Dominik Chanton, Präsident von Radio Maria Deutschschweiz, war früher selbst Chefredaktor und Moderationsleiter bei Radio Rottu Oberwallis (RRO)
Schweiz

Grösser, schneller, moderner: Radio Maria expandiert im Oberwallis

Radio Maria richtet in Brig VS ein neues Studio ein, das am 8. Dezember offiziell eingeweiht wird. Das ist grösser als das bisherige und zentraler gelegen. Dass sich der Schwerpunkt von Radio Maria ins Oberwallis verlagert, verneint dessen Präsident Dominik Chanton. «Wir brauchen lediglich mehr Platz und bessere Netzverbindungen», sagt dieser. Wichtige Fragen bleiben offen.

Sarah Stutte

Was gab den Anstoss für das Bauprojekt? Es gab bisher an der Alten Simplonstrasse in Brig ein Studio von Radio Maria. Warum reicht dieses nicht mehr aus?

Dominik Chanton*: Das bisherige Radiostudio war in einem alten Stadthaus in einer kleinen, verschachtelten Wohnung untergebracht. Man darf sich das nicht wie ein Radiostudio der SRG vorstellen. Es ist ein kleiner Tisch mit Mikrophonen, ein Mischpult und drei Bildschirmen, welche quasi im Schlafzimmer dieser Wohnung stehen. Alles ist sehr rudimentär.

Das alte Studio von Radio Maria an der Alten Simplonstrasse in Brig befand sich in einem Wohnhaus.
Das alte Studio von Radio Maria an der Alten Simplonstrasse in Brig befand sich in einem Wohnhaus.

Erfreulicherweise konnten durch die Anstrengungen unserer Mitarbeitenden aber fast 30 neue Ehrenamtliche zur Mitarbeit im Wallis gefunden werden. Das braucht nun etwas mehr Platz. Durch die Digitalisierung der Radiotechnik benötigen wir zudem auch bessere Glasfaser- und Netzverbindungen. In einem historischen Altbau ist das schwieriger zu realisieren als an einem moderneren Standort.

Was soll nun an der Rhonesandstrasse genau bis wann realisiert werden?
Chanton: An der Rhonesandstrasse entstehen die neuen Räumlichkeiten für Radio Maria. Die Radiotechnik von Radio Maria ist mehr als 13 Jahre alt und sehr reparaturanfällig. Darum sind das Mischpult, die Soundaufbereitung und die Sendetische neu. Das restliche Material wird mehrheitlich wieder eingebraucht, damit die Kosten nicht überborden. Baulich wurde innerhalb des Lokals eine Wand eingezogen, damit der Studioteil abgetrennt werden kann.

Eine Trennwand wird momentan gebaut, um den Studioteil abzutrennen.
Eine Trennwand wird momentan gebaut, um den Studioteil abzutrennen.

Wie sieht der momentane Stand der Bauarbeiten aus?
Chanton: Die Bauarbeiten laufen nach Plan. In den ersten Tagen des Novembers sollte der Start am neuen Standort erfolgen. Die Hörer werden davon aber nicht viel merken, da es ohne Unterbruch vollzogen werden soll. Offiziell eröffnen wir den neuen Standort des Marienradios am 8. Dezember 2023.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden hier später auf Sendung gehen?
Chanton: Die Anzahl der festangestellten Moderatorinnen ändert nicht. Im Wallis ist das eine Person. Hingegen werden die zusätzlich Ehrenamtlichen sicher auch Sendungen übernehmen und so zur Bereicherung des Programms beitragen. Der Live-Charakter mit dem wichtigen Einbezug der Hörerschaft soll dabei ebenfalls erhalten bleiben.

«Ein Studio im Oberwallis hat sich bewährt. So können wir an zwei Standorten näher an den Gläubigen sein.»

Was passiert mit den alten Räumlichkeiten in Brig? Werden diese noch genutzt werden? Wenn ja, wie?
Chanton: Die wenigen Sachen, die Radio Maria inklusive des Studios besitzt, werden in einer Aktion von rund zwei bis drei Stunden ausgeräumt. Danach reinigen wir die Wohnung und geben die Schlüssel dem Vermieter ab. Ab dem 1. Januar 2024 ist die Wohnung bereits wieder an Privatpersonen vermietet.

