Christian Barthen tritt im November 2022 die Stelle als Organist des Berner Münsters an.
Schweiz

Christian Barthen soll die Orgel am Berner Münster zum Leuchten bringen

Die Expertenkommission hat sich für den deutschen Organisten Christian Barthen entschieden. Exzellenz und Basisfähigkeit waren Kriterien bei der Auswahl. Unklar bleibt, warum es so wenig Bewerbungen aus der Schweiz gab.

Eva Meienberg

Christian Barthen (38) ist zum neuen Organisten des Berner Münsters bestimmt worden. Eine Expertenkommission hat den deutschen Organisten aus Saarbrücken aus 41 Bewerbenden erkoren. In der Kommission waren Mitglieder der Kirchgemeinde Münster und der Hochschule der Künste Bern vertreten. Christian Barthen tritt die Nachfolge von Daniel Glaus im November 2022 an.

Berner Münster
Berner Münster

Swissness gefordert

Im Vorfeld des Findungsprozesses wurde eine online-Petition lanciert. Nach zwei Tagen war die Petition wieder gelöscht, angeblich um eine Schlammschlacht zu verhindern. Die Petitionärinnen kritisierten, dass «attraktive Stellen vorwiegend an nicht vor Ort vernetzte Kirchenmusiker:innen vergeben werden». Die «Sprache, tradierte Bräuche und Entwicklungen in Gesellschaft und Kultur» der Schweiz zu kennen, sei ganz wichtig, sagte Wolfgang Sieber, ehemaliger Stifts- und Hoforganist der Hofkirche in Luzern im Interview mit kath.ch. Er hatte die Petition unterzeichnet.

Nur wenige Bewerbungen aus der Schweiz

Auf die Ausschreibung haben sich 41 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet. Nur gerade sieben Bewerbende hatten einen Schweizer Pass. «Vielleicht liegt es daran, dass die Stelle nur online ausgeschrieben wurde», vermutet Max Suter, Kirchgemeinderat in Münster und Mitglied der Expertengruppe.

Schweizer Pass
Schweizer Pass

Der Kritik der Petitionärinnen hält er entgegen, dass in der zweiten Bewerbungsrunde vier Bewerbende mit Schweizerpass und vier mit ausländischem Pass gewesen seien. In der letzten Runde stand eine Bewerbung aus der Schweiz, einer aus Deutschland gegenüber.

Zu wenig Selbstvertrauen?

Vielleicht liege die Hürde bei der Dozentur an der Hochschule der Künste, mutmasst Max Suter und präzisiert: «Vielleicht trauen sich die schweizerischen Bewerberinnen und Bewerber die Lehre und Forschung an einer Hochschule nicht zu?»

Neben den 80 Prozent als Organist wird Christian Barthen 20 Prozent als Dozent an der Hochschule der Künste Bern unterrichten. Dieses Jobprofil hatte bereits sein Vorgänger Daniel Glaus. An dieser Tradition soll festgehalten werden, sagt Max Suter. Einerseits steigere die Titularprofessur an der Hochschule das Renommee der Stelle des Organisten. Andererseits profitierten die Studierenden der Hochschule, wenn sie auf den verschiedenen Orgeln des Berner Münsters spielen könnten.

«Exotisch ist das Stellenprofil nicht», sagt Max Suter. Tatsächlich lehrt auch der Organist am Zürcher Grossmünster, Andreas Jost, als Professor für künstlerisches Orgelspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Und der Organist des Basler Münsters Andreas Liebig ist unter den Dozierenden an der Hochschule für Musik in Freiburg aufgeführt.

Den Markt ausloten

Auf ein Berufungsverfahren für die Organistenstelle im Berner Münster sei bewusst verzichtet worden, sagt Max Suter. Man habe den internationalen Markt ausloten wollen. Und neben der Basisfähigkeit der ausgewählten Person, spiele die Exzellenz eine grosse Rolle. «Die Orgel am Berner Münster soll leuchten», sagt Max Suter.

Integration in die Kirchgemeinde

Gibt es Auflagen für den Organisten punkto Integration in die Kirchgemeinde? «Im Pflichtenheft steht, dass sich Christian Barthen in die Kirchgemeinde einbringen muss», sagt Max Suter, wie genau steht allerdings nicht. Klar sei, dass Christian Barthen mit seinem 80 Prozent-Pensum seinen Wohnsitz nach Bern verlegen wird, sagt der Kirchenrat.


Christian Barthen tritt im November 2022 die Stelle als Organist des Berner Münsters an. | © zVg
3. März 2022 | 17:04
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