Berner Katholiken erhalten erstmals eine Synodalratspräsidentin

Bern, 10.6.16 (kath.ch) Die Berner Kantonalkirche hat mit Claire Haltner am Freitag, 10. Juni, erstmals eine Präsidentin des Synodalrats gewählt. Sie war bisher Vizepräsidentin und Vertreterin der Region Berner Oberland.

Regula Pfeifer

Es ist wichtig, gemeinsam auf den Weg zu gehen, um die Kirche wieder in eine gute Position zu bringen, sagte Claire Haltner in einem Interview mit kath.ch nach ihrer Wahl.

Haltner war die letzte Person, die an der konstituierenden Synode der Berner Kantonalkirche zur Wahl stand. «Wir lassen Claire Haltner ungern als Vertreterin der Region Berner Oberland ziehen», sagte Rolf Stücheli, Präsident der Regionalversammlung Berner Oberland in der Synode. Er fügte hinzu: «Aber wir sind stolz, sie als Nachfolgerin des bisherigen Präsidenten Josef Wäckerle präsentieren zu dürfen». Haltner habe eine reichhaltige Ausbildungs- und Berufskarriere gemacht und sei auch in vielen kirchlichen Gremien engagiert gewesen. Deshalb sei sie «ausgezeichnet prädestiniert, das Präsidium des Synodalrats zu übernehmen, so Stücheli.

Der Präsident der Synode, Markus Rusch, der die Sitzung leitete, fragte – wie bei den Wahlen der anderen Synodalräte und Synodalen – ob weitere Vorschläge vorhanden seien. Da dies nicht der Fall war, erklärte er Claire Haltner als Präsidentin des Synodalrats gewählt.

Gemeinsam den Weg gehen

Haltner erhielt einen grossen Blumenstrauss und stellte sich danach ans Rednerpult. «Werte Anwesende, Synodale, Präsident und Gäste», hob sie an. «Ich bin berührt, danke fürs Vertrauen», sagte sie – und ihre Stimme bebte. Sie müsse runterfahren, sagte Haltner, und holte Luft. Dann sagte sie: «Ich bin überzeugt, dass wir zusammen den Weg gehen werden in der Kirche und die Herausforderungen annehmen werden.»

Verhältnis Kirche und Staat regeln

Welche Herausforderungen anstehen, hatte der scheidende Präsident in seiner Abschiedsrede bereits erwähnt. «Es gilt jetzt, das Verhältnis Kirche und Staat neu zu überdenken und organisatorisch anzugehen», so Josef Wäckerle. Zu den Synodalen gewandt meinte er. «Es liegt an Ihnen, Türen und Fenster zu öffnen, um einen offenen Geist hereinzulassen.» Nun sei die Gelegenheit da, um mit Mut und Einsicht den Weg unter die Füsse zu nehmen. Dabei sei wichtig, sich von gemeinsamen Visionen leiten zu lassen. Insbesondere empfahl er, Sorge zum Personal, zu den ehrenamtlich und freiwillig Mitwirkenden zu tragen.

 


Aufstieg in kirchlichen Gremien

Claire Haltner ist seit 2012 Vizepräsidentin des Synodalrats der Römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern. Sie vertrat im Synodalrat die Region Berner Oberland und war zuständig für den Bereich Pastoral, die Spezialseelsorge und die Religionspädagogik. In dieser Zeit war sie Mitglied der Pfarrstellenzuordnung und Pfarrstellenprüfungskommission. Davor wirkte Haltner von 2004 bis 2012 in der Synode. Sie war Abgeordnete der Kirchgemeinde Bruder Klaus in Spiez und wirkte in der Finanzkommission mit. 1996 bis 2000 war Haltner Kirchgemeinderätin von Bruder Klaus in Spiez und in der Personal- und Baukommission aktiv. 2008 bis 2010 engagierte sie sich in der Projektleitung von Jakobsweg Schweiz. Von 1995 bis 2010 war sie auch ehrenamtlich in Turnvereinen und -Verbänden tätig.

Die gelernte Hochbauzeichnerin und Kauffrau bildete sich später in Kirchenmanagement, Projektleitung und Vereinsmanagement weiter. Beruflich war sie vorwiegend in Architekturbüros tätig. (rp)

Claire Haltner und Josef Wäckerle | © 2016 zVg Römisch-katholische Kirche Bern
10. Juni 2016 | 18:42
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Frauen an der Kirchenspitze

Nicht nur in Bern, auch in anderen Kantonalkirchen der Deutschschweiz haben es Frauen an die Spitze geschafft. Luzern rangiert gemäss einer kath.ch-Unfrage mit zwei und womöglich bald drei Präsidentinnen der kirchlichen Exekutive zuoberst in der Skala. Maria Graf-Huber war 2010-11 im Amt, aktuell ist es Renata Asal-Steger (2016-2017). Ihr folgen wird womöglich die aktuelle Vizepräsidentin Annegreth Bienz-Geisseler. In Basel-Stadt «regierte» Gabriele Manetsch (1998-2007), im Aargau Barbara Cavelti (2001-2010), in Graubünden Claudia Kreis (2010-2012). Bisher keine Präsidentin vermeldeten die Kantonalkirchen von Schwyz, Nidwalden, St. Gallen, Schaffhausen und Thurgau. (rp)