Polen ist ein tief katholisches Land. Gläubige jubeln Papst Franziskus beim Besuch im Paulinerkloster in Tschenstochau zu.
International

Der Papst sendet vom Weltjugendtag ein Signal gegen Fremdenhass

Krakau, 31.7.16 (kath.ch) Mit einem Appell zum Dialog der Völker und Kulturen von Papst Franziskus ist am Sonntag der 31. Weltjugendtag in Krakau zu Ende gegangen. Sie sollten sich nicht davon abbringen lassen, an eine neue Menschheit zu glauben, «die den Hass zwischen den Völkern nicht annimmt, die die Grenzen der Länder nicht als Barrieren ansieht und die eigenen Traditionen ohne Egoismen und Ressentiments hütet», sagte der Papst während der Abschlussmesse vor mehr als zwei Millionen Menschen.

Thomas Jansen

Franziskus bekräftigte damit seine Kernbotschaft an die Jugendlichen in Krakau, die sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Tage zog: Engagiert euch für eine Gesellschaft ohne Hass und Ressentiments gegenüber Fremden. Er verband dies mit dem Aufruf, rebellisch zu sein, Lärm zu machen, sich nicht anzupassen.

Kein Moral-Zeigefinger

So nachdrücklich hatte noch kein Papst die Jugendlichen zum Aufruhr ermuntert. Den moralischen Zeigefinger liess Franziskus stecken. Seine Wortwahl war auch für seine Verhältlnisse bisweilen ungewöhnlich salopp. Wer hat je einen Papst von «duseligen Jugendlichen» sprechen hören, die ihr Glück aus Bequemlichkeit mit einem Sofa verwechseln?

Es war ein Weltjugendtag in Zeiten des Terrors. Die Anschläge der letzten Tage und Wochen hinterliessen Spuren. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm: 38’000 Sicherheitskräfte bot Gastgeber Polen für den Abschlussgottesdienst am Sonntag auf. Dennoch: Die Jugendlichen liessen sich ihre Freude, Ausgelassenheit und Unbekümmertheit offensichtlich nicht nehmen.

Keine Rede von Islamismus

Auffällig war, dass der Papst jeden Hinweis auf den islamistischen Hintergrund der jüngsten Anschläge unterliess. Er sprach stets allgemein von Terrorismus ohne auf eine religiöse Motivation einzugehen. Eine mögliche Begründung hatte er bereits während des Hinflugs geliefert: «Die Welt ist im Krieg» sagte er. Dies sei jedoch kein Krieg der Religionen, sondern einen «Krieg des Geldes, der Interessen, der Ressourcen». Offenbar wollte Franziskus in Krakau alles vermeiden, was die Terror-Debatte religiös aufheizen könnte.

Der schwerste Gang der Polen-Reise von Franziskus führte nach Auschwitz. Im ehemaligen Vernichtungslager machte er am Freitag seine Ankündigung wahr und schwieg konsequent. Mit dieser Geste beeindruckte er und bekam viel Lob. Überdies vermied er von vorneherein eine Debatte, wie sie die umstrittene Rede von Benedikt XVI. in Auschwitz auslöste.

Papst für Polen bleibt Johannes Paul II.

Die Aufnahme in Polen jenseits des Weltjugendtags war freundlich, aber verhalten. Aus dem Schatten des allgegenwärtigen Johannes Paul II. konnte Franziskus nicht hervortreten. Das Stadtbild dominierte sein Vorgänger. Bezeichnend war die Aussage von Ministerpräsidentin Beata Szydlo vom Samstag: «Johannes Paul ist vor allem unser polnischer Papst und wird für uns immer am wichtigsten sein.» (cic)

Polen ist ein tief katholisches Land. Gläubige jubeln Papst Franziskus beim Besuch im Paulinerkloster in Tschenstochau zu. | © KNA | © KNA
31. Juli 2016 | 13:22
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

Regierung und Kirche ins Gebet genommen

Für die polnische Regierung waren die Worte des Papstes alles andere als bequem: Immer wieder kam Franziskus auf Flüchtlinge zu sprechen. In seiner Rede vor Regierungsvertretern forderte er Polen mit deutlichen Worten zur Aufnahme von Flüchtlingen auf. Und in einem Gebet bat er später darum, dass der Terrorismus nicht zur Fremdenfeindlichkeit führen dürfe.

Die polnische Regierung hatte ihre Weigerung zur Aufnahme von Flüchtlingen im November 2015 mit den islamistischen Anschlägen von Paris begründet. Allerdings liess Franziskus auch Verständnis dafür erkennen, dass sich Polen mit Flüchtlingen schwerer tut, als manch anders Land. Ihre Aufnahme hänge stets von der Kultur und den Möglichkeiten eines Landes ab, sagte er den Bischöfen.

Auch die katholische Kirche des Landes, der Kritiker vorwerfen, sie engagiere sich nicht genug für Flüchtlinge, nahm der Papst ins Gebet. Er forderte vor Priestern und Ordensleuten eine «Kirche im Aufbruch», die sich um Migranten und die Schwächsten in der Gesellschaft kümmere. Entgegen kam Franziskus den polnischen Bischöfen nur mit seinem Bekenntnis zum Schutz des ungeborenen Lebens. (cic)