Warum braucht es neben Adliswil noch ein zweites, professionelles Studio in Brig? Verlagert sich der Schwerpunkt von Radio Maria nun ins Oberwallis?
Chanton: Radio Maria hat seit bald 10 Jahren auch ein Studio im Oberwallis. Das hat sich sehr bewährt. So können wir an zwei Standorten näher an den Gläubigen sein. Der Hauptsitz des Vereins von Radio Maria bleibt auf der Nordseite des Lötschbergs, womit auch klar ist, dass für uns weiterhin das Bistum Chur für die Ernennung des Radiopriesters angefragt werden darf.

Die neuen technischen Anlagen des Studios in Brig.
Die neuen technischen Anlagen des Studios in Brig.

Radio Maria gibt es weltweit in fast 100 Ländern. Es ist in vielen Ländern so, dass man mehr als einen Standort hat. Dies hilft auch bei der Versorgungs- und Sendesicherheit. Bei einer Strommangellage, einer Technikhavarie oder einem Gebäudeproblem kann jeweils das andere Landesstudio weitersenden, ohne dass es zu einem Unterbruch im Programm kommt.

Konkurrenziert Radio Maria mit dem Ausbau nicht Radio Gloria, weil das gleiche Zielpublikum angesprochen wird?
Chanton: Es gibt bei uns keinen Ausbau. Wir erneuern nur die Technik und wechseln den Standort. Für das Programm hat das keine Konsequenzen. Zudem bin ich seit mehr als einem Jahr Präsident von Radio Maria Deutschschweiz. In diesem Jahr haben wir die Gespräche mit unseren Partnern wie beispielsweise Radio Gloria gut gepflegt. Das machen wir auch mit anderen Partnern so. Bei Radio Maria sind die Türen zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit weit offen.

«Der römisch-katholische Glaube wandelt sich immer mehr von einer Volksreligion zu einem Bekennerglauben.»

Am ersten November startet zudem unser neue Programmdirektor Pfarrer Martin Rohrer, der lange Zeit für Radio Gloria gearbeitet hat. Es gibt aus unserer Sicht keine Konkurrenz. Der römisch-katholische Glauben wandelt sich immer mehr von einer Volksreligion zu einem Bekennerglauben. Um so wichtiger, dass sich die verschiedenen Player stützen, statt sich als Konkurrenten zu sehen. Und zudem reden wir am Radio den ganzen Tag von Frieden, Liebe und Toleranz. Umso wichtiger, dass wir das dann auch so vorleben.

Das Studio zügelt von der Altstadt unweit des Klosters St. Ursula nun an eine absolut zentrale Lage. Wie wird das ganze Projekt finanziell gestützt? Es heisst ja, Radio Maria habe finanzielle Probleme.
Chanton: Radio Maria hat keine fixen Geldgeber. Wir leben nur von Spenden. Solange die Zuhörer unser Programm wollen und spenden, können wir senden. Wenn die Lebenskosten steigen und die Wirtschaft schwächelt, wirkt sich das auch auf die Spendengelder aus. Dann müssen wir immer einen Zusatz-Effort leisten und unsere Hörerinnen und Hörer um mehr Unterstützung bitten.

Die Aussenfassade des neuen Studios von Radio Maria an der Rhonesandstrasse in Brig.
Die Aussenfassade des neuen Studios von Radio Maria an der Rhonesandstrasse in Brig.

Wir zeigen unserer Hörerschaft immer auf, wenn es einmal nicht reicht. Am Schluss entscheiden die Hörerinnen und Hörer, ob es dieses Programm geben soll. Die neue Studiotechnik in Brig verdanken wir einem Einzelgönner, der dieses Geld explizit für Radio Maria am Standort Brig gespendet hat. Viele der restlichen Arbeiten erfolgt durch Ehrenamtliche und freiwillige Helfer.

