
Papst Franziskus mit indigenen Teilnehmern der Amazonassynode im Vatikan, 2019.

Jeppesen-Spuhler: Das war ein sehr wichtiger Schritt für die Kirche in Amazonien und wenn wir das für andere Kontinente auch erreichen, dann wäre das ein grosser Erfolg auf dem Weg zu einer synodaleren Kirche. Aber natürlich gab es einige wichtige Fragen, die der Papst nicht umgesetzt hat, die Frage des Diakonats der Frau und der Viri probati. Aber jetzt sind wir in einem weltweiten Prozess und der trägt weiter zu den Reflektionen bei, die auf der Amazonas-Synode angestossen wurden.

«Im Oktober soll es um die grossen Fragen der Partizipation gehen.»

Helena Jeppesen-Spuhler

Was ist Ihre grösste Hoffnung für den Abschluss der Weltsynode im Oktober, Frau Jeppesen Spuhler?

Jeppesen-Spuhler: Ich hoffe, dass wir aus der Schweiz synodale Erfahrungen einbringen können. Und dass wir auch weltweit bei gewissen Themen weiterkommen. Im Oktober soll es nicht um konkrete Themen gehen – wie die Rolle der Frau –, sondern um die grossen Fragen der Partizipation. Und das Thema der Partizipation ist ein transversales Thema, insbesondere die Partizipation der Frauen.

*Mario Grech (67) ist Kurienkardinal. Er ist seit 2020 Generalsekretär der Bischofssynode und war zuvor Bischof von Gozo (Malta)

**Helena Jeppesen-Spuhler (58) arbeitet beim Hilfswerk Fastenaktion. Sie ist zudem in der Allianz Gleichwürdig Katholisch und im Catholic Women’s Council aktiv.


Kardinal Grech und Helena Jeppesen-Spuhler in Bern | © Bernard Hallet
21. März 2024 | 17:15
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