Nikodemus Schnabel, Benediktinerpater, am 7. Oktober 2020 in Bonn.
International

Ein Einsiedeln-Fan ist neuer Abt der Dormitio in Jerusalem

Der Benediktiner Nikodemus Schnabel (44) ist neuer Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Der promovierte Liturgiewissenschaftler und Ostkirchenkundler schwärmt vom Kloster Einsiedeln.

Raphael Rauch

«Meine Mitbrüder haben mich zum neuen Abt gewählt», sagte Nikodemus Schnabel am Freitag zu kath.ch. «Ich bin überwältigt.»

Bislang war er für die Migrantinnen und Migranten zuständig

Nikodemus Schnabel zählt zu den profiliertesten Benediktinern im deutschsprachigen Raum. 2021 hatte ihn der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, zum Patriarchalvikar für Migranten und Asylsuchende ernannt.

Jerusalem
Jerusalem

Er war damit für mehr als 100’000 katholische Migrantinnen und Migranten verantwortlich. Sie stammen vor allem aus den Philippinen, Sri Lanka und Indien. Hinzu kommen viele Asylsuchende, etwa aus Eritrea, Äthiopien und dem Sudan. Nikodemus Schnabel ist Nachfolger von Bernhard Maria Alter (76). Für Ordensobere gilt eine Altersgrenze von 75 Jahren.

Abtei 1906 gegründet

Die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Dormitio gehört dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande und wurde bei ihrer Weihe 1906 dem Benediktinerorden anvertraut. Die Kirche, in deren Krypta die Tradition an die Entschlafung Mariens erinnert, und der daran anschliessende Abendmahlssaal zählen zu den meistbesuchten christlichen Stätten im Heiligen Land.

Benediktinerpater Nikodemus Schnabel
Benediktinerpater Nikodemus Schnabel

Zudem ist die Dormitio eine seelsorgliche Anlaufstelle; sie bietet Messfeiern und Gebetstreffen insbesondere für deutschsprachige Heilig-Land-Besuchende an. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz nimmt sie die Auslandsseelsorge für im Land lebende Deutsche wahr.

Csongor Kozma absolvierte das Studienjahr

Auch Schweizer Theologinnen und Theologen kennen die Dormitio-Abtei. Seit 1973 bietet sie das «Theologische Studienjahr Jerusalem» an, in dem jeweils zwischen 20 und 25 deutschsprachige Theologiestudierende ein knapp einjähriges biblisches Zusatzstudium absolvieren. Zu den Schweizer Alumni zählt etwa Csongor Kozma, der Direktor der Paulus-Akademie.

Csongor Kozma
Csongor Kozma

Nikodemus Schnabel gilt als bestens vernetzter Benediktiner. Der Alumnus der Konrad-Adenauer-Stiftung war als religiöser Berater für das Auswärtige Amt in Berlin tätig und hatte vor der Corona-Pandemie im Kloster Einsiedeln eine Auszeit genommen.

Mit Markus Lanz im Vatikan

Auch kennen manche ihn von Produktionen mit dem ZDF-Moderator Markus Lanz im Vatikan. In diesem Zusammenhang lernte Nikodemus Schnabel auch den Schweizergardisten Silvan Wolf kennen, der letztes Jahr bei einem Schiessunfall ums Leben kam.

«Silvan war eines der sympathischsten Gesichter, welche die Schweizergarde zu bieten hat», sagte Nikodemus Schnabel im Mai zu kath.ch. «Nicht von ungefähr hat die Päpstliche Schweizergarde ihn für die Weihnachtsdoku ‘Mit Markus Lanz in der Ewigen Stadt’ ausgewählt, die im ZDF am 25. Dezember 2019 erstausgestrahlt wurde.»

Lob für Einsiedeln

Über das Kloster Einsiedeln sagte Schnabel im Dezember zu kath.ch: «Ich bin ein grosser Fan von Einsiedeln. Wenn mich ein junger Mann fragt, wo er im deutschsprachigen Raum Benediktiner werden soll, dann empfehle ich Einsiedeln. Das Gemeinschaftsleben ist gesund, die Liturgie wunderbar, die Altersstruktur stimmt, die Gastfreundschaft ist gross, der Pilgerort und die Internatsschule halten die Mönche im positiven Sinn auf Trab. In Einsiedeln ist immer was los!»

Die Schwarze Madonna von Einsiedeln.
Die Schwarze Madonna von Einsiedeln.

Auch lobte er die Liturgie im Kloster Einsiedeln: «Das habe ich auch während der Weihnachtstage 2019 gespürt. Die Liturgie wird wunderbar gefeiert – und die Gespräche, die ich führen konnte, waren tiefsinnig.»

Sympathien für die Schwarze Madonna

Die Schwarze Madonna von Einsiedeln habe in Zeiten wie diesen eine wichtige Botschaft: «Sie ist der beste Impfstoff gegen Rassismus und menschengemachte Einteilungen in Klassen. Dies ist zugleich eine Aufforderung an die Kirche, ihren eigenen strukturellen Rassismus zu reflektieren.» (mit Material von kna)


Nikodemus Schnabel, Benediktinerpater, am 7. Oktober 2020 in Bonn. | © KNA
3. Februar 2023 | 16:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!