Segensgebet bei der Gabenbereitung
Vatikan

Papst bremst Handreichung der deutschen Bischöfe zu Kommunion

Rom, 4.6.18 (kath.ch) Der Vatikan lehnt die von den deutschen Bischöfen mehrheitlich beschlossene Handreichung zum Kommunionempfang von nicht-katholischen Ehepartnern in ihrer bisherigen Form ab. Das Dokument werfe eine Reihe von ungelösten Problemen von erheblicher Tragweite auf, heisst es in einem Brief von Erzbischof Luis Ladaria an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Wörtlich schreibt der Präfekt der Glaubenskongregation, Papst Franziskus sei zu dem Schluss gekommen, «dass das Dokument noch nicht zur Veröffentlichung reif ist». Das Schreiben Ladarias liegt der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einer italienischen Fassung vor. Zunächst hatte das österreichische Portal kath.net am Montagmorgen darüber berichtet.

Kirchenrecht behält Sakramente den Katholiken vor

Die Frage, ob nicht-katholische Ehepartner die Kommunion empfangen könnten, betreffe die Kirche als Ganzes, und habe Auswirkungen auf die ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, heisst es in Ladarias Schreiben. Weiter verweist der Präfekt der Glaubenskongregation auf die entsprechenden Regelungen des Kirchenrechts. Dort heisst es in Canon 844, dass die Sakramente nur Katholiken gespendet werden dürfen. Eine Ausnahme gestattet das Kirchenrecht lediglich bei Todesgefahr oder einer anderen «schweren Notlage». Ein Urteil darüber obliege letztlich dem Ortsbischof.

Offene Fragen auf Ebene der Weltkirche klären

Die zuständigen Vatikanbehörden seien beauftragt, diese und andere offenen Fragen demnächst auf Ebene der katholischen Weltkirche zu klären, so Ladaria. Er betonte, das Thema berühre den Glauben der Kirche und habe Bedeutung für die Universalkirche.

Wende deutet sich an

Damit deutet sich eine Wende im Ringen um die Kommunionfrage für gemischtkonfessionelle Paare an, die am Wochenende auch schon der Kölner Kardinal Woelki anklingen liess. Er wandte sich dagegen, Sonderregelungen weiter zu normieren. «Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürfen nicht als neue Normen festgeschrieben werden.» Zugleich betonte er, schon jetzt könnten evangelische Ehepartner von Katholiken in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten. Diese Frage gehöre aber in den Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung der Gläubigen.

Zugleich setzt der Vatikan weiterhin auf den konstruktiven Dialog der deutschen Bischöfe untereinander. Ladarias Brief endet mit einem Appell an den «Geist der Kollegialität» in der Deutschen Bischofskonferenz.

Sieben Bischöfe baten Vatikan um Klarstellung

Die Bischöfe hatten sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf die Handreichung geeinigt, wonach nicht-katholische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. Sieben Bischöfe mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an der Spitze baten daraufhin schriftlich den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung überhaupt von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.

Der Vatikan verwies den Konflikt zunächst an die deutschen Bischöfe zurück. Marx äusserte sich zuletzt zuversichtlich, dass er und seine Amtsbrüder bei einem ihrer nächsten Treffen zu einer einvernehmlichen Lösung finden würden. (kna)


Segensgebet bei der Gabenbereitung | © KNA
4. Juni 2018 | 17:15
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