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Schweiz

Wirbel um Organisten-Wahl am Berner Münster: Petitionäre bitten um Entschuldigung

Im Vorfeld der Besetzung der Organistenstelle am Berner Münster hatte eine Online-Petition Stimmung gegen Organisten «ohne lokalen Bezug» gemacht. Nun bitten die Petitionäre ausländische Organistinnen und Organisten um Entschuldigung.

Barbara Ludwig

Die Initianten bedauern, dass «die Petition Anlass zu ganz anderen, von ihnen nicht beabsichtigten Interpretationen gegeben hat», heisst es in einer Medienmitteilung des Vereins Reformierte Kirchenmusik Bern vom Mittwoch. Insbesondere bitten sie ausländische Kolleginnen und Kollegen, «die sich verletzt fühlten, von Herzen um Entschuldigung».

Im Communiqué halten der Verein und die Initianten der Petition «übereinstimmend» fest, dass die Petition «Berner Münster Wahl des neuen Organisten» keine Initiative des gesamten Vereins gewesen sei, sondern lediglich «einzelner Mitglieder».

Sorge um Stellenabbau bei Kirchenmusik

Die Initianten halten weiter fest, dass es ihnen bei der Lancierung der Petition einzig um «die Sorge fehlender Berufsperspektiven vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Stellen-Abbaus im Bereich Kirchenmusik» gegangen sei. Auch habe sich ihre Petition nicht gegen die damals noch unbekannte Person des künftigen Münsterorganisten gerichtet, versichern sie in der Mitteilung.

Auswahl der Organisten für Prestige-Stellen kritisiert

Die von den Musikerinnen Vera Friedli und Brigitte Scholl initiierte Online-Petition hatte im Februar für Wirbel gesorgt. Sie machte sich für den Berner Organisten Marc Fitze stark und kritisierte die «schweizerische Praxis, dass attraktive Stellen vorwiegend an nicht vor Ort vernetzte Kirchenmusiker:innen vergeben werden». Darin hiess es weiter, dass in zwölf der 15 grössten Deutschschweizer Städten in den letzten 15 Jahren ausländische Organisten «ohne lokalen Bezug» an die Hauptkirche gewählt worden seien.

Wolfgang Sieber
Wolfgang Sieber

Auch der frühere Organist der Luzerner Hofkirche, Wolfgang Sieber, hatte die Petition mitunterzeichnet. Es gehe um Sprache, tradierte Bräuche und Entwicklungen in Gesellschaft und Kultur. «Da ist eine Akklimatisation der Künstlerinnen und Künstler sehr wichtig», sagte er im Interview mit kath.ch.

Die Online-Petition wurde nach kurzer Zeit vom Netz genommen – um eine «Schlammschlacht zu verhindern», wie es hiess.

Herzliches Willkommen an Christian Barthe

Die Stelle am Berner Münster bekam schliesslich Christian Barthe aus Deutschland. Er tritt die Nachfolge von Daniel Glaus im November 2022 an. Der Verein Reformierte Kirchenmusik Bern und die Initianten der Petition heissen Barthen in Bern «herzlich» willkommen, heisst es in der Mitteilung. Man hoffe, die Diskussionen über die Petition mit dem Communiqué beenden zu können.


Orgel | © Oliver Sittel
14. April 2022 | 11:19
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