Bischof Felix Gmür feiert mit den Teilnehmenden der Synodalen Versammlung die Messe in der Gnadenkapelle in der Klosterkirche Einsiedeln

Bischof Felix Gmür: Wir brauchen Mut für die synodale Versammlung

Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, hat in Einsiedeln die nationale synodale Versammlung eröffnet. Es brauche Mut, um auf einen guten Weg zu kommen. Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» fordert, bewährte Seelsorgende zu ordinieren.

Eva Meienberg

Montagmorgen, 8.30 Uhr: Rund 30 Menschen versammeln sich vor der Gnadenkapelle des Kloster Einsiedelns. Die meisten sind Teilnehmende der nationalen synodalen Versammlung, die in Einsiedeln stattfindet.

Mut für die synodale Versammlung

«Veni sanctus spiritus, komm Heiliger Geist, auf dass wir am Ende ein Gaudium haben werden», sagt Bischof Felix Gmür zum Beginn der Messe. «Nur Mut, ich habe die Welt erlöst», betet der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Er weist darauf hin, dass es für die synodale Versammlung Mut brauche.

Die Schweizer Bischöfe an der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Links mit brauner Kutte: Antonio Šakota, der Koordinator der Kroaten-Mission.
Die Schweizer Bischöfe an der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Links mit brauner Kutte: Antonio Šakota, der Koordinator der Kroaten-Mission.

Im Text der Lesung begegnet Paulus in Ephesus einigen Jüngern, die er nach dem Heiligen Geist fragt. Die Jünger wissen nichts von einem Heiligen Geist. Von wem sie getauft seien, fragt Paulus weiter. Von Johannes dem Täufer, lautet die Antwort. Paulus tauft die Jünger erneut, indem er ihnen die Hand auflegt.

Realitätsfern und nicht heilsam

Unklarheit und Unordnung sieht Bischof Felix Gmür in der biblischen Geschichte. Wer genau sind die Jünger? Warum wissen sie nichts vom Heiligen Geist? Warum tauft der Apostel Paulus, indem er den Jüngern die Hand auflegt? «Eine Ordnung hat sich erst zu entwickeln begonnen», sagt Bischof Felix Gmür über die Kirche in ihrer Anfangszeit.

Felix Gmür
Felix Gmür

2000 Jahre später sei die Ordnung klar. Aber sie werde zunehmend als realitätsfern und nicht mehr als heilbringend angesehen. Darum brauche es Mut, um auf einen guten Weg zu kommen – und zwar gemeinsam. Alte Gewohnheiten sollten abgelegt werden, um als neuer Mensch dazustehen.

Die nötigen Schritte tun

Das Lied «Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun» verhallt und die Bischöfe ziehen durch die leere Klosterkirche in die Sakristei. Später gibt’s Kaffee und Gipfeli im Grossen Saal. Einige Bischöfe winken hinunter zu den Vertreterinnen und Vertretern der «Allianz Gleichwürdig Katholisch».

Der rote Teppich der "Allianz Gleichwürdig Katholisch"
Der rote Teppich der "Allianz Gleichwürdig Katholisch"

Die Reformgruppe hat vor der Hofpforte einen roten Teppich ausgerollt für Freundinnen und Freunde der Synodalität, wie die Geschäftsführerin der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» Mentari Baumann sagt. Die Ankommenden werden mit Flyern versorgt, die verschiedene Zitate zur Synodalität zeigen, welche «Allianz Gleichwürdig Katholisch» in den letzten zwei Wochen gesammelt hat. Damit die Synodalität einen Energieschub erhalte, verteilten die Mitglieder Traubenzucker.

Energie-Schub nicht abgeholt

«Wenn ich Bischöfin wäre, wäre ich extra runtergekommen und über den roten Teppich gegangen», sagt Katharina Jost. Sie gehört der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» an und ist im Vorstand des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. Karin Klemm, Mitglied in der Steuergruppe der Allianz und Hospizseelsorgerin, bedauert es, dass die Bischöfe «nicht den Mut hatten, einen Energie-Schub abzuholen».

Traubenzucker als Energie-Schub für die Teilnehmenden der synodalen Versammlung
Traubenzucker als Energie-Schub für die Teilnehmenden der synodalen Versammlung

Viele der Anliegen aus der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» seien im Synodenbericht enthalten. Der Entwurf des nationalen Synodenberichts kritisiert unter anderem den Ausschluss von Frauen und queeren Menschen. Jetzt brauche es den Mut, für diese zu kämpfen, sagt Claudia Mennen, die ebenfalls in der Steuergruppe der Allianz ist. Zudem leitet sie die Fachstelle Bildung und die Propstei im Kanton Aargau.

Präsenz markieren

Auf Plakaten macht sich die Allianz für Reformanliegen stark: «Bewährte Seelsorger:innen ordinieren», ist auf einem zu lesen. Ein anderes Transparent macht Werbung für die Junia-Initiative. Auch der grosse rosa Punkt mit der Aufschrift: «Gleichberechtigung. Punkt. Amen.» fehlt nicht.

Transparente der "Allianz Gleichwürdig Katholisch" bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Im roten Outfit: Katharina Jost.
Transparente der "Allianz Gleichwürdig Katholisch" bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Im roten Outfit: Katharina Jost.

Die Gruppe mutmasst, warum nicht alle Teilnehmenden über den roten Teppich zur Versammlung gegangen sind. Gründe werden einige genannt: andere Eingänge, aktives Meiden der Aktion oder Verspätungen.

Die Reformgruppe "Allianz Gleichwürdig Katholisch" begrüsst Barbara Kückelmann.
Die Reformgruppe "Allianz Gleichwürdig Katholisch" begrüsst Barbara Kückelmann.

Die Gruppe freut sich über die positiven Rückmeldungen der Ankommenden und die guten Gespräche. Es gehe vor allem darum, Präsenz zu zeigen an der Veranstaltung. Und ein Auge darauf zu werfen, was an der Versammlung passiere, sagt Katharina Jost. Denn die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» ist nicht zur Versammlung eingeladen worden. Dennoch sind einige Zugehörige der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» in anderen Funktionen an der Versammlung mit dabei.


Bischof Felix Gmür feiert mit den Teilnehmenden der Synodalen Versammlung die Messe in der Gnadenkapelle in der Klosterkirche Einsiedeln | © Christian Merz
30. Mai 2022 | 12:24
Lesezeit: ca. 3 Min.
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