Zum Abschied erhält Bischof Valerio Lazzeri eine Reise nach Jerusalem
Nach seinem Rücktritt hat sich Bischof Valerio Lazzeri am Sonntag in der Kathedrale verabschiedet: «Gott verlangt von uns keine Erfolge, die wir als Trophäen ausstellen können.» Weihbischof Alain de Raemy widersprach Berichten, wonach Lazzeri kein guter Kommunikator sei. Als Geschenk gibt’s eine Reise nach Jerusalem.
Raphael Rauch
Schweizer Bischöfe könnten unterschiedlicher kaum sein kann. Im fernen Abu Dhabi stimmt der Kapuziner Paul Hinder (80) gerade mit dem Staatssekretariat seinen zweiten Papst-Besuch ab. Nach Franziskus’ Reise nach Abu Dhabi 2019 kommt der Pontifex übernächste Woche nach Bahrain. Das bedeutet viel Arbeit für den 80-jährigen Schweizer.
Rücktritt in Lugano wegen «innerer Müdigkeit»
In Lugano hingegen hat Bischof Valerio Lazzeri (59) die meisten mit seinem Rücktritt überrascht. Als Grund gab Valerio Lazzeri an, in den letzten zwei Jahren sei in ihm eine «innere Müdigkeit» gewachsen: «Diese hat mir nach und nach den Schwung und die Heiterkeit genommen, die es braucht, um die Kirche von Lugano angemessen zu leiten.»
Von fehlendem Schwung war am Sonntag nicht die Rede, als Bischof Valerio Lazzeri in der Kathedrale von Lugano verabschiedet wurde. Gekommen waren zahlreiche Gläubige und Priester des Bistums, aber auch Lazzeris Kollegen aus der Bischofskonferenz, wie Bistumssprecher Luca Montagner kath.ch bestätigte.
Auch das Erzbistum Mailand ist gekommen
Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, der Basler Bischof Felix Gmür, war ebenso da wie der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, sowie die Kollegen aus Sitten, Jean-Marie Lovey, und Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod. Auch zwei Emeriti erschienen: Lazzeris Vorgänger, Bischof Pier Giacomo Grampa, und der emeritierte Weihbischof von Mailand, Erminio De Scalzi.
In seiner Predigt wurde Bischof Valerio Lazzeri kurz nostalgisch: «Ich denke mit Dankbarkeit und Ergriffenheit an die feierlichen Feiern der Chrisam-Messe, des österlichen Triduums, der grossen Feste des liturgischen Jahres, der Priester- und Diakonenweihen und so vieler anderer Anlässe.» Er sei überzeugt: «Die Geschichte geht weiter und wird nicht durch Gesichter und Namen unterbrochen.»
«Gott verlangt von uns keine Trophäen»
Der frisch emeritierte Bischof sagte laut Manuskript, nicht jeder könne seinen Rücktritt nachvollziehen. Vor Gott komme es aber nicht auf eine «Liste von Erfolgen und Leistungen» an. «Gott verlangt von uns keine Erfolge, die wir als Trophäen ausstellen können.» Stattdessen zähle das «unerschütterliche Vertrauen». Auch als emeritierter Bischof verspüre er den Wunsch, «zu dienen und jeden einzelnen von euch zu lieben».
Papst Franziskus hat den Weihbischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Alain de Raemy, als Apostolischer Administrator vorübergehend mit der Leitung der Diözese betraut. Alain de Raemy verteidigte Lazzeri gegenüber Berichten, wonach dieser als Bischof kein guter Kommunikator gewesen sei.
«Keineswegs pharisäisch, aber auch nicht paulinisch»
«Wissen Sie, was ich antworte? Dass Sie wirklich wissen, wie man kommuniziert – aber ohne dieses pharisäerhafte Bedürfnis», sagte Weihbischof Alain de Raemy laut Manuskript. «Ihre besondere Art, bei den Bedürftigen zu sein, ist keineswegs pharisäisch, aber auch nicht paulinisch: Ihr Weg bleibt verborgen, mit einem grossen Gefühl der Unzulänglichkeit.»
Weihbischof Alain de Raemy betonte, er wolle Valerio Lazzeri mit Gebeten auf seinem neuen Weg begleiten: «Ich werde immer da sein, um Ihnen dafür zu danken, dass Sie auf eine besondere Art und Weise mit uns allen zusammen sind.»
Priester bittet um «Verzeihung für unsere Versäumnisse»
Im Namen der Priester des Bistums Lugano dankte Don Nicola Zanini Bischof Valerio Lazzeri für sein Wirken. Auch Don Nicola widersprach Stimmen, wonach sich Lazzeri «oft zurückgezogen oder nicht sonderlich auf Beziehungen geachtet» habe, wie dem Manuskript zu entnehmen ist. Don Nicola zitierte Mutter Bernarda, die Gründerin der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen: «Gott will nur unsere Hingabe; der äussere Erfolg ist seine Sache.» Bischof Valerio Lazzeri fühle sich dem verpflichtet.
«Ich danke Ihnen im Namen von uns allen für Ihr Engagement und für Ihren feinen, nie aufdringlichen Stil. Ich bitte Sie auch im Namen aller um Verzeihung für unsere Versäumnisse», sagte Don Nicola, ohne auf die einzelnen Sex-Skandale im Klerus der Diözese einzugehen. Bischof Valerio Lazzeri stehe mit seinem Rücktritt dafür, dass man auch «mit der Geste des Verzichts» die Kirche lieben könne.
Abschiedsgeschenke: Ikone des Heiligen Bruno und Reise nach Jerusalem
Zum Abschied überreichte Don Nicola zwei Geschenke: eine Ikone des Heiligen Bruno, den Bischof Valerio Lazzeri sehr verehre. Und einen Gutschein für einen Gebets- und Studienaufenthalt in Jerusalem. Wann und wie? Das dürfe der Beschenkte entscheiden.
Hier geht es zur › Bestellung einzelner Beiträge von kath.ch.