T-Shirt mit Text des Schweizer Psalms
Schweiz

«Roter Grund» löst als Nationalhymne «Morgenrot» an Fussball-EM nicht ab

Zürich, 8.6.16 (kath.ch) Die Schweizer Fussballnationalmannschaft wird an der EM 2016 mit der Hymne «Trittst im Morgenrot daher» und nicht mit dem Cantus «Weisses Kreuz auf rotem Grund» auftreten. Davon ist der Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), Lukas Niederberger, überzeugt. Er kann sich aber vorstellen, dass der nach einem SGG-Auswahlverfahren vorgeschlagene neue Hymnentext möglicherweise an einem anderen internationalen Sportanlass zum Einsatz kommt. Eine Stiftung will den neuen Text mit einer Postkartenaktion bekämpfen.

Der SGG-Geschäftsleiter würde sich glücklich schätzen, wenn die Schweizer Nationalspieler an der Fussballeuropameisterschaft in Frankreich, die am Freitag, 10. Juni, beginnt, statt des «Schweizerpsalms» den vorgeschlagenen neuen Hymnentext anstimmen würden. So etwas könne aber nur geschehen, wenn das Bundesamt für Kultur oder der Hauptsponsor eine solche Forderung aufstellen würden, sagte Niederberger am Mittwoch, 8. Juni, gegenüber kath.ch.

Am 1. August: beide Texte singen

«Die EM ist eine Nummer zu gross», meinte Niederberger. Die Einführung eines neuen Hymnentextes könne nicht «von oben» verordnet werden. Die SGG hat darum die Textvorlage «Weisses Kreuz auf rotem Grund», die zur bisherigen Melodie des Schweizerpsalms gesungen wird, bereits in Schulen, Gemeinden und bei Chören breit gestreut. Die SGG würde es begrüssen, wenn die vorgeschlagene Hymne am 1. August landesweit gesungen würde. Eine Möglichkeit bestehe darin, bei dieser Gelegenheit beide Hymnentexte zu singen.

Es könne aber durchaus geschehen, dass der neue Text als «Initiative der Zivilgesellschaft», so Niederberger, von Sportverbänden bei internationalen Anlässen versuchsweise eingesetzt wird. «Die Einführung muss von unten her beginnen, alles andere ist illusorisch», betonte der SGG-Geschäftsleiter. Der Vorteil des neuen Hymnentextes liege auf der Hand. Der Text sei einprägsam, basiere auf der Präambel der Bundesverfassung und bestehe nicht aus Sprachbildern, von denen man nicht wisse, was sie genau bedeuten, so Niederberger.

Postkartenaktion gegen die neue Hymne

Rein nichts anzufangen mit der neuen Hymne weiss die Stiftung «Zukunft CH». Diese setzt sich gemäss Eigendarstellung für die Respektierung der Menschenrechte und die freiheitlich-demokratische Rechtsordnung der Schweiz ein. Die SGG verbreite «ohne behördliche Legitimation» den Text. «Zukunft CH» will gemäss einer Mitteilung vom 7. Juni insbesondere Schulen und Gemeinden mit einer Postkartenaktion dazu motivieren, «die fragwürdigen Bestrebungen der SGG zu ignorieren und stattdessen den aktuellen Schweizerpsalm neu zu entdecken».

Die SGG, die die Rütliwiese verwaltet, hatte 2014 einen Wettbewerb für eine neue Nationalhymne lanciert. Über 200 Vorschläge gingen ein. Sechs davon wurden 2015 in einem Online-Voting zur Abstimmung vorgelegt. «Weisses Kreuz auf rotem Grund» machte das Rennen. Das Wort «Gott» kommt im Sieger-Text nicht vor. Der Text thematisiert Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden, Offenheit, Gerechtigkeit und Solidarität mit den Schwachen.

Popularisierungsphase des neuen Textes

Gemäss Abklärungen der Bundeskanzlei falle der Entscheid über eine neue Hymne in die Kompetenz der Bundesversammlung und nicht des Bundesrates, sagte Lukas Niederberger im vergangenen November gegenüber kath.ch. Der Textvorschlag könne auf verschiedene Weise in den parlamentarischen Prozess eingebracht werden. Es sei denkbar, dass das Parlament eine referendumsfähige Vorlage ausarbeite, über die schliesslich das Volk entscheiden könnte.

Im Vordergrund stehe jedoch zunächst die Popularisierungsphase, in der sich die Bevölkerung mit dem neuen Hymnen-Text von Werner Widmer aus Zürich vertraut machen könne. (gs)

Die Nationalhymne mit dem vorgschlangenen neuen Text:

Der Schweizerpsalm:

https://www.youtube.com/watch?v=X_t6AL9ub7c

 

T-Shirt mit Text des Schweizer Psalms | © Barbara Ludwig
8. Juni 2016 | 16:05
Lesezeit: ca. 2 Min.
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