Das neue Studio-Lokal wird unter anderem auch von einem Verein namens «Evangelisation St. Raphael» unterstützt. Der Verein wurde von Pfarrer Rainer aus St. Niklaus gegründet. Wie ist es zu dieser Verbindung gekommen?
Chanton: Radio Maria hat eine Reihe von Fixkosten. Neben den Sendeanlagen gehört zum Beispiel auch die Raummiete dazu. Der Walliser Verein Evangelisation St. Raphael ist Eigentümer unserer neuen Liegenschaft in Brig-Glis. Der Verein Evangelisation St. Raphael unterstützt diverse Projekte, die ihrem Vereinszweck entsprechen.

«Es fliessen keine Gelder zwischen den Vereinen.»

Auch Radio Maria hat diese Anforderungen erfüllt. Aus diesem Grund konnte zwischen den Vereinen eine vorteilhafte langjährige Vereinbarung für die Benützung der Räume des Vereins Evangelisation St. Raphael gefunden werden. Die zwei Vereine fungieren aber vollständig unabhängig voneinander.

Über den Verein selbst finden sich im Internet keine Informationen, ausser eines Moneyhouse-Eintrags. Müssten gewisse Hintergründe über den Verein der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden, wenn Gelder in Medien-Projekte wie Radio Maria fliessen?
Chanton: Es fliessen keine Gelder zwischen den Vereinen. Wir haben bereits mehrfach am Radiosender über die Vereinbarung mit dem Verein Evangelisation St. Raphael informiert und auch im Programmheft erwähnt und verdankt.

Pfarrer Rainer Pfammatter vor dem Samichlaus.
Pfarrer Rainer Pfammatter vor dem Samichlaus.

Weitere Verdankungen im Rahmen der Studioeröffnung und der Baureportage im Programmheft sind geplant. Sowohl das Bistum als auch der Präsident der Weltfamilie von Radio Maria haben Kenntnis von unserer Vereinbarung mit dem Verein Evangelisation St. Raphael.

*Dominik Chanton ist Präsident des Vereins Radio Maria Deutschschweiz. Von 2011 bis 2015 war er Schuldirektor in St. Niklaus, bis November 2023 ist er noch Schuldirektor der Schulen Brig-Glis. Zuvor war er selbst Moderator beim Oberwalliser Radiosender RRO.

Evangelisation St. Raphael

Der Verein «Evangelisation St. Raphael» wurde im Jahr 2022 von Rainer Pfammatter gegründet, der Pfarrer in St. Niklaus ist. Der Verein wirkt gesamtschweizerisch, jedoch liegt der Schwerpunkt der Tätigkeiten im Wallis. Unter dem entsprechenden Moneyhouse-Eintrag steht, dass der Verein, der seinen Rechtssitz in Brig-Glis hat, die Ausübung der Neuevangelisierung mit missionarischen Tätigkeiten bezwecke. Weiter unterstütze der Verein, der katholisch geprägt und ökumenisch offen sei, auch andere Gemeinschaften und Vereine sowie Einzelpersonen in der Evangelisation.

Das bestätigt auf Anfrage auch Rainer Pfammatter: «Wir bauen mit bei Evangelisations-Projekten». Auf die Frage an den Pfarrer von St. Niklaus, wie sich denn der Verein als Non-Profit-Organisation finanziere, erklärt dieser: «Unser Verein wird von Spenden und Zuwendungen getragen». Dazu, wie es zur Vereinbarung kam, dass die «Evangelisation St. Raphael» als Eigentümer der Liegenschaft in Brig nun dort Radio Maria einziehen lasse oder zur Frage, ob die beiden Vereine wirklich unabhängig voneinander agieren können, wenn sie so miteinander verflochten sind, gab der Pfarrer keine Auskunft. Auch nicht darüber, ob er Dominik Chanton noch aus seiner Zeit in St. Niklaus kenne und so die Verbindung zu Radio Maria entstand oder ob die Unterstützung des Radios durch seinen Verein ausschliesslich in der Benutzung der Räumlichkeiten liege. «Aus Gründen des Datenschutzes können wir hierzu weder in die eine oder andere Richtung Auskünfte über unsere Tätigkeiten erteilen», hiess es von ihm lediglich. (sas)


Dominik Chanton, Präsident von Radio Maria Deutschschweiz, war früher selbst Chefredaktor und Moderationsleiter bei Radio Rottu Oberwallis (RRO) | © pomona.media (Archivbild)
2. Oktober 2023 | 17:00
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