Das Departement für Sicherheit, Institutionen und Sport (DSIS) hat mit der Diözese Sitten eine Charta ausgearbeitet. Bischof Jean-Marie Lovey (r)
Schweiz

Bistum Sitten: Nicht alle haben Charta gegen sexuellen Missbrauch unterschrieben

Im Bistum Sitten mussten bis Ende Januar alle Seelsorgenden eine Charta gegen sexuellen Missbrauch unterschreiben und einen Strafregisterauszug vorlegen. Einige kamen dieser Aufforderung noch nicht nach. In erster Linie sei dies organisatorischen Problemen geschuldet, sagt Bistumssprecher Paul Martone. Der Kanton Wallis überlegt, Gelder zu sperren, wenn nicht alle die Charta unterschreiben.

Jacqueline Straub

Das Bistum Sitten und der Kanton Wallis haben im November gemeinsam eine Charta ausgearbeitet, um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche noch stärker zu bekämpfen. Die Erklärung sieht vor, dass alle kirchlichen Mitarbeitenden einen Strafregisterauszug und einen Sonderprivatauszug vorlegen. Ebenso muss die Charta unterschrieben und ein Kurs besucht werden. Bis Ende Januar hatten die Mitarbeitenden Zeit, dieser Forderung nachzukommen.

Paul Martone
Paul Martone

«Es haben noch nicht alle Mitarbeitenden einen Strafregisterauszug vorgelegt», sagt Paul Martone, Mediensprecher für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten, auf Anfrage von kath.ch. In erster Linie sei dies aber organisatorischen Problemen geschuldet.

Rund die Hälfte der Priester im Oberwallis sind ausländischer Herkunft, hauptsächlich aus Indien und Afrika. «Wenn wir in der Schweiz einen Auszug aus dem Strafregister benötigen, können wir diesen problemlos online bestellen, sodass dieser innert der nächsten zwei bis drei Tage eintrifft. Dies ist in Afrika und Indien nicht so einfach», so Paul Martone.

Auszüge inzwischen bestellt

«Für ausländische Priester einen solchen Auszug in der Schweiz zu bestellen, ist nicht immer sinnvoll, da ja einige von den Priestern erst ein paar Monate in der Schweiz sind und man daher guten Glaubens davon ausgehen kann, dass sie in dieser Zeit kaum etwas ‘angestellt’ haben, das im Strafregister verzeichnet wird», sagt der Mediensprecher.

Jene, die dem Bistum Sitten bislang den Auszug nicht vorgelegt haben, seien aber keine «böswillige Verweigerer». Die Auszüge seien inzwischen von allen bestellt worden.

Generalvikar Pierre-Yves Maillard
Generalvikar Pierre-Yves Maillard

«Den Präventionskurs haben praktisch alle besucht, ausser jenen, die sich krankheitshalber oder aus terminlichen Gründen entschuldigen mussten», so Paul Martone. Jene werden den Kurs nachholen müssen.

Im Unterwallis sieht es anders aus: «Im französischsprachigen Teil der Diözese haben sich alle pastoralen Mitarbeiter an die Richtlinien der Schweizer Bischofskonferenz zur Prävention von sexuellem Missbrauch gehalten», sagt Pierre-Yves Maillard, Generalvikar der Diözese Sitten, auf Anfrage von kath.ch. Sie haben alle die Charta unterzeichnet, den Präventionskurs absolviert und die Strafregisterauszüge vorgelegt.

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Gegenüber SRF sagte Staatsrat Frédéric Favre, dass er dem Bistum noch etwas Zeit lassen werde, bis alle kirchlichen Angestellten die Charta unterschrieben und die geforderten Massnahmen ergriffen haben. Erst danach könnte der Kanton eingreifen, eventuell auch mit einer Sperrung von Geldern.

«Ob es vom Staatsrat politisch klug und angemessen war, mit der Streichung von Geldern zu drohen, ja ob dies rechtlich überhaupt machbar ist, ist eine Frage, die zu beantworten, nicht in meiner Kompetenz liegt», sagt Paul Martone.


Das Departement für Sicherheit, Institutionen und Sport (DSIS) hat mit der Diözese Sitten eine Charta ausgearbeitet. Bischof Jean-Marie Lovey (r) | © zVg / Studio Bonnardot
5. Februar 2024 | 12:27
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