Regula Furrer, Verwalterin katholische Kirche Bern
Schweiz

Berns Landeskirchengesetz geht mit katholischem Aber in Vernehmlassung

Bern, 16.9.16 (kath.ch) Das neue Berner Landeskirchengesetz ist aus der Sicht von Elisabeth Kaufmann, Interims-Präsidentin der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern, gut. Die katholische Kirche stosse sich jedoch am vorgesehen Finanzierungsmodell der Seelsorgestellen. Der Kanton Bern hat am Freitag das neue Landeskirchengesetz vorgestellt. Der Berner Grosse Rat hat vor einem Jahr den Anstoss zu diesem Gesetz gegeben, das nun in die Vernehmlassung geht.

Georges Scherrer

Die katholische Kirche ist zufrieden mit dem neuen Landeskirchengesetz. Die Kirchen im Kanton Bern können selbstständig handeln und erhielten mehr Autonomie, sagte Kaufmann gegenüber kath.ch. Öffentlich werden die verschiedenen Kirchen gleichgestellt. Kaufmann ist als Präsidentin für Claire Haltner eingesprungen, die aus gesundheitlichen Gründen von diesem Posten zurück getreten ist.

Gleichbehandlung nicht gewährleistet

«Wir haben Freude, dass es ein fortschrittliches Gesetz ist», sagte Regula Furrer, Verwalterin der Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Bern, gegenüber kath.ch. Nicht ganz zufrieden sei die katholische Kirche bezüglich der Finanzierung der Pfarrer- und Seelsorgestellen in den Kirchgemeinden. In den vorbereitenden Arbeitsgruppen, welche das neue Gesetz diskutierten, sei es «nicht gelungen, eine Basis zu erarbeiten, die alle Kirchen gleich behandelt».

Bisher war die reformierte Kirche im Kanton Bern «Staatskirche», so Furrer. Die katholische Landeskirche entstand im Kanton Bern viel später und befinde sich immer noch in der Entwicklung. Aus der Geschichte heraus sei es darum verständlich, dass der Kanton weniger Stellen in der katholischen Kirche finanziere als in der reformierten Kirche. Der Kanton habe diesen Unterschied aber anerkannt.

Die reformierte Kirche im Kanton Bern war bisher «Staatskirche».

Bei der aktuell laufenden Sparübung des Kantons müsse die katholische Kirche weniger sparen als die reformierte Seite. Die Katholiken müssten 2,5 Pfarrstellen streichen, die Reformierten 20. Auf diese Weise möchte der Kanton gemäss Furrer das Ungleichgewicht etwas ausgleichen.

Die Neuberechnung der «Pfarrstellenzahlen» basiere aber auf der erwarteten Situation im Jahr 2019. «Die katholische Kirche wird dann weiterhin weniger Anspruch auf Gelder haben», sagte Furrer. Das heute bestehende Ungleichgewicht werde bei dieser Ausgangslage nicht korrigiert. Mit dem neuen Berechnungssystem würde die katholische Kirche je Mitglied gegen zwanzig Prozent weniger als die reformierte Mehrheitskirche erhalten.

Hilfskräfte in grossen katholischen Pfarreien

Das neue Landeskirchengesetz sehe eine Erhöhung der Gelder des Kantons an die katholische Kirche von 6,8 Millionen Franken auf 8 Millionen Franken vor. Der Kanton sei der Auffassung, dass die reformierte und die katholische Kirche gleichbehandelt werden soll. Der Kanton stütze seine Berechnung auf den reformierten Pfarrerlöhnen, gehe aber auf eine Eigenheit der katholischen Kirche nicht ein.

So berücksichtige der Kanton bei seinen Berechnungen die Hilfskräfte nicht, welche in grossen katholischen Kirchgemeinden die Pfarrer und Seelsorgenden unterstützten. Die Diskussionen seien heikel, «denn jeder Franken, die die katholische Kirche mehr bekommt, geht bei den Reformierten weg», sagte Furrer gegenüber kath.ch.

Historische Rechtstitel

Eine Frage wird es sein, wie der Kanton die historischen Rechtstitel bewertet, von denen die reformierte Kirche profitiert. Der Präsident des Synodalrats der reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Andreas Zeller, bekräftigte am Freitag in Bern vor den Medien, dass der Kanton historisch argumentiere. Er nehme zudem Rücksicht auf die stark verästelte Struktur der reformierten Kirche in den Randgebieten des Kantons.

Der Bischof der christkatholischen Kirche, Harald Rein, sprach vor den Medien von berechtigten Problemen bei der Finanzierung und regte an, die Angelegenheit miteinander zu diskutieren.

Regula Furrer, Verwalterin katholische Kirche Bern | © 2016 Georges Scherrer
16. September 2016 | 16:45
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