Die Frage der Kommunions-Spendung für wiederverheiratete Paare führt zu mehreren Dubia-Schreiben.
Schweiz

Deutscher «Kommunionstreit» schlägt in der Schweiz bislang keine hohen Wellen

Einsiedeln SZ/Luzern, 10.6.18 (kath.ch) Seit Wochen wird in Deutschland darüber debattiert, ob evangelische Ehepartner von Katholiken zur Kommunion gehen dürfen. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) beobachtet den Diskurs, eine Handreichung zum Thema ist jedoch nicht vorgesehen. Urban Federer, Abt des Klosters Einsiedeln und in der SBK zuständig für den Sakramentenempfang, baut persönlich auf den Gewissensentscheid der Gläubigen.

«Selbstverständlich verfolgt die SBK die gegenwärtigen Diskussionen in Deutschland», schreibt Abt Urban Federer auf Anfrage. Er ist innerhalb der SBK für die Deutschschweiz für das Thema «Sakramentenempfang» verantwortlich, zu welchem also auch die Kommunion gehört. Seitens der SBK gebe es keine Regelung zu diesem Thema, es sei auch keine vorgesehen. Dennoch schauten die Schweizer Bischöfe mit Interesse auf den Fortgang der Diskussion in Deutschland und Rom, denn diese «hat auch einen Einfluss auf die Schweiz, wo ebenfalls viele konfessionell gemischte Ehepaare leben.»

«Die pastorale Zielsetzung gerät immer mehr in den Hintergrund.»

Persönlich möchte Federer eine solche Diskussion in der Schweiz nicht führen, da es sich von aussen betrachtet immer mehr um einen Disput unter Bischöfen zu handeln scheine: «Die pastorale Zielsetzung der Diskussion, nämlich die betroffenen Ehepaare in der Frage des Kommunionempfangs zu begleiten, gerät dabei immer mehr in den Hintergrund.»

Aus der Praxis weiss der Abt von Einsiedeln, dass an einem solchen Wallfahrtsort, «wo sehr viele Menschen hin pilgern und zur Kommunion kommen» nicht alle persönlich begleitet werden könnten. Hier «werden wir weiterhin auf den Gewissensentscheid der einzelnen Gläubigen bauen», so Federer pragmatisch. «Wir gehen dabei davon aus: Wer Amen sagt, meint auch Amen.»

«Wer Amen sagt, meint auch Amen.»

«Der so genannte Kommunionstreit ist für die Schweiz nicht relevant», sagt auch der Theologe Andreas Heggli gegenüber kath.ch. Denn die Praxis sei in dieser Frage schon viel weiter: «Wenn ein konfessionell gemischtes Ehepaar, das religiös praktizierend ist, in der Schweiz beim gemeinsamen Gottesdienstbesuch auch gemeinsam zur Kommunion geht, wird kein Seelsorger ihnen diese verweigern.» Heggli ist Mitglied des Koordinationsteams der Allianz «Es reicht», welche sich für Reformen innerhalb der katholischen Kirche einsetzt. Die Allianz hat allerdings zum Thema derzeit noch nicht Stellung genommen.

«Ein Affront für die Deutsche Bischofskonferenz.»

Erstaunt zeigt sich Heggli darüber, wie die Kommunikation zwischen dem Vatikan und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) läuft. Diese sei «absolut undurchsichtig und ein Affront für die DBK».

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich mit Dreiviertel-Mehrheit auf eine bisher nicht veröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können. Sieben Bischöfe baten daraufhin den Vatikan um Klärung, ob so eine Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.

«Das Dokument ist nicht zur Veröffentlichung reif.»

Nach Gesprächen Anfang Mai verwies der Vatikan den Konflikt zunächst an die deutschen Bischöfe zurück mit der Aufforderung, sie sollten «eine möglichst einmütige Regelung» finden. Am Montag war ein Brief des neuen Leiters der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, bekanntgeworden. Zu der Handreichung heisst es darin, Papst Franziskus sei zu dem Schluss gekommen, «dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist». (sys/kna)


 

 

 

Die Frage der Kommunions-Spendung für wiederverheiratete Paare führt zu mehreren Dubia-Schreiben. | | © KNA
10. Juni 2018 | 09:50
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