Valerio Lazzeri zu seinem Rücktritt: «In den letzten zwei Jahren ist eine innere Müdigkeit in mir gewachsen»
Nach knapp neun Jahren hat Valerio Lazzeri (59) die Leitung des Bistums Lugano abgegeben. Grund: Im Laufe der Zeit seien ihm die mit dem Bischofsamt verbundenen Aufgaben «unerträglich» geworden. Papst Franziskus hat den Rücktritt von Lazzeri angenommen und am Montag Weihbischof Alain de Raemy zum Apostolischen Administrator ernannt.
Barbara Ludwig
Es muss ein schwieriger Moment für Valerio Lazzeri gewesen sein. «Es ist nicht leicht für mich, heute Morgen das Wort zu ergreifen. Ein Haufen widersprüchlicher Gefühle belagern mein Herz», sagte Lazzeri am Montag vor zahlreichen Journalistinnen und Journalisten am Sitz der bischöflichen Kurie in Lugano.
In emotionalen Worten schilderte der 59-Jährige, warum er nicht mehr Bischof von Lugano sein will. Viel Wert legte er offensichtlich auch darauf, zu beschreiben, was ihm an seinem Hirtenamt gefiel: Die Verkündigung des Evangeliums, das Feiern der Sakramente, den Menschen – insbesondere den Benachteiligten und Leidenden – nahe zu sein. Dies seien die Eckpfeiler der Sendung, zu der er sich weiterhin berufen fühle, versicherte Valerio Lazzeri.
Schwung und Heiterkeit verloren
Gleichzeitig habe er vor allem in den letzten zwei Jahren eine wachsende innere Müdigkeit gespürt. «Diese hat mir nach und nach den Schwung und die Heiterkeit genommen, die es braucht, um die Kirche von Lugano angemessen zu leiten.»
Die mit dem Bischofsamt verbundenen Aufgaben seien ihm im Verlauf der Jahre «unerträglich» geworden, sagte Valerio Lazzeri, der im Dezember 2013 zum Bischof geweiht worden war. Er räumte auch ein, dass es ihm schwer gefallen sei, Autorität auszuüben, die unter bestimmten Umständen nicht ohne rechtliche und disziplinarische Instrumente auskomme. Das alles sagte Lazzeri, ohne auf konkrete Ereignisse, Schwierigkeiten oder Skandale um einzelne Priester einzugehen, die in den letzten Jahren für Schlagzeilen sorgten.
Auszeit in der Stille und im Gebet
Zum Wohle des Bistums habe er deshalb nach einer längeren Zeit des Nachdenkens entschieden, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. Valerio Lazzeri will sich nun eine Auszeit nehmen: um nachzudenken, in der Stille und im suchenden Gebet. Wohin er sich zurückziehen wird, sagte Lazzeri auch nicht, als er von einem Journalisten danach gefragt wurde. Nur so viel: Die Beziehungen zum Tessin wolle er nicht aufgeben.
Alain de Raemy wohnt bereits im Tessin
Das Bistum Lugano leitet Alain de Raemy (63) ab heute Montag und bis zur Inbesitznahme durch den künftigen Diözesanbischof. Papst Franziskus hat den Westschweizer Weihbischof zum Apostolischen Administrator der Diözese Lugano ernannt. Der für die Schweiz zuständige Nuntius, Martin Krebs, verlas an der Medienkonferenz das entsprechende Dekret.
De Raemy zeigte sich an der Pressekonferenz «überrascht» über den Personalentscheid des Papstes. Für seine neue Stelle ist er bereits nach Lugano gezogen. Er werde sich ganz seiner neuen Aufgabe im Tessin widmen, sagte er auf Italienisch. «Hier ist mein Zuhause.» Er wolle mit den Menschen hier sein «bis hinunter ins hinterste Tal». Der neue Chef der Diözese kündigte an, er wolle alle Pfarreien, alle Seelsorgestellen und alle kirchlichen Dienste besuchen.
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