Charlotte Küng-Bless setzt sich im Bistum St. Gallen für Reformen ein.
Schweiz

Charlotte Küng-Bless zum Junia-Tag: Wir lassen uns überraschen, ob ein Bischof erscheint

Traditionell im Mai und zum Gedenken der Apostelin Junia wird auch in der Schweiz der Junia-Tag gefeiert. Am Pfingstmontag, den 20. Mai, findet im Pfarreizentrum Bendlehn in Speicher AR der diesjährige Anlass statt, der zum gleichberechtigten Umdenken anregt. «Gott wird immer noch zu stark mit einem alten Mann assoziiert», sagt Seelsorgerin Charlotte Küng-Bless, Gründungsmitglied der Junia-Initiative.

Sarah Stutte

Die heilige Junia, deren Gedenktag am 17. Mai im deutschsprachigen katholischen Raum begangen wird, gilt als die wiedergefundene Apostelin. Viele Jahrhunderte hindurch wurde sie, angeblich durch einen Abschreibfehler, für einen Mann mit Namen Junias gehalten. Denn Jesus konnte ja nur zwölf Jünger haben, darunter sicher keine Frau. Die US-amerikanische Theologin Bernadette Joan Brooten wies schon 1978 auf diesen Fehler hin. Es dauerte aber nochmals 38 Jahre, bis Junia in der neuen Einheitsübersetzung von 2016 als Frau benannt wurde (Röm 16,7).

Die Junia-Initiative kämpft für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.
Die Junia-Initiative kämpft für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.

Seit 2019 gibt es in der Schweiz die Junia-Initiative, die sich der Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche und im kirchlichen Dienst verschrieben hat und einmal jährlich im Mai den Junia-Tag ausrichtet. Diesmal findet er am Pfingstmontag im Pfarreizentrum in Speicher AR statt und beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen. Am Nachmittag wartet auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Vortrag zum Motto-Thema «Gott ist so viel mehr als Herr» sowie verschiedene Workshops. Die Organisatorinnen rechnen mit rund 30 Teilnehmenden.

Neue Zugänge zu biblischen Texten

«Viele von uns erleben immer noch oft im Seelsorgealltag, dass Gott als Schöpfungsprinzip eng gedacht wird, dass Gott eben im Sinne von ‘Herr’ immer noch stark mit einem alten Mann assoziiert wird», sagt Charlotte Küng-Bless, Gründungsmitglied der Junia-Initiative zur Auswahl des diesjährigen Leitsatzes. Mit der deutschen Frauenseelsorgerin und Autorin Annette Jantzen als Rednerin hätten sie zudem eine Frau für den Junia-Tag gewinnen können, die «wunderbar mit Sprache umgeht und mit ihren Publikationen neue Zugänge zu den biblischen Texten eröffnet».

Charlotte Küng-Bless am Junia-Tag 2021 im Kloster Fahr
Charlotte Küng-Bless am Junia-Tag 2021 im Kloster Fahr

Zur Breitenwirkung des Anlasses selbst sagt Charlotte Küng-Bless, dass alle, die sich an der Vorbereitung beteiligt haben und jene, die an diesem Tag teilnehmen, sich dadurch eine stärkende zwischenmenschliche und spirituelle Erfahrung mit Worten und Taten erhoffen. Diese soll nicht zuletzt auch wertvolle Impulse für einen sensiblen Umgang mit Sprache geben. «Auch das analoge Wiedersehen stärkt unsere Gemeinschaft, weil einige schon ein paar Jahre miteinander in der Junia-Initative unterwegs sind», sagt Küng-Bless.

Die Junia-Initiative gibt es noch

Mit dem Junia-Tag wolle man nochmals verstärkt betonen, dass es «die Junia-Initative noch gibt und wir intensiv an der Vernetzung untereinander und mit anderen Organisationen wie der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» oder dem Catholic Women Council (CWC) arbeiten», so Charlotte Küng-Bless. Auf die Frage von kath.ch, ob die Einladung für diesen Anlass auch an die Bischöfe oder andere Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der katholischen Kirche ging, meint sie: «Wir haben niemanden von Amtes wegen eingeladen».

Hildegard Aepli
Hildegard Aepli

Die Ausschreibung sei öffentlich, es stehe jeder interessierten Person frei, sich für diesen Anlass anzumelden. «Selbstverständlich haben wir auch Personen mit besonderen Aufgaben in den Bistümern persönlich eingeladen, zu denen wir einen Bezug haben», so die Seelsorgerin. Man wolle sich «überraschen lassen», wer komme und wer nicht. Sicher sei indes, dass die Theologin Hildegard Aepli am Morgen des Pfingstmontags, also noch vor der offiziellen Veranstaltung, eine Wiborada-Führung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch St. Gallen mache.

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Charlotte Küng-Bless setzt sich im Bistum St. Gallen für Reformen ein. | © Regula Pfeifer
13. Mai 2024 | 12:40
Lesezeit: ca. 2 Min.
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