Kandidat Christoph Schuler stammt aus einer christkatholischen Familie.
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Bischofskandidat der Christkatholiken: «Der Landeskirche ihren Status zu entziehen, macht die Gesellschaft kaputt»

Die Christkatholikinnen und Christkatholiken wählen Ende Mai einen neuen Bischof. Der Grenchner Pfarrer Christoph Schuler ist einer der drei Kandidaten. Er kritisiert die Jungfreisinnigen und zeigt sich überzeugt: Die Landeskirchen braucht es weiterhin, für die Schwächeren und zur spirituellen Begleitung.

«Ich komme aus einer freisinnigen Familie, war aber nie einer Partei angeschlossen, weil ich fand, dass ein Pfarrer unabhängig sein muss. Ich wäre froh, wenn der Freisinn heute kirchenfreundlicher wäre. In der Vergangenheit war er ja nicht nur staatstragend, sondern auch landeskirchentragend. Die liberalen Werte, die er ursprünglich verkörpert hatte, waren auch unsere Werte, und leider Gottes ist der Drall in Richtung rechts und rein in die Richtung der Wirtschaft nicht gut für den Freisinn. Das sieht man ja bei den sinkenden Werten bei Wahlen und Abstimmungen. Im Kanton Solothurn gibt es vereinzelt noch starke Verbindungen zwischen Freisinn und Christkatholischer Kirche, aber sonst hat sich das etwas aufgelöst. (…)

«Was die Jungpartei der FDP da jeweils für Ideen entwickelt, dient der Gesellschaft nicht.»

Leider hält in der Politik der Populismus Einzug, das ist schlecht für unsere Demokratie. Was die Jungpartei der FDP da jeweils für Ideen entwickelt, dient der Gesellschaft nicht. Man kann der Landeskirche schon ihren Status entziehen, aber damit macht man die Gesellschaft kaputt und vor allem denjenigen Teil der Gesellschaft, der sich um die Schwächeren kümmert. (…)

Das Leben ist nicht immer einfach. Der Mensch braucht Begleitung, und es braucht eine Kirche, die mit einer gewissen Offenheit die spirituellen Bedürfnisse befriedigen kann. Die Christkatholische Kirche steht zwar in der westlich-katholischen Tradition, aber da sie immer eine Minderheit war, versteht sie sich als Brücke: zwischen dem Protestantismus und dem Katholizismus, aber auch zwischen der West- und der Ostkirche. Was das «noch» betrifft: Die Frage geht ja weiter. Braucht es das Christentum in der Form, wie wir es hierzulande leben, noch?

«Die Landeskirchen stellen einen Wert dar, den man bewahren sollte.»

Auch wenn die Konfessionslosen gerade auf dem Weg sind, die Angehörigen einer Landeskirche zu überholen, bin ich überzeugt, dass die Landeskirchen einen Wert darstellen, den man bewahren sollte. Weil sie den Leuten Heimat vermitteln.»

Das sagt der Grenchner Pfarrer im Gespräch mit dem»Bieler Tagblatt». Christoph Schuler ist Kandidat für das Bischofsamt bei der Christkatholischen Kirche der Schweiz, neben Frank Bangerter und Lars Simpson, zwei Zürcher Pfarrern. An der Nationalsynode der Christkatholischen Kirche vom 24. und 25. Mai in Aarau wird der neue Bischof oder die Bischöfin gewählt – dies in der Nachfolge von Harald Rein. (korrigiert, 12.5.24, 9.15 Uhr)

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Kandidat Christoph Schuler stammt aus einer christkatholischen Familie. | © zVg
11. Mai 2024 | 17:00
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