Ausschnitt aus der persönlich adressierten Post der Zeugen Jehovas.
Schweiz

Zeugen Jehovas: Statt Hausbesuche gibt es nun Briefe?

Ein rotes, handgeschriebenes Kärtchen im Briefkasten einiger Menschen im Kanton Zürich. Verschickt wurde es von den Zeugen Jehovas. Das Schreiben von Briefen ist eine neue Strategie der Religionsgemeinschaft.

Sarah Stutte

Kurz vor Ostern fanden offenbar einige Menschen im Kanton Zürich – darunter auch diese Schreiberin – einen persönlich adressierten Brief von den Zeugen Jehovas (oder, wie sie sich selbst nennen: Jehovas Zeugen) in ihren Briefkästen. Auf dem roten Kärtchen war in schöner Schnörkelschrift eingangs ein Zitat aus dem Johannesevangelium zu lesen und darunter, dass es sich hierbei um eine Einladung zum «Gedächtnismahl zur Erinnerung an Jesu Tod» handelt.

Zeugen Jehovas auf Mitgliederwerbung in Zürich.
Zeugen Jehovas auf Mitgliederwerbung in Zürich.

Wer also erfahren wolle, wie und warum Jesus Tod und Auferstehung Hoffnung auf das ewige Leben gebe, der komme doch am 24. März zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort in Winterthur. Am Schluss war der volle Name und der Mailkontakt der Adressatin angegeben, mit der Aufforderung, ihr jederzeit zu schreiben, sofern man mehr über den Anlass und «Jehovas Zeugen» erfahren wolle.

Niemand mehr zu Hause

Offenbar war es unbeabsichtigt, dass die handgeschriebene Einladung im roten Couvert hier an eine katholische Empfängerin ging. Doch wie kommt die christlich-chiliastische Religionsgemeinschaft überhaupt an Privatadressen? Und warum schreibt sie jetzt Briefe?

Ganze Stadien füllen die Zeugen Jehovas mit ihren Kongressen.
Ganze Stadien füllen die Zeugen Jehovas mit ihren Kongressen.

Hausbesuche gibt es nach wie vor, hiess es daraufhin von der nicht ganz leicht auffindbaren Schweizer Pressestelle der Glaubensgemeinschaft. «Jehovas Zeugen folgen seit über 100 Jahren dem urchristlichen Modell und suchen Menschen zu Hause auf, um mit ihnen über die gute Botschaft der Bibel zu sprechen. Daran hat sich nichts geändert», erklärt der Pressesprecher Dominic von Niederhäusern auf Anfrage von kath.ch.

Adressen aus dem Telefonbuch

Und warum dann die Briefe? «Weil viele Leute heute nicht mehr so oft zu Hause und dementsprechend schwer anzutreffen sind, versuchen wir zum Teil auch auf brieflichem Weg, einen biblischen Gedanken zu teilen», so Dominic von Niederhäusern. Der Sprecher von «Jehovas Zeugen der Schweiz» hält aber fest, dass dabei «Adressen nicht gespeichert oder verwaltet» werden. «Vielmehr werden Briefe entweder direkt vor Ort adressiert, wenn niemand zu Hause ist, oder die Adresse wird dem Telefonbuch entnommen», meint er.

Screenshot der Schweizer Homepage von Zeugen Jehovas mit Hinweis auf den Kongress in Zürich.
Screenshot der Schweizer Homepage von Zeugen Jehovas mit Hinweis auf den Kongress in Zürich.

Nun ist es so, dass die spezifische Karte nicht so ausgesehen hat, als ob sie auf die Schnelle vor der Haustüre gekritzelt worden wäre – dafür ist sie zu ordentlich und mit der nötigen Ruhe verfasst worden. Zudem wurde nicht geklingelt und die Adresse der Verfasserin dieses Artikels war zu dem Zeitpunkt auch nicht im Telefonbuch einsehbar. Aber das sind natürlich nur Randbemerkungen.

Mega-Kongress in Zürich

Dominic von Niederhäusern wies noch darauf hin, dass die Zeugen Jehovas in punkto Mitgliederwerbung keine Kosten und Mühen scheuen – was auch die handgeschriebenen Briefe zeigen. Im Juli soll im Zürcher Stadion Letzigrund gar ein dreitägiger Kongress der Religionsgemeinschaft stattfinden. Der Titel lautet: «Macht die gute Botschaft bekannt!». Laut dem Video, dass die Zeugen Jehovas Schweiz dazu auf ihrer Webseite aufgeschaltet haben, ist das Füllen von Stadien kein Problem für sie. Das zeigt das Beispiel der Internationalen Convention 2019 in Manila auf den Philippinen.

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Ausschnitt aus der persönlich adressierten Post der Zeugen Jehovas. | © Sarah Stutte
29. April 2024 | 12:30
Lesezeit: ca. 2 Min.
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