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Deutsche Bischofskonferenz hält an Vaterunser-Übersetzung fest

Bonn, 25.1.18 (kath.ch) In der Diskussion um die deutsche Übersetzung der Vaterunser-Bitte «Und führe uns nicht in Versuchung» hat sich nach mehreren katholischen Bischöfen jetzt auch die Deutsche Bischofskonferenz zu Wort gemeldet. In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung wenden sich die Bischöfe gegen eine Änderung der deutschen Übersetzung.

«Gerade die konfessions- und länderübergreifende Einheitlichkeit des Textes im gesamten deutschen Sprachraum ist dabei nicht das unbedeutendste Argument», heisst es in der fünfseitigen Stellungnahme. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte zuvor ebenfalls bekundet, dass sie keinen Änderungsbedarf sieht.

Vertrauen, von Gott getragen zu sein

Das Vaterunser mache «Mut zum Beten und Bitten», heisst es weiter. «Es schenkt den Gläubigen die Worte, mit denen sie ihre wichtigsten Anliegen vor Gott bringen können». Sie stellten sich «seiner Führung anheim». Aus der Bitte: «Führe uns nicht in Versuchung» spreche «nicht die Angst, vor Gott zu versagen, sondern das Vertrauen, vom allmächtigen Gott getragen und erlöst zu werden».

Das Vaterunser beantworte nicht die Frage der Theodizee: Warum gibt es Leid, Böses und Versuchung? Warum lässt Gott all dies zu?, so die Bischöfe weiter: «Vielmehr vereint die Bitte die Erkenntnis eigener Schwäche, das Vertrauen auf Gottes Führung und die feste Zuversicht, dass Gottes Geleit nicht in den Abgrund führt.»

«Die Bitten des Vaterunsers rütteln auf.»

Es sei «ein gutes Zeichen, dass öffentlich über den Glauben und die Frage nach Gott gesprochen wird», heisst es in dem Bischofs-Votum. Die Bitten des Vaterunsers seien «mehr als ein kulturhistorischer Traditionsbestand, sie bewegen und rütteln auf».

Umso wichtiger sei es, den kritischen Hinweis von Papst Franziskus ernst zu nehmen und die breite Debatte positiv aufzugreifen. «Es gilt, die Chance zu nutzen, die Bedeutung der Vaterunser-Bitte im Zusammenhang des christlichen Gottesbildes und des christlichen Verständnisses von der Beziehung zwischen Mensch und Gott vertiefend zu erläutern», so die Bischöfe.

«Ein Vater tut so etwas nicht.»

Ausgelöst wurde die aktuelle Diskussion durch einen Beschluss der französischen Bischöfe. In Frankreich betet man seit dem 1. Dezember nicht mehr «Et ne nous soumets pas à la tentation» (wörtlich: «Unterwirf uns nicht der Versuchung»), sondern neu «Et ne nous laisse pas entrer en tentation». (sinngemäss:  »Lass uns nicht in Versuchung geraten».)

Nebst der Einführung der neuen französischsprachigen Zeile hatte eine Äusserung von Papst Franziskus die Debatte angestachelt. Dieser hatte am 6. Dezember in einem Fernsehinterview gesagt, «führe uns nicht in Versuchung» sei «keine gute Übersetzung». Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle. «Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan», so der Papst.

Freiere Umschreibung des griechischen Textes

Der neue französische Text entspreche der bisher im Spanischen und im Portugiesischen gebräuchlichen Formulierung, die eine «freiere Umschreibung des griechischen Textes» der Bibel sei. Die im Deutschen, aber analog auch etwa im Italienischen, Englischen oder Polnischen verwendete Übersetzung «Und führe uns nicht in Versuchung» sei dagegen eng am griechischen Wortlaut des Matthäus- und des Lukasevangeliums gehalten.

Anders als in Deutschland kam es in der deutschsprachigen Schweiz nicht zu solchen Debatten. Vielmehr haben die Schweizer Bischöfe die offizielle Einführung der neuen französischen Version auf Ostern (1. April) verschoben, damit die Westschweizer Reformierten in ihren Gremien Stellung dazu beziehen können. Bei diesen zeichnet sich ein Ja zur neuen Version ab. (kna/sys)


Betende Priester | © KNA
25. Januar 2018 | 14:36
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