Claude Bachmann, Jugendarbeiter
Schweiz

Claude Bachmann erklärt seine Tattoos

Tattoos sind seine Leidenschaft. Religionspädagoge und Theologiestudent Claude Bachmann fällt mit seinen Tätowierungen auf. Für ihn sind die Bilder die Spuren seines Lebens.

Vera Rüttimann

Ein Totenkopf-Motiv, das fehlt ihm noch auf seiner Haut. Viel Platz ist nicht mehr. Ausser in seinem Gesicht zieren jetzt schon viele Motive den drahtigen Körper des Churer Theologiestudenten.

Claude Bachmann
Claude Bachmann

«Mein Körper ist mein Tagebuch.»

Claude Bachmann

Er trägt Tattoos vor allem dort, wo man sie sieht.  Er sagt: «Für mich ist mein Körper mein Tagebuch. Alles, was in meinem Leben Spuren hinterlassen hat, will ich auf meinem Körper verewigen.»

Gegen den Strom schwimmen

Mit seiner Erscheinung ist Claude Bachmann schon immer gegen den Strom geschwommen. Früher hat er seine langen Haare schwarz gefärbt. Auch die Fingernägel lackierte er manchmal schwarz. Metal-Musik hört er bis heute gern.

Claude Bachmann sagt von sich: «Ich versuche, ein konstruktiver Querdenker zu sein. Schon mit der Berufswahl Religionslehrer lag ich im Kollegenkreis quer.»

Claude Bachmann hat Tattoos auch auf den Fingern.
Claude Bachmann hat Tattoos auch auf den Fingern.

Sehnsuchtsort Alaska

Sein erstes Tattoo entstand vor zehn Jahren. Während eines mehrwöchigen Trips durch Alaska liess er sich auf die Hand das Wappen dieses Landes tätowieren. «Erstmals war ich ganz allein in der Wildnis unterwegs. Das war sehr prägend für mich», sagt er. Die Sterne auf der Hand erinnern ihn an einen Ausbruch aus alten Zwängen.

Alaska, betont der Luzerner, sei sein Sehnsuchtsort. Das kommt nicht von ungefähr. Auf dem linken Oberarm schlängelt sich der Satz «Into the Wild» über die Haut. Der Film über den College-Absolventen Chris McCandless, der sein altes Leben hinter sich liess und in Alaska den Tod fand, habe ihn nachhaltig beindruckt.

Tätowierung des Jugendarbeiters Claude Bachmann
Tätowierung des Jugendarbeiters Claude Bachmann

Claude Bachmann ist auch ein Filmfreak. Auf seinem inneren linken Oberarm ist der Satz «O Captain! My Captain!» zu lesen. Das Zitat stammt aus einem Gedicht von Walt Whitman und ist eine Aussage aus seinem Lieblingsfilms «Dead Poets Society» (Der Club der toten Dichter).

Der Religionspädagoge sagt dazu: «Dieser Lehrer mit seinem aufklärerischen Geist, der versucht, die jungen Männer mit Leidenschaft zu beseelen und ihre Talente zu wecken, hat mich sehr fasziniert.»  In der Arbeit mit jungen Menschen lässt er sich von diesem Vorbild leiten.

Bruderklausen-Gebet auf der Haut.
Bruderklausen-Gebet auf der Haut.

Glaubensbekenntnis auf der Haut

Seine Tattoos geben Einblick in seine spirituelle Ausrichtung. «Sie sind mein Glaubenskenntnis.» Auch Niklaus von Flüe musste auf die Haut. Zu diesem Eremiten hat er einen besonderen Draht.

Auf der rechten Seite seines Oberkörpers hat er sich das Gebet «Mein Herr und mein Gott» tätowieren lassen. Bereits zuvor fand in Rom das Bruder-Klausen-Rad den Weg auf seinen linken Unterarm. In Alaska liess er sich ein Taizé-Kreuz stechen.

«Die Erfahrung musste auf den Körper.»

Claude Bachmann

Auch das Tattoo, dass er sich nach seiner Pilgerreise auf der Via Francigena, dem Franziskus-Pilgerweg von Canterbury nach Rom, stechen liess, zeugt von seiner Spiritualität. «Ich war fünf Wochen unterwegs. Auch diese Erfahrung musste auf den Körper.»

Claude Bachmann zeigt Tattoo am Oberarm.
Claude Bachmann zeigt Tattoo am Oberarm.

Bachmann verewigt auch Projekte auf seiner Haut. Das Wort «Exit Utopia» am Arm erinnert ihn an das gleichnamige Theaterstück mit Jugendlichen zum Thema Jugend-Suizid.

«Das geht gar nicht!»

Mit seinen Tattoos ist Claude Bachmann ein Eycatcher, ein Hingucker. Die Leute bleiben an ihm hängen. Seltsamerweise, so der 34-Jährige, kommen aus dem kirchlichen Umfeld kaum Reaktionen. Tattoos seien heute im Mainstream angekommen.

Tätowierung von Claude Bachmann, Jugendarbeiter.
Tätowierung von Claude Bachmann, Jugendarbeiter.

Nur einmal bekam er heftig Schelte: «Nach einem Podium kam eine ältere Frau auf mich zu und sagte: Das, was Sie sagen ist ganz gut. Ihre Tattoos aber, die gehen gar nicht!»

Ein Tattoo aus Jerusalem fehlt noch

Natürlich hat er sich das Buch «Tattoo & Religion» des Schriftstellers Paul-Henri Campell gekauft. Darin hat er von der palästinensisch-christlichen Familie Razzouk erfahren, die seit Jahrhunderten in Jerusalem Pilger tätowiert.

Claude Bachmann sagt: «Dort würde ich mir sofort ein religiöses Motiv stechen lassen.»


Claude Bachmann, Jugendarbeiter | © Vera Rüttimann
30. März 2020 | 10:20
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!