Bruderklausen-Gebet auf der Haut.
Theologie konkret

Claude Bachmann: Das Bruderklausen-Gebet ist die Kurzformel für meinen Glauben

Beim Duschen kommt Claude Bachmann (37) an Bruder Klaus nicht vorbei. Er hat sich das Bruderklausen-Gebet auf die Haut tätowieren lassen. Claude Bachmann ist überzeugt: Der Schweizer Nationalheilige kann auch heute noch junge Menschen inspirieren.

Eva Meienberg

Wer ist für Sie Bruder Klaus?

Claude Bachmann*: Ein Mystiker, der heute noch mit seinem damaligen Wirken als Politiker und seiner Spiritualität Brücken in verschiedene Richtungen schlagen kann. Ein Mann mit einer speziellen Aura, die er bis heute hat.

Claude Bachmann
Claude Bachmann

Finden Sie sein Leben vorbildlich?

Bachmann: Mich fasziniert die Vorstellung, als Eremit oder Eremitin wie Bruder Klaus in einem Kloster zu leben. Zeit zu haben zum Denken, zum Schreiben, eine feste Struktur zu haben im Alltag. Ich weiss aber, dass zum Beispiel gerade das Klosterleben heute knochenhart ist, weil viel Arbeit auf wenigen Schultern lastet. Da muss man aufpassen, dass man dieses Leben nicht idealisiert. Für so ein Leben braucht es eine Berufung.

«Ein Eremit zu sein, ist für mich keine Flucht, sondern ein Ziehen auf Gott hin.»

Wollte Bruder Klaus von der Zivilisation flüchten?

Bachmann: Ich denke nicht, dass er flüchten wollte. Er fühlte sich berufen, sich und sein Leben ganz Gott hinzugeben. Er liess sich nur ein paar hundert Meter von seinem Wohnhaus als Eremit nieder und viele Menschen suchten ihn für einen Rat auf. Der Wunsch von Bruder Klaus, ein Eremit zu sein, ist für mich keine Flucht, sondern ein Ziehen auf Gott hin.

Bruder Klaus in Einsiedeln.
Bruder Klaus in Einsiedeln.

Kennen Sie dieses Bedürfnis auch?

Bachmann: Je älter ich werde, desto mehr finde ich es Okay, wenn ich auch mal für mich bin. Wenn ich mal abtauche – auch für eine längere Zeit. Das hilft herauszufinden, wer man ist. Und das gibt wieder Kraft.

«Manche hören laute Musik und werden dabei still.»

Ist dieses Abtauchen attraktiv für junge Menschen?

Bachmann: Wenn ich mit Jugendlichen nach Taizé gehe, stelle ich fest, dass sie am meisten fasziniert sind von der Stille. Das Bedürfnis nach Stille und Ruhe haben auch junge Menschen heute – allerdings werden sie auf ihre je eigene Art und Weise still. Manche hören laute Musik und werden dabei still.

Die Einsiedelei im Ranft.
Die Einsiedelei im Ranft.

Was bedeutet das Rad von Bruder Klaus?

Bachmann: Es symbolisiert eine Bewegung nach aussen und nach innen. Ein Geben und Nehmen. Ähnlich wie im Gebet von Bruder Klaus.

Bischof Joseph Bonnemain trägt ein Brustkreuz mit einer Bruder-Klaus-Reliquie (Archiv-Bild vom 17.10.2021).
Bischof Joseph Bonnemain trägt ein Brustkreuz mit einer Bruder-Klaus-Reliquie (Archiv-Bild vom 17.10.2021).

Sie haben sich das Gebet von Bruder Klaus auf ihren Oberkörper tätowieren lassen. Was bedeutet Ihnen das Gebet?

Bachmann: Das Gebet ist die Kurzformel für meinen Glauben.

«Nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.» Wie interpretieren Sie diesen Vers?

Bachmann: Manchmal drückt mich etwas, ich stehe vor einem Problem. Der Glaube hilft mir dabei, Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, anzunehmen oder auch loslassen zu können. Ich war verliebt und musste aushalten, dass ich nicht beeinflussen konnte, dass die geliebte Person mich ebenfalls liebt. Da hat mir der Glaube an eine göttliche Barmherzigkeit und Liebe geholfen. Also die Überzeugung, dass ich im Göttlichen getragen bin. So konnte ich die Ungewissheit ablegen.

«Ich nehme das an, was geschieht.»

«Gib alles mir, was mich fördert zu dir.» Wie steht es mit diesem Vers?

Bachmann: Hier geht es für mich um eine Offenheit. Ich möchte offen sein für das, was kommt. Es ist nicht immer das, was man erwartet. Um beim Verliebtsein zu bleiben: Ich nehme das an, was geschieht. Löse mich von fixen Vorstellungen, wie es sein soll. Dass ich Theologie studiert habe und dies an der Theologischen Hochschule Chur, war ein Wink, den ich von aussen bekommen habe. Ich war offen für diese Zeichen.

Claude Bachmann
Claude Bachmann

«Nimm mich mir und gib mich mir zu eigen dir.»

Bachmann: Um bei der Liebe zu bleiben: Das ist eine Symbiose, eine gegenseitige Durchdringung, bei der aber beide Individuen bleiben. Es hat gerade nichts mit Besitzergreifung zu tun. In meinem Gottesverständnis fühle ich mich jederzeit frei. Das Göttliche ist das, was am Ende jeden Weges auf mich wartet, keine Forderungen an mich stellt, keine Grenzen hat. Alles ist im Göttlichen aufgehoben und alles beherbergt auch das Göttliche.

* Claude Bachmann (37) ist wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Hochschule Chur. Er arbeitet zudem auf der Deutschschweizer Fachstelle für offene Kirchliche Jugendarbeit in Luzern.


Bruderklausen-Gebet auf der Haut. | © Vera Rüttimann
15. Mai 2022 | 09:09
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