Studentin mit Kopftuch
Schweiz

Kirche lehnt Walliser Verhüllungsverbotinitiative ab – nationale Vorlage gestartet

Sitten, 24.2.16 (kath.ch) Im Wallis und in Glarus wird das Volk über ein Verhüllungsverbot befinden. Im März startet die SVP die Unterschriftensammlung für ein nationales Verhüllungsverbot. Die Walliser-Vorlage wird durch die Kirche abgelehnt, sagte Generalvikar Pierre-Yves Maillard gegenüber kath.ch. Die Initianten sähen Probleme, wo es keine gibt, erklärte ein Muslim-Vertreter aus dem Wallis.

Georges Scherrer

Im Wallis ist eine Initiative der SVP für ein Kopftuchverbot an Schulen zustande gekommen. Für diese Initiative bringt die katholische Kirche kein Verständnis auf, sagte Generalvikar Pierre-Yves Maillard am Mittwoch, 24. Februar, gegenüber kath.ch. Die Kirche pflege sehr gute Kontakte mit dem Erziehungsdepartement. Noch im vergangenen Jahr habe sie mit dem Kanton eine Konvention unterzeichnet, welche die Präsenz der Kirche an den Schulen regelt. Dazu gehörten auch religiöse Zeichen wie das Kruzifix. Die katholische Kirche stelle sich nicht gegen das Tragen von Kopftüchern bei Schülerinnen. Vorbehalte meldet der Generalvikar bei der Burka an.

Die Kirche sei der Ansicht, dass religiöse Zeichen getragen werden sollen, solange sie den Unterricht nicht behindern. Das gelte vor allem auch für den Sportunterricht. Aus religiösen Gründen sollte es für derartige Veranstaltungen keine Dispens geben, so Maillard.

Kirchlicher Mittelweg

Maillard weist darauf hin, dass es zwei Extreme in der Haltung gegenüber religiösen Zeichen geben könne: Einerseits eine laizistische Position, die ein absolutes Verbot von religiösen Zeichen in den Schulräumen anstrebt. Andererseits eine religiöse Position, die im strengsten Fall auf die alleinige Präsenz von christlichen Zeichen in der Schule beharrt.

Die katholische Kirche im Wallis spreche sich für einen Mittelweg aus. Eine solide christliche Tradition gestatte es durchaus, dass Mitglieder anderer Religionen als der christlichen ihren Glauben in der Schule zeigen dürfen. Die christliche Identität ermögliche den Dialog mit anderen Religionen.

Initiative torpediert Zusammenleben

Die Initiative will das Zusammenleben der Menschen im Wallis zerstören, sagte der Präsident der muslimischen Vereinigung «Vom Licht zur Vollkommenheit» (»De la lumière à l’excellence» DLAE), Abdullah Mala, gegenüber cath.ch. Die Gruppe führt in Martigny VS ein Begegnungszentrum. Die SVP strebe mit ihrer «Verbissenheit» eine Isolierung der Muslime an, so Mala. Die Initiative schaffe Probleme, «wo es bisher keine gibt». Die Haltung der populistischen Partei, welche künstliche Feindbilder aufzubauen versuche, wie es Mala ausdrückt, frustriere viele Muslime

«Wir leiden darunter, dass diese Leute glauben machen wollen, dass wir dem IS angehören, obwohl wir diese Ideologie völlig ablehnen», erklärte der Präsident des Begegnungszentrums weiter. Er weist ferner das Argument der kantoanlen SVP zurück, die auf ihrer Internetseite erklärt, dass das islamische Kopftuch nicht vorrangig ein religiöses, sondern ein politisches Zeichen sei. Dieses werde jungen Musliminnen durch ihre männliche Umgebung «aufgezwungen». Alle Musliminnen, welche im Wallis ein Kopftuch tragen, würden dies aber aus religiöser Überzeugung und nicht auf Druck tun, sagte Mala.

Neben dem Wallis steht im Kanton Glarus eine Abstimmung über ein Schleierverbot an. Wann der Antrag der Landsgemeinde vorgelegt wird, ist noch nicht bekannt. (gs)

Studentin mit Kopftuch | © Georges Scherrer
24. Februar 2016 | 13:00
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Eidgenössische Initiative vor dem Start

Für eine eidgenössische Volksinitiative für ein Verhüllungsverbot will die SVP gemäss der Homepage «verhuellungsverbot.ch» in der ersten Hälfte des Monats März mit der Unterschriftensammlung beginnen. Die Bundeskanzlei habe den Initiativtext abgesegnet, sagte Mitinitiant und alt SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer zu «Blick». Der Vorlage gehe es in erster Linie um ein Verbot der Vollverschleierung von muslimischen Frauen. «Aus gesundheitlichen, sicherheitsrelevanten, klimatischen sowie Gründen des einheimischen Brauchtums» seien Ausnahmen zugelassen, so Schlüer. Zu diesen Ausnahmen gehörten etwa Töff-Helme, Ski-Helme, Gesichtsschutz in Spitälern und Fasnachtsmasken.

Der Initiativtext orientiert sich an der kantonalen Volksinitiative aus dem Tessin, welche das Stimmvolk 2013 mit 65,4 Prozent Ja-Anteil angenommen hat. Das Initiativkomitee wird hauptsächlich von Mitgliedern der SVP gebildet. Dem Komitee gehören zudem der Initiant des Tessiner Burkaverbots, Giorgio Ghiringhelli, die Frauenrechtlerin und Buchautorin Julia Onken sowie Mitglieder der EDU und der FDP an, wie der Homepage «verhuellungsverbot.ch» zu entnehmen ist.  Die Initiative strebt ein Verbot von Burka und Nikab in der Öffentlichkeit an. (gs)